Feuilleton

Nur so viel, überlässt man einem Interessenverband wie der OECD das Qualitätsmanagement eines Bildungssystems und bestimmt deren Ranking (PISA) zum Indikator, muss man sich nicht wundern, wenn Lesefähigkeit, Rechenkenntnisse und naturwissenschaftliches Basiswissen einzige Qualitätsmerkmale sind. Dabei liegt es auf der Hand, dass für diese Organisation nur die ökonomische Verwertung von Humankapital relevant ist. Nach sozialen, ethischen, künstlerischen Kompetenzen wird überhaupt nicht gefragt und nach dem alten bürgerlichen Ideal des Humanismus schon gar nicht.

Warum? Das eine kann man halbwegs qualitativ und quantitativ messen und es herrscht geerell eine einheitliche akzeptierte Meinung (wiss. belegte), dass "mehr" = höhere Kompetenz auch "besser" ist.
Bei "sozialen, ethischen, künstlerischen Kompetenzen" streitet man sich ja schon um die Definition an sich, ganz davon mal abgesehen, dass die führenden Köpfe auf den Gebieten (Profs & Forscher), sich ständig in die Haare bekommen was "gut" oder "schlecht" ist (gibt es Belege, dass jemand dadurch ein "besserer" Mensch ist, was ist "besser" und wie messen wir das in dem Kontext?). Eh alles abhängig von Kulturkreis und komplett relativ...
 
PISA hat eine Menge an Problemen, das geht schon bei der Statistik los, dann noch die ausgesuchte Schulen und Klassen... Aber das sind alles Details

Die Definition "sozialen, ethischen, künstlerischen Kompetenzen" halte ich einfach nur für fast nicht objektiv messbar im Gegensatz zu: % Personen lösen Gleichung xyz.

Geht generelles Wissen in Philosophie & Religion einher mit sozialer Kompetenz? Ich sage nein. Es gibt genug wissende und intelligente Leute, die sich bewusst oder unbewusst wie ein egoistisches Axxxx verhalten.
Ein Kunsthistoriker mit Dr. ist auch nicht automatisch ein guter Künstler (dazu gehört halt Kreativität & Innovationsfähigkeit, oder Genie). Dali hat die Uni geschmissen, weil er glaubte er sei zu gut um von seinen Profs geprüft zu werden ;)
Schule fragt generelles halbwegs messbares Wissen ab. Ich stimme mit dir vollkommen überein, dass andere Kompetenzen wichtig sind bzw. sogar wichtiger (Einstellung, Toleranz, Werte,..), es ist halt absolut schrecklich sie zu definieren und zu quantifizieren (Fragebogen style). Und noch schwerer sie zu vermitteln. Schon bei Bildung sagt die moderne Soziologie: Familie ist das wichtigste, Schule so gut wie nutzlos (zumindest messen die Wissenschaftler keinen positiven Effekt von mehr "Geld im Bildungssystem")

Ist jemand der sich von Tieren ernährt "schlimmer" als ein Vegetarier? Was ist daran ethisch verwerflich oder etwa nix? Warum sollte man nicht Hunde/Katzen essen (s. China)? Rind ist aber ok (s. Indien)? So was ist für mich kultureller Hintergrund und die natürliche Varianz von Werten.
 
Erst eine weitreichende Bildung macht uns zu kultivierten Menschen, die in der Lage sind, Fragestellungen des alltäglichen Lebens reflektierend zu betrachten und fundierte Antworten darauf zu finden.

Ich wiederhole, es gibt genug gebildete und kultivierte Menschen die arrogante & egoistische ... sind. Da ist mir ein Mensch mit positiver und einfühlsamer Grundeinstellung lieber (und sei er "dumm").
Ob eine Gesellschaft bei A = B, A > B, oder A < B prosperiert ist die Frage.
 
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