expatriate

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Hallo Zusammen,

ein nicht zu vergessenes Thema. Sind wir nicht alle ein wenig Opfer der Werbung und sonstiger Einflüsse, die auf unsere Kaufentscheidungen Einfluss nehmen?

Beispiel Handy: Ich habe selten ein Handy länger als ein halbes Jahr. Mittlerweile nervt mich es, da meine Kernfunktionen immer dieselben sind und ich bisher mit keinem Handy richtig zufrieden war. Letztes Handy war ein HTC Touch HD. Mich nervt die fehlende echte Tastatur. Jetzt geht es viele Schritte zurück: Ein IPod touch als PIM-Gerät und ein so gut wie nie gebrauchtes simples Sony Ericsson W580i als Handy - zum SMS schreiben und Telefonieren.

Der Mensch gibt unglaublich viel Geld aus für Dinge, die als wichtig verkauft werden: Eine teure Uhr, ein teurer Stift, ein gutes neues Handy, ein neuer Laptop, ein kleines Netbook, ein EBook, etc.

Wie geht ihr damit um? Seid ihr dem Kaufrausch erlegen oder habt ihr eure Prioritäten?

Grüsse
 
Zu einem gewissen Grade lassen wir uns alle webungsmäßig manipulieren. Unwillkürlich. Ja da können wir sogar gar nichts dagegen tun, denn es genügt manchmal einen Werbespot zu sehen, der sich ins Unterbewustsein einfrisst und uns das nächste mal im Elektronikshop zum Beispiel ein gutes Gefühl vermittelt, wenn wir uns die hunderste Festplatte oder das modernste Handy kaufen.

Deshalb versuche ich natürlich mich größtenteils von Werbungen fernzuhalten. Nun gut, auf der morgentlichen Zugstrecke komme ich unfreiwillig an Werbetafeln vorbei, am Weg zur Schule sehe ich die Markenkleidung vor mir gehen, jemanden, der sein neuestes Handy benutzt. Ja das geht eigentlich uns so den ganzen Tag, und auch wenn wir uns im Stilmagazin-Forum einloggen, strahlen uns die ersten Werbebanner entgegen :D
Was ich damit sagen will, ist, dass wir leider allzuoft mit werbenden Reizen konfrontiert werden die eben dann maßgeblich unser Kaufverhalten beeinträchten. Richtig. Dem entgegenzuwirken ist leider schwierig und nur im begrenzten Rahmen möglich, deshalb lässt sich so schwer sagen, ob jemand nach Werbung kauft oder nicht.
Ich habe mir aber in letzter Zeit angewöhnt, explizit diese Dinge NICHT zu kaufen, die ich schon 'mal in Werbungen gesehen habe, getreu dem Motto:
"Wenn das Produkt gut genug wäre, müsste niemand dafür werben." :D
Natürlich trifft das so gut wie nie zu, aber es kräftigt meinen Willen, für so etwas nichts auszugeben ;)

Lg Leon
 
Hand aufs Herz, man erwischt sich immer wieder beim Kauf unnötiger Dinge.
Dies kann der (überteuerte) Café bei Starbucks sein :rolleyes:

Muss es ein MacBook sein? Das neue Iphone?
Anfangs waren es nur wenige - nun ist (fast) jeder im Besitz dieser Geräte.
Bei der Kleidung funktioniert dieser Habitus genauso. (Beispiel: Ed Hardy ;))
Es lässt sich hervorragend mit einer Blasenbildung (z.B. am Finanzmarkt) erklären.

Die Käufe steigen exponentiell und wenn der Höhepunkt erreicht ist, jeder versorgt ist - folgt das "Verramschen", oder ein neues Produkt. Heute wird man müde bellächtelt, ein Appleprodukt früherer Generationen zu besitzen und aus diesem Grund ist es einfach besser nie in Versuchung zu geraten.
Es wird immer den Kampf um Anerkennung, (Schein)Reichtum, Aufmerksamkeit, Trendsetting geben. Stark ist derjenige, dem es ein Leichtes ist sich davon fernzuhalten.
Zudem es sich bei geworbenen Produkten um einen Wert handelt. Man kann nicht von einem echten Eigentum reden.

Wertbeständig hingegen wäre eine Uhr (Rolex:D) oder ein Auto (Ferrari:D)....sind wir wieder am Anfang der Geschichte?


