Lieber Arbiter Elegantiarum,
das von Ihnen beschriebene Phänomen hat meines Erachtens zwei Gründe: Verfügbarkeit und Gewohnheit.
Verfügbarkeit von a) Jacken mit ordentlich und traditionell gemachten Brustleisten, die tatsächlich auch so dimensioniert sind, daß sie ein Stecktuch aufnehmen können —viele allzu modischen Jacken verfügen über lediglich ein verstümmeltes und zu kleines “Sackerl” im Brustbereich, schlecht geformt und unbrauchbar abgefüttert— und von b) Stecktüchern in Dimensionen, die zu Ihrer bevorzugten Brustleistenform passen. Für Einstecktücher gibt es ja im Grunde keine ernstzunehmende Standardgröße, so daß jeder selbst entscheiden muß, welches Maß für ihn das rechte ist. Ich beispielsweise kaufe grundsätzlich keine Stecktücher, die kleiner als 35 cm zum Quadrat sind, noch lieber sind mir recht üppige 40 cm. Natürlich muß das Material des Tuches stets berücksichtigt werden, das heißt Leinen und Wolle dürfen kleiner sein, Jaquardseide sollte größer dimensioniert sein und so fort.
Gewohnheit was die “Ausbeulung” an der Brust angeht. Da heute leider viel zu wenige Menschen ihre Jacken comme il faut tragen, das bedeutet natürlich mit Zier in der Brustleiste, sind wir an den Anblick und bisweilen das Gefühl einer gefüllten Brusttasche nicht mehr gewöhnt. Daraus resultiert vermutlich Ihr Unbehagen über den “Bausch”.
Mein Rat: Gewöhnen Sie sich an das Gefühl einer gefüllten Brusttasche, zumal das leichte und weiche Tuch sich im Laufe des Tages ohnedies an Ihre Brustauswölbung anpassen wird, die Körperwärme wird ein Übriges dazu tun. Andernfalls: experimentieren Sie mit verschiedenen Tuchgrößen, vielleicht fühlen Sie sich mit einer kleinen Tuchgröße ja wohler.
-F