Der "Wie fange ich nur an?"-Thread...

Guten Abend zusammen,

ich wende mich gleich mal mit meiner Geschichte ans Forum, deren zuletzt positiver Verlauf mich nun vor ein modisches Problem stellt.

Ich bin 36 Jahre alt. Zeit meines Lebens habe ich mich nie für Mode interessiert. Was ich anziehe, war für mich immer rein funktional (irgendwas Unscheinbares war es meist), was auch an meinem sehr starken Übergewicht lag. Mittlerweile habe ich dieses Übergewicht deutlich reduziert. Bis Jahresmitte werde ich normalgewichtig sein. Ich bin aber schon jetzt bei einer Gewichtsmarke angekommen, bei dem mir meine alte Kleidung zu weit ist (Hose hält schlaberig nur noch wegen vielen Löchern im Gürtel durch ;) ) und ich zudem das starke innere Bedürfnis verspüre, nun endlich einen eigenen, zu mir passenden Kleidungsstil zu entwickeln.

Das Ausmisten der alten Kleider passt da als Startpunkt perfekt. Diese Kleidung spiegelt die vielen positiven Veränderungen der letzten Zeit eh nicht mehr wieder. Sie steht nicht mehr für mich als Mensch, ich bin sozusagen viel weiter als sie.

So stehe ich nun vor dem Problem, mich nie mit mir als Typ (bezüglich Mode/Kleidung) oder mit Mode/Kleidung überhaupt beschäftigt zu haben und zudem ein spontaner Mensch zu sein. Klar kann ich Bücher lesen, in Foren Tipps studieren (das mache ich auch schon), nur erschlägt mich das alles auch ziemlich zurzeit. Ich würde gerne jetzt schon was verändern. Ich brauche dieses Gefühl, dass etwas vorangeht, sich ganz praktisch etwas entwickelt.

Daher lautet meine Frage:

Wie kann ich schnelle, erste, praktische Schritte unternehmen, um einen neuen Kleidungsstil zu entwickeln, ohne einen Hauch von Ahnung davon zu haben?

Mein Selbstvertrauen ist zwar deutlich höher als früher, dennoch bin ich im Bereich Kleidung aufgrund meiner Vorgeschichte natürlich sehr unsicher, was mir steht und was nicht. Reichtümer besitze ich nicht, aber ein paar finanzielle Mittel für neue Kleidung sind da.

Danke fürs Lesen und über jeden guten Tipp freue ich mich.

Herzliche Grüße,

der Ex-Anti-Mode-Mensch
 
Wie kann ich schnelle, erste, praktische Schritte unternehmen, um einen neuen Kleidungsstil zu entwickeln, ohne einen Hauch von Ahnung davon zu haben?

der Ex-Anti-Mode-Mensch

Du brauchst dich auch weiterhin nicht für Mode zu interessieren, das Thema "Kleidung" reicht.:D

Normalerweise würde man sagen, fang mit einem blauen Sakko an. Solange dein Gewicht sich nicht stabilisiert hat, wäre da aber jede größere Geldausgabe kritisch. Du könntest schauen, ob du mit einem gebrauchten 40 Euro Stück anfängst, das anschließend ausgemistet werden kann.

Ansonsten würde ich bei Hemden, ggf. Hosen und Schuhen anfangen. Hemden kannst du später noch durch Abnäher taillieren, da schadet ein wenig Übervolumen auch nicht. Bei Schuhen würde ich mit einem braunen rahmengenähten anfangen (man sagt zwar immer schwarz, aber de facto trägt man dann doch 95% braun). Eine graue Woll-/Flanellhose würde ich suchen, wahlweise fürs Frühjahr eine beige Chino mit Bügelfalte (kein Jeans-Schnitt). Gute Hosen kann man im Bund auslassen bzw. später wieder enger machen.

Schönen Gürtel dazu, dünner Merinopulli mit V-Ausschnitt, dann kannst du auch ohne Sakko schon mal eine Krawatte probieren, fertig ist ein erster Grundstock.

Schau dich erstmal überall hier im Forum um, bevor du was kaufst. Im styleforum gibt es einen "Noodles Good Natured Advice" Thread. Könnten wir hier auch machen. Stell mal Links zu Kombinationen ein, die dir gefallen, und dann sagen wir was dazu. Sobald du ein erstes Teil kaufen willst: Selfie einstellen und Passform checken lassen bevor du kaufst. Mit der Methode solltest du zum Sommer schon ganz gut drin sein.
 
Bei dieser Gelegenheit melde ich mich auch das erste Mal zu Wort!
Ich habe eine ähnliche Geschichte hinter mir, die allerdings bereits 10 Jahre zurück liegt. Bei mir waren es immerhin 40kg die abgespeckt wurden und seither weitestgehend gehalten werden.
Ich kann nur davor warnen sich direkt sehr hochwertig und teuer auszustatten. Der Jo-jo-Effekt schlägt doch das eine oder andere mal zu. Anfangen kannst du mit allem was nicht zu klein oder zu groß werden kann. Dabei denke ich hauptsächlich an Schuhe, Schaals, Krawatten, hochwertige Strümpfe, etc. Ein schöner Gürtel macht eventuell auch sinn. Achte dann aber bitte darauf, dass man ihn im nachhinein sehr einfach kürzen kann.
Falls dich von deinem Normalgewicht lediglich 5Kg trennen wären eventuell aber auch Kleidungsstücke interessant die Gewichtsschwankung verzeihen. Ich denke dabei an Pullover.

