Einstecktuch zu dick in der Brusttasche

Einstecktüchter sind ein schönes Accessoire, wie ich finde. Allerdings bereiten sie mir ein Problem. Und ich frage mich, ob das an mir liegt oder ob andere das Problem kennen und vielleicht eine Lösung wissen.

Denn selbst feine Seiden-Pochettes bauschen bei mir die Brusttasche des Anzugs auf ungebührliche Weise aus. Dazu ist zu sagen, dass ich nicht zu dick bin - also es nicht daran liegen kann.

Aber die Brusttaschen sind meines Erachtens immer sehr sehr schmal gebaut, verjüngen sich meist nach unten hin noch, so dass es dann bisweilen fast aussieht, als stecke ein Tischtennisball in ihr statt eines Tüchleins.

Das Problem ein wenig abmildern kann man, wenn man das Pochette sehr eng zusammenfaltet und es nur als schmaler Rand über die Tasche herauslugt. Allerdings eine - wie ich finde - leicht spießige Variante. Aber selbst dann trägt es auf.

Ganz schlimm ist es aber, wenn man das Tuch so flamboyant-italienisch zusammenbauscht und die Enden aus der Brusttasche kucken lässt. Dann ist das ein einziges Geknuddel in der Tasche und trägt massiv auf.

Wie geht Ihr damit um? Was kann man tun?

Viele Grüße

A.E.
 
Lieber Arbiter Elegantiarum,

das von Ihnen beschriebene Phänomen hat meines Erachtens zwei Gründe: Verfügbarkeit und Gewohnheit.

Verfügbarkeit von a) Jacken mit ordentlich und traditionell gemachten Brustleisten, die tatsächlich auch so dimensioniert sind, daß sie ein Stecktuch aufnehmen können —viele allzu modischen Jacken verfügen über lediglich ein verstümmeltes und zu kleines “Sackerl” im Brustbereich, schlecht geformt und unbrauchbar abgefüttert— und von b) Stecktüchern in Dimensionen, die zu Ihrer bevorzugten Brustleistenform passen. Für Einstecktücher gibt es ja im Grunde keine ernstzunehmende Standardgröße, so daß jeder selbst entscheiden muß, welches Maß für ihn das rechte ist. Ich beispielsweise kaufe grundsätzlich keine Stecktücher, die kleiner als 35 cm zum Quadrat sind, noch lieber sind mir recht üppige 40 cm. Natürlich muß das Material des Tuches stets berücksichtigt werden, das heißt Leinen und Wolle dürfen kleiner sein, Jaquardseide sollte größer dimensioniert sein und so fort.

Gewohnheit was die “Ausbeulung” an der Brust angeht. Da heute leider viel zu wenige Menschen ihre Jacken comme il faut tragen, das bedeutet natürlich mit Zier in der Brustleiste, sind wir an den Anblick und bisweilen das Gefühl einer gefüllten Brusttasche nicht mehr gewöhnt. Daraus resultiert vermutlich Ihr Unbehagen über den “Bausch”.

Mein Rat: Gewöhnen Sie sich an das Gefühl einer gefüllten Brusttasche, zumal das leichte und weiche Tuch sich im Laufe des Tages ohnedies an Ihre Brustauswölbung anpassen wird, die Körperwärme wird ein Übriges dazu tun. Andernfalls: experimentieren Sie mit verschiedenen Tuchgrößen, vielleicht fühlen Sie sich mit einer kleinen Tuchgröße ja wohler.

-F
 
Dem zweiten Teil von Florians Antwort würde ich direkt zustimmen - viel hängt an der Gewohnheit und der Selbstverständlichkeit mit der man ein Einstecktuch trägt. Ich konnte es am vergangenen Samstag wieder an mir selbst beobachten - ich war wohl der einzige unter 200 Herren auf einer Veranstaltung, der ein Einstecktuch trug - in solchen Situationen muss man es umso selbstverständlicher tun, auch wenn einem verwunderte Blicke entgegenkommen…

Für mich ist die nächste Stufe nicht das platt gefaltete Tuch, wie ich es am Samstag trug, sondern die bauschige Faltung - das wird wohl beim nächsten Mal noch mehr Blicke auf sich ziehen…. :)
 
100% Zustimmung zur Gewohnheit und zur Selbstverständlichkeit. Der einzige, dem die ausgebeulte Tasche auffällt, sind Sie selber. Das habe ich an mir mehrfach beobachtet. Menschen sprechen einen auf das Vorhandensein des Einstecktuchs an, aber nie auf die Beule. Also cool bleiben und einfach machen!
 
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