Erfahrungsbericht: Policke vs. Dolzer vs. Suitsupply vs. Rooks & Rocks vs. Vesturo

Ich finde es bezeichnend, dass du die Diversität der Biosiegel als Scheinzertifikate bezeichnest. Falls du was anderes meintest, dann entschuldige bitte. Falls nicht: Was ein Quatsch.
Du verstehst mich schon ganz richtig. Es ist ein typisches Beispiel für „Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass“ und dazu noch im Wesentlichen unkontrolliert, was angesichts der möglichen hohen Gewinnspannen auch gerne ausgenutzt wird. Ich bin damit nicht allein, ich hatte oben dazu schon mal etwas aus der taz zitiert, die ich nicht für ein konservatives Medium halte: https://taz.de/Zweifel-an-Bioware/!5897155/

Man muss den Konsumenten aufklären, man muss ihm die geschmacklichen Vorteile fühlbar machen und ihm nicht nur einen hohlen Aufkleber geben, dessen inhaltliche Bedeutung er chronisch überschätzt, weil ihm die Kriterien gar nicht klar sind und er dessen Vorteile gustatorisch gar nicht erfassen kann.

Das ist ganz einfach. USA, Australien etc. ist echte Freilandhaltung mit einer Maismast am Ende mit Rindersorten hoher Fleischqualität. Bio hierzulande ist 2 Quadratmeter mehr Platz pro Tier im Stall mit den gleichen effizient schnell wachsenden Tierrassen konventioneller deutscher Aufzucht und geschmacksarmem Resultat. Was ist scheinheiliger?

Das Problem ist, dass diese ganze Diskussion damit vergiftet ist, dass Leute sich über eigenes Verhalten moralisch definieren wollen, statt tatsächlich etwas zu bewirken. Deswegen sind die diesbezüglichen Entscheidungen ihrer Mitmenschen diesen Leuten auch eben nicht „hart egal“, weil der gefühlte eigene Unterschied zu den Mitmenschen wichtiger ist als eine tatsächlich wirksame übergreifende gesellschaftliche Verbesserung.

Das möchte gar nicht beurteilen, wie meine Mitmenschen das sehen, ich fange da einfach bei mir an. Ich will auch gar keine Absolution dafür, dass ich am Leben bin und damit durch meine bloße Anwesenheit, mein Bedürfnis nach Nahrung, Wärme und Mobilität die Umwelt belaste. Mir ist nur Wirksamkeit wichtiger als im Partygespräch ein guter Mensch zu sein.

Das heißt übrigens nicht, dass ich keine Bio-Produkte kaufe, ich kaufe im Gegenteil sehr viel davon, das mag Dir in Deinem heiligen Eifer entgangen sein. Gestehe mir nur zu, dass ich es lächerlich finde, dass bei meinen energieintensiven Ofenaufbackbrötchen für Homeoffice-Tage (an denen ich u.a. meinen CO2-Mobilitätsfußabdruck reduziere) ein Demeter-Siegel auf der Packung prangt. Aber sie schmecken schon halt ganz gut für das, was sie sind.

Ich bin für DRC zu arm , aber Bio bei Wein ist noch mal ein größerer Witz. Es gibt unzählige Betriebe in Südeuropa, die unzertifiziert biologisch arbeiten, z.B. der Le Vieux Donjon Ch9dP, den ich gerade im Glas habe. Da es durch das wärmere, trockenere Klima und die weniger dichte Bestockung weniger Krankheitsprobleme gibt, ist das auch viel einfacher, auf Pestizide und Fungizide zu verzichten, als im feuchten nördlichen Europa, es macht also überhaupt keine zusätzliche Mühe. Das Biosiegel kommt dann nur für den deutschen Absatzmarkt, kostet ja auch extra Geld. Und in den nördlichen Regionen spritzt man dann bei Bio einfach anders. Erlaube mir auch hier, dass ich das lächerlich finde, es ist ein Feigenblatt. Weinbau ist generell höchst umweltbelastend, insbesondere im kühleren Klima. Wenn man das doof findet, darf man keinen Wein trinken.
 

Problematisch ist an Bio, dass die Verbände (welche die Zertifikate ausstellen) den Fokus wesentlich stärker auf „Frei von Kunsttdünger und Pestiziden“ legen, als auf den Aufbau gesunder Böden und der darauf beruhenden Gesundheit von Pflanzen und Tieren.

Demeter mal ausgenommen, da biodynamische Produktion eine Lebensphilosophie ist.

