Wo gute Stoffe kaufen?

[bluesman528]

Rechnet ihr mit Zuschlägen auf britische Stoffe nach Brexit?

Bei Privatkäufen für Auftragsfertigung: Ja. Wie auch auf exklusiveren Single Malt Whisky. Das sind beides Produkte, die sich schon seit längerem in einer stabilen preislichen Aufwärtsbewegung innerhalb einer vergleichsweise kleinen, wenig preissensitiven Zielgruppe befinden. Da braucht man bei weiteren Handelshemmnissen wenig Gründe für eine Fortsetzung des existierenden Trends.

 

[bluesman528]

wegen 20-40% Preisunterschied bestimmt eher nicht
Mir persoenlich waeren diese Preisaufschlaege eher wumpe

Und deswegen werden sie auch sicher kommen. Ich frage mich gerade, ob @lst08 den Verband der britischen Tuchhersteller berät. „Schlagt 100% auf, Eure Kunden merken eh‘ nichts mehr!“

 

[catasha]

Naja ist ja auch irgendwie so. Außer für die namenhaftesten Hersteller gibt's ja auch hier kaum mehr Applaus. Preise sind da irgendwie sekundär. Muss man halt zahlen, wenn man die Credibility möchte. Das Marketing wird natürlich auch durch Meinungskanäle getragen.

 

[camez_]

wegen 20-40% Preisunterschied bestimmt eher nicht
Mir persoenlich waeren diese Preisaufschlaege eher wumpe

bei deinem budget sicherlich zu vertreten, das dürfte wohl aber auch nicht das gros der klientel repräsentieren. wenn das eh schon zusammengeschrumpfte segment (anzugträger etc) dann noch den budget und mittelbereich verliert sehe ich keine sonderlich rosige zukunft für die tuchhersteller von der insel, sind ja nicht nur die bekannten größen, sondern auch die fabriken, die dahinter stehen. da gings in den letzten jahren ja gut bergauf, ist einfach schade, was für implikationen das alles mit sich trägt.

 

[bluesman528]

guter stoff kostet aktuell so 40-50 eur pro meter. ergo 120-150 pro anzug. glaube nicht, dass ein preisanstieg jemanden davon abhaelt, solchen stoff zu verwenden fuer seine massbestellung.

Das ist halt der Punkt. Bei einer Vollmaßbestellung machen selbst 500,- für Stoff wenig aus, weil die Arbeitskosten so unverhältnismäßig höher sind, dass die betroffene Klientel eh‘ zuviel Geld hat, was in der Tasche brennt.

Bisher war‘s nur Glück, dass das noch keiner rausbekommen hat. Wenn sich das mal ändert, werden auch Hornknöpfe nur gegen Goldnuggets gleicher Größe abgegeben.

 

[bluesman528]

wer korrekt bestellt zahlt auch nicht viel mehr als 1-1.5t fuer einen massanzug. aber das ist ja eine alte diskussion, die genug durchgekaut wurde...

Das spielt aber auch keine Rolle, weil der Billigheimer-Vollmaßkäufer einfach nur mehr davon kauft, das Gesamtbudget bleibt vergleichbar. Ich würde meinen, dass der, der sich den Billig-MBT und die Reisetätigkeit ins entsprechende Niedriglohnland für den einen Anzug vom Mund abspart, eher eine kleine Minderheit darstellt.

 

[bluesman528]

Da bin ich mir nicht so sicher, denn der Zugang zu letzterem ist für „Laien“ viel einfacher. Man muss dafür nicht durch die Welt fliegen und Szenewissen haben. Der, der sich den einen MTM-Anzug für die Hochzeit kauft, kommt nicht als erstes auf die Idee, sich dafür einen fremdsprachigen Schneider im strukturschwachen Süditalien zu besorgen. Daraus rekrutiert sich ein Großteil von Billigheimer-MTM-Käufern, weil es ein einfach zugängliches Einstiegssegment ist. MTM-Serientäter wie ich sind absolute Ausnahmen.

Was aber sicher stimmt, ist, dass man eigentlich mit beidem nicht so richtig unbeschwert flexen kann.

 

[camez_]

guter stoff kostet aktuell so 40-50 eur pro meter. ergo 120-150 pro anzug. glaube nicht, dass ein preisanstieg jemanden davon abhaelt, solchen stoff zu verwenden fuer seine massbestellung.

stimmt auch wieder, irgendwie bin ich von wesentlich höheren kosten für den stoff ausgegangen (vgl. fox)

 

[bluesman528]

Auf den westeuropäischen Handwerker bezogen bin ich vollkommen bei Dir, wenn der Handwerker davon dann auch einen westeuropäischen Stundenlohn nebst Lebensstandard realisieren kann. Nicht jeder Handwerker ist in der Lage, einen solchen Preis am Markt durchzusetzen und das auszunutzen ist marktwirtschaftlich völlig legitim, solange das nicht in Not endet, aber nichts, worauf man stolz sein muss.

Bei industriellen Herstellungsverfahren ist das schon etwas differenzierter, weil man mit dem Preis nur zu einem geringen Teil die meist hochautomatisierte Fertigung in Fernost bezahlt (die im Übrigen zur Entwicklung von Entwicklungsländern beiträgt), sondern eben auch zahlreiche westeuropäische Arbeitsplätze in Vermarktung und Vertrieb. Das klingt dann weniger romantisch, ernährt aber auch manche Leute.

 

[bluesman528]

stimmt auch wieder, irgendwie bin ich von wesentlich höheren kosten für den stoff ausgegangen (vgl. fox)

Fox ist tatsächlich untypisch hoch, weil gut vermarktet und sehr in Mode. Aber 40-50€ ist auch am untersten Ende und günstigen Lagerangeboten.

Wenn man einen besonderen gefragten Stoff will, dann kann der auch dreistellig kosten. Aber wenn man sich etwas anfertigen lässt, möchte man auch im Regelfall das haben, was man sich vorstellt, und nicht irgendeinen Kompromiss, um dann 100€ zu sparen.