Lektüre zu diesem Thema.
Käuferverhalten (Alfred Kuß)

"Wer nichts zum Besitz macht,
hat auch nichts, das er verteidigen müßte,
er kann offen, wach, neugierig
und freundlich in die Welt schauen,
er kann von Tag zu Tag jünger und gesünder werden,
sein leben kann sich entfalten,
seine Seele wird aufblühen und den Duft der Liebe verströmen."
© Peter Lauster, (*1940),
deutscher Psychologe und Autor

ad Cravate: Deswegen passen Dir auch die Anzüge so gut.
Fazit: Demjenigen den Reinfall bieten, die im Trenddenken verankert sind und das ist nahezu jeder. Jeder gleich, nur woanders.
 
Es ist leider nur sehr schwer, dem entgegenzuwirken.

Ich denke, irgendwann erliegt man immer den Reiz, irgendetwas zu kaufen und man ärgert sich später, dass man schwachgeworden ist. Vor allem an den Handys sehe ich das ganz deutlich - die Mehrzahl benutzt vielleicht 10-15% der Funktionen einen Handys. Ich habe noch nie den Rechner eines Handys verwendet. Oder den Currency Rechner. Oder das Notizbuch. Die Industrie gaukelt uns Bedürfnisse vor, von denen wir glauben dass wir sie haben (aber in Wirklichkeit kommen über die Hälfte aller nutzer mit einem Handy mit zwei Funktionen aus - SMS und Phone-Funktion - hey, das wäre ne Marktlücke - nur die zwei Funktionen und die am allerbesten umsetzen). Mich ärgert es zu wissen und trotzdem so oft Käufe zu machen wo man hinterher sich fragt: WARUM?
 
Zur Thematik passender und recht putziger Schrieb vom einschlägig bekannten Herrn Bolz:





Das konsumistische Manifest
Klappentext
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Der Konsumismus ist das Immunsystem der Weltgesellschaft gegen den Virus der fanatischen Religionen. Die Apologie dieses Lebensstils, bis hinein in die Sphäre der Liebe, muß nicht die Augen verschließen vor den Folgelasten der Modernisierung, den Ausschlußmechanismen unserer westlichen Rationalität und den Schicksalen der Globalisierungsopfer. Auch die immanenten Schwächen des konsumistischen Lebensstils, der vom pursuit of happiness nur den "happiness of pursuit" übrig läßt, liegen seit langem offen zutage. Heute wäre es aber an der Zeit, die Stärke in diesen Schwächen zu erkennen. Der Konsumismus verspricht weder das Ziel noch das Ende der Geschichte, sondern nur das immer wieder Neue. Und wo anders wäre, nachdem die Moderne den Himmel ausgeräumt hat, die Wendung von der Transzendenz zur Introszendenz möglich: die Eroberung der "diesseitigen Tiefe"?
http://www.perlentaucher.de/buch/11827.html
 
Warum so konsumkritisch? Natürlich kauft man öfter Dinge, die man nicht braucht, na und? Wem schdet man damit? Wenn wir für einen Moment einmal ganz ehrlich sind, dann muss man doch konstatieren, dass wir hier im Forum ausschließlich über Dinge diskutieren, die man nicht braucht. Wir schwärmen von verschiedenen Arten Schuhe herzustellen, von handgearbeiteten Hemden, echten und unechten 7-Fold-Krawatten, Perlmuttknöpfen und Düften. Brauchen wir alles nicht. Wollen wir aber und genau das ist der Punkt. Wir haben das große Glück in einer Gesellschaft zu leben, in der die meisten Menschen haben was sie brauchen. Der Motor unseres Wohlstandes sind aber all die "überflüssigen" Dinge, die keiner braucht aber viele wollen. Ich darf momentan an einer Veranstaltung für den künftigen Audi A8 teilnehmen. Ein Fahrzeug das keiner braucht, voll von Dingen, die ebenfalls keiner braucht. Aber ein Ausweis höchster deutscher Ingenieurskunst an dem ich mich durchaus ergötzen kann. Bitte nicht vergessen: Viele hochqualifizierte Arbeitsplätze hängen an einem solchen Produkt, wie an einem Apple-Rechner, einem Handy 3G usw. Laben wir uns daran!
 
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