Der Jammer-Faden



Die Fragen lassen sich doch ganz einfach beantworten. Wir sind hier unter Kapitalisten, da ist ein Geschäftsführer immer gut und fähig. Wäre er es nicht wäre er ja ein Arbeiter (und würde für wahnsinnig überzogene Ziele streiken, dabei aber nur mich treffen).
 
Die Unternehmer all dieser starken Firmen tragen meist KAH und schlechtsitzende Anzüge, weswegen sie von den im Grund noch jugendlichen Angestellten diverser Beraterfirmen (sofern sich diese hierhin verirren) oft belächelt werden.

Wer in deutschland (zu) gut gekleidet ist, macht sich sowieso verdächtig. Da haste schnell nen ruf weg, und zwar keinen guten. So zumindest meine erfahrung. Und das ist mal wirklich zum jammern.
 
Die zumeist mittelständischen Firmen hier sind in aller Regel familiengeführt [...] habe ich zu den inner- und außerbetrieblichen Geschehnissen in und von Großkonzernen nur eine zurückhaltende Meinung.

Da liegt ja auch der wesentliche Unterschied in Bezug auf Verantwortung und deswegen komme ich mit mittelständischen Unternehmern auch bestens klar, und die mit mir ebenfalls. Da spielt Kleidung eine recht geringe Rolle.
 
Am Freitag schaute ich mir zufällig ein (blaues) Sakko beim Breuninger an. Die Verkäuferin fragte freundlich, ob sie mir helfen könnte und meinte, Sie hätte da auch noch eins in schwarz da
 
Ich sage dann immer:
Danke ich suche aktuell keinen neuen Smoking.

Wenn Sie dann lachen -> gut
Wenn Sie eher verdutzt gucken -> abhaken und alleine weiterschauen. ( was mir meist eh lieber ist)
 
So in etwa fiel auch meine Antwort aus Da starrte sie mich nur fassungslos an und meinte, schwarz könne man sehr gut tragen. Die Verkäuferin selbst war im "gesetzten" Alter und gut gekleidet.
 
So in etwa fiel auch meine Antwort aus Da starrte sie mich nur fassungslos an und meinte, schwarz könne man sehr gut tragen. Die Verkäuferin selbst war im "gesetzten" Alter und gut gekleidet.

Ich verzichte auf jegliche Versuche, Verkäufern meine Weltsicht aufzuzwingen. Diese hilft ihnen beim Verkaufen auch nicht weiter. Im Hinblick auf Umsatzmaximierung in Deutschland machen sie alles richtig, wenn sie einem Herren beim Betrachten eines blauen Sakkos auch noch ein schwarzes zeigen wollen.

Interessanterweise hatte ich vor kurzem ein Gespräch mit einer Verkäuferin beim Betrachten von Einstecktüchern. Ich hatte mich bereits für ein schönes Tuch großer Abmessungen entschieden und sie zeigte mir noch einige kleinere. Ich habe dann dankend abgelehnt und auf Nachfrage in zwei Minuten am lebenden Objekt demonstriert, weshalb Einstecktücher unter 30cm Kantenlänge einfach nicht funktionieren wollen und weshalb steife, stark glänzende Seide auch keineswegs die erste Wahl ist. "Danke - jetzt hat mir das endlich mal jemand im Detail berichtet, der diese Tücher in der Praxis auch wirklich trägt." sagte sie. Ich hoffe dennoch für sie, dass sie ihre 27cm-Tücher noch irgendwie losgeworden ist. Waren schöne Farben dabei.
 

Ich kenne Deine Ansicht hierzu und wir haben uns darüber ja auch schon persönlich einige Male ausgetauscht.

Für mich ist der hohe gesellschaftliche Beitrag einer Person keine Entschuldigung für schlechte Kleidung. Wenn er eine Entschuldigung wäre, müsste fast überhaupt niemand gut gekleidet herumlaufen, denn fast jeder Mensch leistet auf irgend eine Weise (ob entgeltlich, unentgeltlich, beruflich, freizeitlich oder einfach nur so) einen Beitrag für unser Gemeinwohl. Kleidung ist Selbstzweck und kein Ersatz für einen gesellschaftlichen Beitrag.

Ich schätze den gesellschaftlichen Beitrag eines Geschäftsführers außerdem nicht außergewöhnlich hoch ein, er trägt jedoch Verantwortung und Verantwortung wird durch Kleidung signalisiert. Gerade ein Geschäftsführer sollte deshalb anständig gekleidet herumlaufen.

Auch, um die Klischees der Antikapitalisten zu bedienen. Woran sollen die sich sonst reiben, wenn Geschäftsführer in Schrottklamotten herumlaufen?