Bei Tests zur Nährstoffdichte in Lebensmitteln, schneiden Produkte aus biologischer Landwirtschaft nicht unbedingt besser ab, als solche aus konventioneller Züchtung. Im Durchschnitt ja, aber es gibt hervorragende konventionelle Ware.

Für mich ist das ein ausreichender Grund, hauptsächlich biologisch gezüchtete Lebensmittel zu kaufen, schließt aber andere Produkte nicht aus.

Bei wirklichem Interesse an hochwertiger Ernährung, kommt man also nicht darum herum, sich tiefer mit der Materie zu befassen.

Und @bluesman528 : Scharlatane gibt es überall.
 
Ich finde es bezeichnend, dass du die Diversität der Biosiegel als Scheinzertifikate bezeichnest. Falls du was anderes meintest, dann entschuldige bitte. Falls nicht: Was ein Quatsch.
Ich möchte auf eure Diskussion über den Sinn und Unsinn garnicht näher eingehen, ich möchte aber gerne zwei drei Fakten zu Siegeln generell bzw manchen Siegeln Demeter anmerken.
Zum einen ist da das Problem, dass die Siegel von Organisationen vergeben werden die damit teilweise ziemlich viel Geld verdienen und dementsprechend auch Eigeninteressen fernab einer Qualitätssicherung der Erzeugnisse nicht undenkbar sind. Besonders da es für die Zertifizierungsunternehmen um Beiträge geht. Dann kommt noch dazu, dass bei den Siegelverkäufern ein teilweise ziemlich komischer esoterischer Quatsch dabei ist. Gerade Demeter tut sich hier unangenehm hervor.
https://www.faz.net/aktuell/wirtsch...t-kritik-aus-den-eigenen-reihen-19415014.html
Und jetzt was generelles zu den ganzen Biosiegeln. Bei Fleisch ist objektiv gesehen Wildfleisch die sowohl nachhaltigste als auch natürlichste Methode und die Fleischqualität ist ebenfalls besser als sämtliche anderen Haltungsformen. Es gibt schlicht nichts natürlicheres und nichts was mit weniger Tierleid produziert wurde. Von Biosiegeln ist Wildfleisch allerdings kategorisch ausgeschlossen, da logischerweise niemand lückenlos überwachen kann was ein Stück alles im Laufe seines Lebens gegessen hat. Und da kann eine Wildsau, ein Reh oder ein Hirsch auch mal an dem Acker genascht haben auf dem nicht nach irgendwelchen Ökoregeln angebaut wird.
Die Scheinheiligkeit vieler Ökofirmen wie Greenpeace, NABU, BUND usw. dauernd berechtigterweise gegen Massentierhaltung zu wettern aber andererseits auch dauernd gegen das genaue Gegenteil, die Jagd, zu opponieren lasse ich hier mal außen vor. Sie tut aber ein übriges.
Soviel zur garantierten Qualität und zur vermeintlichen Natürlichkeit welche durch diverse Biosiegel vorgetäuscht wird.
 
Die Biodynamie-Diskussion hatten wir bei der Ausbildung des WSET sehr häufig. Ich habe zu der Zeit mehr zugehört. Die Kritiken sind mir bekannt, auch den Hintergrund des Gründers dieser Form der Landwirtschaft.

Das Thema Biodyn wird auch der in Szene weiterhin sehr kontrovers diskutiert.

Aber meistens besteht dabei ein Konsens: Es gibt kaum Weingärten, die derart lebendig und im Tierreich divers sind. Ich erinnere mich an den Satz:"Wie das klappt, weiß ich nicht. Aber ich sehe, dass es funktioniert."

Das jedes Siegel Kritik aushalten muss: Geschenkt. Das die Geld verdienen wollen/können/müssen auch.

Mir geht's bei dieser Diskussion vor allem um den, in meinem Augen irrigen, Gedanken: Wenn ich beim lokalen Metzger gutes Geld ausgebe, dann bekomme ich auch gutes Fleisch. Der kausale Zusammenhang ist leider oft nicht gegeben und ohne ein reales Interesse in das Thema Nachhaltigkeit und Landwirtschaft wirds den meisten Konsumenten schwer fallen, dahinter zu blicken. Leider.
Auch wenn ich zugeben muss, dass es auch in der deutschen konventionellen Landwirtschaft enorme Fortschritte erzielt wurden.

Das Wildbret die natürlichste und auch biologischste Form ist: Eh klar.
Ich bin daher auch sehr dankbar, morgen mein von mir erlegtes Reh abholen zu dürfen.
Das erfüllt einen mit Respekt und Dankbarkeit.

@bluesman: Schade, ich hatte leise auf eine kleine Vertikale gehofft