Down-dressing in der neuerlichen Geschichte der Kleidung...

Infolge des Gedankens von oben habe ich beschlossen, dass ich mir bald, nachdem ich das erste Mal einen Schneider besucht habe, selbigen mit einem Stresemann beauftragen werde. Overdressed hin oder her. Mit herrlich farbenfrohen, verschiedenreihigen Westen, sämtlichen Streifenarten an der Hose etc. Nette Vorstellung...

Deine "Vorliebe" zu einem Cut/Stresemann kann ich gut nachvollziehen, auch ich mag ihn sehr, sehr gerne. Allerdings:

In einem so frühen Alter a) schon eine Maßanfertigung? und b) mit 15 Jahren einen Cut tragen?

Würde ich z.B in der Oper einen 15-Jährigen mit gestreiften Hosen sehen...es käme mir mehr als befremdlich vor. ;)

Da wären wir auch beim nächsten Thema: Oper/Theater.

Ich war vor kurzem mit meiner Liebsten im Theater in MS.

Und genau da muss man die Camlotschen Fragen anlegen. vorallem: Welches Umfeld habe ich? Von da aus sollte man sich überlegen was zur Oper trägt.

Ich habe einige junge Studenten dort gesehen (Erstis hatten freien Eintritt;)), die mit Sakko und Jeans gekommen sind und 1000x besser aussahen, als ältere Herren in Anzügen die fürchterlich saßen, Krawatten trugen, die zu gar nichts passten und Schuhe? Naja..

Allerdings habe ich auch einen jungen Mann gesehen, der eine dunkle Jeans, weißes Hemd und dazu ein hellgraues Flanell-Sakko trug. Es sah deutlich schöner, eleganter und imho besser aus, als die vermeintlichen Anzug-Träger.

Respektlosigkeit gegenüber den Sängern hat keiner der Jeansträger gezeigt.

Ich denke, das Thema Oper/Theater muss man sehr differenziert sehen. Geht man abends in die Semper-Oper oder in die Met würde wahrscheinlich keiner schräg gucken, würde man z.B im Smoking in die Vorstellung gehen.

Geht man in MS ins Theater im Smoking wäre es schlichtweg unpassend.

Wenn die Lockerung der Kleidungs-'vorschriften' dazu führt, dass Kultur auch Gesellschaftsschichten zugänglich wird, in denen Anzug, Smoking oder gar Frack selten sind, bin ich absolut dafür!


Sehr richtig. 100% dakkordeon, wie der Franzose sagt.

Zum Thema "down-dressing".

Zeiten ändern sich. Ich denke, dass muss man in gewissen Maßen so akzeptieren.

Ich muss aber auch sagen: Kurz nach der Lektüre des "Gentleman" und meinen ersten Streifzügen diesbezüglich durchs Netz, dachte ich auch:

Die Bilder z.B aus dem alten Esquire sollten wieder der Realität angehören.
Mittlerweile sehe ich das nicht mehr ganz so hart.

"Regeln" für Kleidung halte ich nicht soo sehr für angebracht, zum anderen soll ruhig jeder tragen, was er mag und vorallem: Worin er sich wohlfühlt.

Meines Erachtens ist das ein wichtiger Punkt. Der Wohlfühl-Faktor. Wieso wieder alte Zeiten heraufbeschwören? Lieber den Leuten Freiheiten in ihrer Kleidungskultur geben.

btw: Wann gedenkst du denn deinen Stresemann/Cut zu tragen?
 
In einem so frühen Alter a) schon eine Maßanfertigung? und b) mit 15 Jahren einen Cut tragen?

Nix nix nix :D

Wenn ich ausgewachsen bin, und demnach irgendwann, wenn ich studiere und die ersten Studentenjobs absolviere und dann was, wovon ich stark ausgehe, überbleibt dafür verwende. Beziehungsweise mit Stresemann die mündliche Matura ("Abitur") machen und an den restlichen Festtagen am Tage auch im Stresemann auftreten. Ich denke das wäre angemessen, oder nicht?

Aber Algy trifft den Nerv. So sollte das auch aussehen, Buff-Weste, zweireihig, Spitzfaçon, eine differenziert karierte Hose und ein 3Knöpfer mit ebenfalls Spitzfaçon. Hose schön Hoch geschnitten, ein bisschen 20er Jahre mäßig halt. So stell ich mir das vor
 
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Ich schließe mich Jerick in weiten Teilen an.
Ergänzend zur Debatte möchte ich noch beitragen, dass ich das Gefühl habe, dass der Zenit der "dress down" Kultur überschritten ist. Gerade unter jungen Leuten gibt es ein steigendes Interesse an klassischer Kleidung. So denke ich z.B., dass es eine derartig junge Forengemeinde vor 20 Jahren (von der Nichtexistenz des Internets abgesehen) nicht gegeben hätte.
 