Bis dein Gewicht sich final stabilisiert hat würde ich bei Hosen etc. auf alle Fälle mit C&A und ähnlichem überbrücken. Wichtig ist, dass die Hosen richtig passen. Ist dir die Hose später zu groß oder einfach unpassend vom Schnitt kann Qualität und Materialanmutung noch so gut sein.

Vor dem Einkauf würde ich auf alle Fälle zur Fachliteratur greifen. Das bewahrt vor Fehlkäufen und weckt erstrecht die Lust auf das neue Einkleiden.
Das hier im Forum empfohlene Werk von Herrn Roetzel ist in meinen Augen der leichteste Einstieg und mit Sicherheit eine Investition wert.

Viele Grüße und weiterhin Erfolg beim Abnehmen,
Jochen
 
Auch wenn ich das generell nicht empfehlen würde, klingt es für mich bei dir so, als wäre es gut sich z.B. bei TK Maxx auszutoben. Dort findest du selten gute Sachen, aber bist quasi gezwungen dich durch die verschiedenen Stile zu wühlen und dabei dich selbst kennenzulernen. Im Falle von Einkäufen gehst du zudem keine großen finanziellen Risiken ein.
 
Das Ausmisten der alten Kleider passt da als Startpunkt perfekt. Diese Kleidung spiegelt die vielen positiven Veränderungen der letzten Zeit eh nicht mehr wieder. Sie steht nicht mehr für mich als Mensch, ich bin sozusagen viel weiter als sie.

Beziehungsweise ist die Kleidung (nun) weiter als du. ;) Glückwunsch zur Gewichtsreduktion! :)

So stehe ich nun vor dem Problem, mich nie mit mir als Typ (bezüglich Mode/Kleidung) oder mit Mode/Kleidung überhaupt beschäftigt zu haben und zudem ein spontaner Mensch zu sein. Klar kann ich Bücher lesen, in Foren Tipps studieren (das mache ich auch schon), nur erschlägt mich das alles auch ziemlich zurzeit. Ich würde gerne jetzt schon was verändern. Ich brauche dieses Gefühl, dass etwas vorangeht, sich ganz praktisch etwas entwickelt.

Wenn du so rasch als möglichst und mit möglichst wenig Wissen etwas verändern willst, dann kauf dir schöne Hemden. Ich würde heute zu Beginn solche mit kleinen Knöpfchen am Kragen (button down) kaufen, weil die ohne Krawatte gut aussehen. Farblich ist hellblau die erste Wahl, weil es zu fast allen Kleidungsstücken und zu fast allen Haut-/Haartypen passt. Ein hellblaues Hemd ist quasi eine schöne Leinwand, auf der du nach Lust und Laune malen kannst. Ich würde zudem nicht ganz glatte Hemden (popeline) kaufen, sondern etwas grobere (Oxfordwebung, Leinen für den Sommer, evtl. Flanell für den Winter) und – je nach Lust und Laune – auch gemusterte. Für maximale Flexibilität würde ich zu Beginn viel Wert auf einen (sehr) hellen Grundton legen, womit gemustert z.B. grün-braunes Gitterkaro auf weissem oder beigem Grund bedeutet. Bei beige, gelb, rosa etc. würde ich unbedingt darauf achten, wie die Farbe zu deiner Hautfarbe passt. Rosa ist recht heikel.

Krawatten würde ich erst kaufen, wenn du dir sicher bist, dass du regelmässig Krawatte tragen willst. Ebenso würde ich mir nicht gleich ein Sakko oder eine Tuchhose kaufen. Gute Hemden, vernünftig hoch geschnittene Chinos, eventuell eine richtig gute Jeans und rahmengenähte Schuhe (nicht gleich die «feinsten») bieten dir eine gute Grundlage, dich weiterhin unauffällig, aber gut oder dann aber auch ganz wild oder ganz klassisch zu kleiden. Ich persönlich finde, die Passform von Hemden dürfe ruhig auch grosszügig sein, wenn man das Hemd nicht als Teil der Oberbekleidung, sondern unter einem Pullover oder einem Sakko trägt. Andere sehen das sehr viel enger und würden dir daher wohl nicht als erstes zum Kauf von Hemden raten, solange das Gewicht noch schwankt.
 
Schließe mich Tryphon Tournesol vollumfänglich an.

Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass der Schritt zu Chino + Hemd + gute Schuhe einen großen Fortschritt ausmacht. Dazu zwei, drei passende Pullover - für den Anfang findet man eigentlich immer etwas irgendwo im Sale.

Damit wirst Du Dich wahrscheinlich deutlich besser fühlen und - je nach Umfeld - auch als gut gekleidet wahrgenommen werden. Mittlerweile trage ich zu V-Neck konsequent Krawatte. Das macht viel mehr Freude als ich noch vor einem Jahr gedacht hätte.
 
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