Winterhemden

Mischgewebe aus Wolle/LeinenPopeline, Twill, Batist, Fischgrät – die klassischen, und unter gewissen Voraussetzungen auch ganzjährig tragbaren, Hemdenstoffe aus Baumwolle kennt der ambitionierte Dresser meist. Doch was, wenn es demnächst richtig kalt wird und ein Pullover als wärmende Zwischenschicht entweder nicht infrage kommt oder nicht ausreicht? Hierfür eignen sich einige Stoffe, die eher selten angeboten werden, die Suche aber unbedingt wert sind.

Grundsätzlich eignen sich einige Standardstoffe bereits gut als Winterware. Oxfordbaumwolle beispielsweise ist meist dick genug, um ihren Träger ausreichend zu wärmen. Doch nicht zu jedem Outfit will der sportliche Eindruck dieses Gewebes gut passen. Einige Stoffhersteller bieten deshalb spezielle Winterstoffe, die aufgrund unterschiedlicher Webarten, Stoffgewichte oder Beimischungen helfen sollen, auch klirrend kalte Tage angenehm gewärmt zu überstehen. Wagen wir zunächst einen kleinen Rückblick auf bereits erschienene Artikel zum Thema Wärmewirkung von Geweben: Sie erinnern sich, die wärmenden Eigenschaften verdankt ein Stoff nur bedingt seinem absoluten Gewicht. Großteils hängt der Klimaeffekt von Webarten und Materialeigenschaften ab. So kann ein Baumwollgewebe bei konstantem Gewicht je nach Webart vollkommen unterschiedliche Eigenschaften haben. Glatte Webarten wie Twill und Popeline isolieren besser gegen Wind, tragen sich aufgrund ihrer tendenziell geschlossenen Struktur aber meist etwas kühler als aufgeraute Pendants wie Flanell oder Moleskin gleichen Gewichts.

Daneben spielt auch das verwobene Material eine entscheidende Rolle in Sachen Wärmewirkung. Meist kommt für Hemden Baumwolle zum Einsatz, eventuell auch Leinen oder Seide. Für Winterhemden eignet sich dagegen besonders Wolle jeder Art als Beimischung zur Baumwolle, das resultierende Gewebe nennt man Lanella. Bereits 20-30% Wollanteil reichen aus, um ein erhebliches Mehr an Wärme zu gewährleisten und das Hemd trotzdem noch als pflegeleicht durchgehen zu lassen. Varianten mit Kaschmir oder Kamelhaar anstatt Lammwolle sind sehr selten (und meist entsprechend teuer). Für erhöhte Luftzirkulation und körnigeren Griff kann eine Kombination von Wolle und Leinen, wie im Bild gezeigt, sorgen. Hersteller wie Alumo bieten mittlerweile businesstaugliche Farbstellungen dieser Gewebe, etwa hellblau, écru oder weiß, doch auch als Freizeithemd kann ein solcher Stoff, dann in entsprechend lebhafteren Mustern, sehr reizvoll sein.

Die eben angesprochenen Garnkombinationen werden meist gerade (Popelin) oder diagonalbindig (Twill) verwebt. Für zusätzliche wärme sorgt aufgerautes Gewebe wie Bauwollflanell das Prinzip ist analog der Herstellung von Wollflanell, dementsprechend voluminös sind die resultierenden Stoffe, weshalb ihre Tauglichkeit für den Geschäftsalltag in den meisten Berufsfeldern eher begrenzt sein dürfte. Zu Kordhose und Tweedjacke ist gegen ein Flanellhemd jedoch nichts einzuwenden. Einige wenige Webereien bieten Kordstoffe an, die so fein sind, dass sie sich für Hemden eignen. Hier gilt es allerdings, die zahlreichen Varianten mit Kunstfaseranteil zu meiden. Sollten Sie das große Glück haben, Ihre Hemden beim entsprechenden Schneider in Auftrag geben zu können, wird dieser sicherlich noch eine Fülle an weiteren möglichen, besonders wintertauglichen, Stoffen für Sie bereithalten.

Der Winter kann also kommen: Mit Oberbekleidung aus wintertauglicher Baumwolle und kälteresistenten Hemden überstehen Sie auch die frostigsten Tage unbeschadet.

Kategorie: Hemden

Florian S. Küblbeck

Florian S. Küblbeck ist freier Journalist und schreibt vor allem über Mode, Stil und Genuss. Mit seinem Erstwerk "Was Mann trägt: Gut angezogen in zwölf Schritten" gab er 2013 sein Debüt als Buchautor.

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