Der Meinungsrucksack - das Must-Have-Item für Wutbürger

Nordlicht

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In den letzten Tagen hatte ich diverse Termine in Bremen und musste dort auch den, ansonsten von mir geschmähten, öffentlichen Nahverkehr benutzen. Aber es hat auch sein Gutes: Die Idee meines Street"fashion"-Blogs "The Hartzorialist" konkretisiert sich und man bekommt auch die neuesten Trends und Schauerlichkeiten mit, die einem sonst in seiner Parallelgesellschaft entgehen.

Gestern saß im Bus neben mir ein Mann (Mischung aus Hannes Wader und Käptn Iglo) mit einer wahren Innovation im Bereich der Herrenaccessoires - dem Meinungsrucksack. Eigentlich ein handelsüblicher Bürorucksack mit den üblichen Schrecklichkeiten wie Flaschennetz und Schlüsselkarabiner. Allerdings noch mit einer aufgebrachten DIN A5-grossen Klarsichttasche, in die man Zettel stecken konnte. Hatte mein Nachbar auch getan. Es ging um Asse, wobei hier nicht die 4 Karten im Skatspiel gemeint sind, sondern ein Atomzwischenlager in Nähe von Wolfenbüttel - also eine der reizvolleren Örtlichkeiten in dieser Region.

Ich bewunderte seinen Rucksack und fragte, ob er denn auch noch Wechselflyer habe, so gegen Faschos, CO2, Bahnhöfe und so. Er bejahte das freudig. Mit diesem Rucksack könne man tagesaktuell seine Meinung vor den Mitbürgern hertragen.

Als ich fragte, ob man bei ihm auch Werbefläche mieten oder Kleinanzeigen schalten könne, verebbte unser Gespräch. Offenbar fühlte er sich nicht mehr ganz ernstgenommen. Meine Haltestelle kam dann auch.
 
Gefällt mir gut.
Man kann dann auch mal ungesehen zustimmende 1-2 € in die Klarsichthülle werfen oder heimlich politisch-antagonistische Pamphlete bzw. die nackte Frau von der BILD-Titelseite platzieren.

Ist aber eigentlich eine alte Tradition,
wir hatten früher auf unseren Amigo- und Scout-Schulranzen auch schon unsere Meinungen den Mitbürgern präsentiert -
halt eher David Hasselhoff, Roxette und so.
 
Lange Zeit war ich der festen Überzeugung, dass the Hoff für den Fall der Berliner Mauer verantwortlich war ("I've been looking for freedom"), bis mich meine Mitmenschen vollkommen desillusionierten und darüber aufklärten, dass wohl doch eher ein birnenförmiger Pfälzer und ein gefleckter Russe dahinter steckten. Das war für mich ähnlich traumatisch, wie zu erfahren, dass nicht das Christkind die Geschenke bringt.

Als Zeitzeuge dieser gebeutelten Generation ("Wir hatten ja sonst nichts!") muss ich Zeugnis ablegen dass "The Hoff" (nein, es geht nicht um Manufactum...) über gefühlt Dutzende Dekaden für eine unübersehbar, unerbittlich marschierende Serie von anderweitig traumatisierenden Ereignissen und Berichten (meistens sogar mit Bild!! Oder war's BILD...?) verantwortlich zeichnete bzw. gezeichnet ist - ich für meinen Teil hätte dafür bereitwillig jedes Christkind fahren lassen... Ok, meine Army-Tasche war auch mit Slayer- und sonstigen Emblemen ausgerüstet, da muss ich mich wenn's soweit ist bei Christkind und Nikolaus sowieso noch entschuldigen irgendwie - ich wollte doch nur spielen...
 
Es muss ja nicht mal ein politisch/ökologisch motiviertes Statement sein, es kann ja auch mal etwas trivialer sein, wie z.B.

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Lange Zeit war ich der festen Überzeugung, dass the Hoff für den Fall der Berliner Mauer verantwortlich war ("I've been looking for freedom"), bis mich meine Mitmenschen vollkommen desillusionierten und darüber aufklärten, dass wohl doch eher ein birnenförmiger Pfälzer und ein gefleckter Russe dahinter steckten. Das war für mich ähnlich traumatisch, wie zu erfahren, dass nicht das Christkind die Geschenke bringt.

BTW: The Hoff hat bis zu einem Besuch im Mauer-Museum tatsächlich selbst geglaubt, sein Auftritt mit "looking for freedom" hätte den Fall der Mauer zur Folge gehabt. Kein Witz. Er war dann auch dementsprechend pissed, dass er im Museum nicht dementsprechend gewürdigt und verewigt wurde...
 
Ach, das ist aber subtil und lädt zum Dialog ein, das gefällt mir.
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Schön wie man das richtiggehend schreien sieht, nicht? :D
 
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