Ganze Schuhe

Die Stilpostillen verkünden auch in diesem Herbst das Comeback der Stiefel. Das klingt so, als wären sie schon einmal groß in Mode gewesen, dann in Ungnade gefallen, um jetzt rehabilitiert zu werden. Das ist so nicht ganz richtig. Natürlich hat manch einer in den Achtzigern Cowboystiefel getragen- ganz wichtig damals: Der Absatz wurde entfernt, der Stiefel wurde sozusagen runtergebockt. Doch das waren die Mutigeren.

Der Fan der Klassik trägt von Klein auf entweder rahmengenähte Schnürer und Loafer oder Bootsschuhe. Stiefel hatten aber nie einen Platz in seiner Garderobe. Mit wenigen Ausnahmen: Der Chukkaboot aus Rauleder, der gelbliche Nubukstiefel einer bekannten US-Outdoor-Marke und natürlich der Gummistiefel. Viele Männer lieben aber Stiefel und damit liegen sie gar nicht falsch. Noch vorm zweiten Weltkrieg war der knöchelhohe Herrenschuh zum Anzug die Norm, zum Frack gab es Zugstiefeletten aus Lackleder und beim Reiten von Drahteseln, Feuerstühlen oder Pferden trug man sowieso hohe Schäfte. Dass alles andere nicht das Gelbe vom Ei sein kann, besagt schon der Name „Halbschuh“. Doch wieso nicht Stiefel zum klassischen Look?

Im Business könnte relativ unbesorgt ein schmaler Chelseaboot mit einem Anzug kombiniert werden. Auch ein schwarzer Chukka aus Glattleder wäre eine Option. Wenn es im Büro etwas weniger konservativ zugeht, wären auch braune Stiefeletten okay. Sehr sportlich und zugleich schön britisch wäre das Jodhpur-Modell. Wer sich dafür entscheidet, sollte jedoch den passenden Hosenschnitt wählen. Wer die Knöchel mit dem Schuh bedeckt, sollte den Saum von ihm fernhalten. Je höher der Schuh, desto kürzer das Beinkleid.

Kategorie: Herrenschuhe

Bernhard Roetzel

Bernhard Roetzel schreibt über Herrenmode und verschiedene Stilfragen. Der Bildband "Der Gentleman. Handbuch der klassischen Herrenmode" ist seine bekannteste Publikation, sie liegt in fast 20 Übersetzungen vor.

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