Ich schließe mich Jerick in weiten Teilen an.
Ergänzend zur Debatte möchte ich noch beitragen, dass ich das Gefühl habe, dass der Zenit der "dress down" Kultur überschritten ist. Gerade unter jungen Leuten gibt es ein steigendes Interesse an klassischer Kleidung. So denke ich z.B., dass es eine derartig junge Forengemeinde vor 20 Jahren (von der Nichtexistenz des Internets abgesehen) nicht gegeben hätte.

Hm, das ist wahr, allein wenn man einen Blick in die GQs der letzten Monate wirft. Hackett dies, Hackett das usw.
Wäre beruhigend wenn es tatsächlich so wäre
 
Nix nix nix :D
Beziehungsweise mit Stresemann die mündliche Matura ("Abitur") machen und an den restlichen Festtagen am Tage auch im Stresemann auftreten. Ich denke das wäre angemessen, oder nicht?

Da wäre ich heutzutage vorsichtig. Mir sind die Zustände in Österreich nicht bekannt, aber zumindest bei uns im Süden der Republik ist der Kleidungsstil mancher Lehrer, nennen wir es mal, positiv gesehen, extravagant.:eek:

Nicht zu unrecht kamen bei uns ja schon Debatten über Birkenstock usw. im Dienst vor.:D

Wenn du dann beispielsweise einen 68er als Prüfer hast oder auch jüngere Jahrgänge, dann kann der Schuss möglicherweise nach hinten los gehen.

Normalerweise sollte ein Prüfer selbstverständlich frei von Äußerlichkeiten bewerten, aber der Kleidungsstil des Schülers wird zumindest einmal im Unterbewusstsein registriert.
 
Ich denke bei uns schwelgen viele Lehrer noch in den "Früher war alles besser" Phanasien vergangener Tage, und da könnte ich mir denken, dass es nicht in die Hosen gehen würde, einen Stresemann anzuziehen...
 
Guten Abend,

vielleicht liegt es ja daran das unser Opernhaus ein Mehrzweckhaus ist und ich dort vor allem zum Jazz gehe aber ich sehe das nicht ganz so eng sondern schaue lieber auf das Gesamterscheinungsbild.

Und wenn ich dann die "Wahl" habe zwischen einem Jeans/Turnschuhträger der aber insgesamt stimmig angezogen ist (also mind. Sakko dazu) und einem Quelle Anzugträger Typ Komplettset mit Hemd/Krawatte aus geschätzt 1995 finde ich mehr den ersten besser :rolleyes:

Mich persönlich stören mehr die Sneaker Träger welche glauben das dies keine Turnschuhe sind. ;)
 
Das mit dem "Dress Down" geht auch wieder vorbei, bzw. bleibt gewissen Gesellschaftsschichten vorbehalten. Dort wo der Trainingsanzug quasi der Cut ist :D! Lieber Alexander, manche Dinge werden nicht mehr wiederkehren und überholen sich eben. Die Geschichte der Mode zeigt das. Der Mann pudert sich auch nicht und trägt auch keine Perücken mehr (die meisten jedenfalls). Du kannst das Deine gerne pflegen und kulivieren, es bleibt aber eine (wenn auch schöne) Skurilität.
 
Das mit dem "Dress Down" geht auch wieder vorbei, bzw. bleibt gewissen Gesellschaftsschichten vorbehalten. Dort wo der Trainingsanzug quasi der Cut ist :D! Lieber Alexander, manche Dinge werden nicht mehr wiederkehren und überholen sich eben. Die Geschichte der Mode zeigt das. Der Mann pudert sich auch nicht und trägt auch keine Perücken mehr (die meisten jedenfalls). Du kannst das Deine gerne pflegen und kulivieren, es bleibt aber eine (wenn auch schöne) Skurilität.

Sehe ich genauso. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Stresemann noch mal wirklich wiederkommt. Der Vergleich mit gepuderten Perücken ist, denke ich, zutreffend.
Damit begibt man sich eindeutig in den Bereich der Kostümierung und des Anachronismus. Nicht, dass das nicht auch etwas hätte, nur sollte man es sehen als was es ist.
 
Der Mann pudert sich auch nicht und trägt auch keine Perücken mehr (die meisten jedenfalls).

DOCH, zumindest Ersteres: D. Beckham :D.

Übrigens: Solltest Du tatsächlich einen Stresemann/Anzug zur mündlichen Abi-Prüfung anziehen, Respekt. Gerade aus dem Grund, den "Der Schwabe" angeführt hat. Denn dies zeigt Selbstbewusstsein und sollte nicht zur Abwertung der Person unabhängig von der Leistung führen.
Ich habe nächste Woche ein ähnliches Problem. Meine mündliche Examensprüfung steht an; ich werde mich wohl aber nicht im Anzug, sondern im Blazer blicken lassen.
 
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