Dandy, Snob oder Gentleman? Natürlich beschreiben die drei Begriffe völlig unterschiedliche Grundhaltungen, dennoch werden sie gern synonym zur Beschreibung eines klassisch gekleideten Menschen verwendet. Der Dandy ist ein Mensch, dessen Lebensinhalt die Kleidung ist. Er mag sich zwar auch für andere Dinge interessieren, der Schnitt seines Anzugs und die Beschaffenheit seiner Krawatte haben für ihn aber höchste Priorität. Ich kenne einen modernen Vertreter dieser Gattung. Ich nenne ihn mal Paul. Er lebt in London und die einzigen Freuden seines Daseins sind die Treffen mit seinem Schneider und die Abendstunden, in denen er seine handgemachten Anzüge ausführt. Frau oder Kinder hat er nicht, Haustiere auch nicht, keine weiteren Interessen, er redet nur über seine Kleidung. Ein netter Mensch, dessen Gesellschaft mich aber traurig macht.

Der Snob wiederum kleidet sich klassisch, weil die von ihm verehrten Vorbilder – Adel, Patrizier und bestimmte Stil-Ikonen – sich in der gleichen Weise gewanden. Für den Snob ist Kleidung Ausdruck eines Status, den er jedoch selbst gar nicht wirklich besitzt. Er merkt das allerdings nicht, weil er so sehr damit beschäftigt ist, den Look anderer Leute exakt nachzuahmen. Die Gesellschaft von Snobs meide ich. Der Gentleman interessiert sich auch für Kleidung, sie ist jedoch nicht sein Lebensinhalt. Wenn es die wirtschaftlichen Umstände nicht erlauben, die Garderobe zu erweitern, trägt er lieber dieselben Sachen über Jahre hinweg, statt wegen einer neuen Jacke auf andere Dinge (z. B. gutes Essen) zu verzichten. Der Gentleman ist in aller Regel auch Familienmensch und damit weniger egoistisch als der Dandy. Und der Gentleman achtet den Wert jeden Individuums unabhängig von dessen äußerer Erscheinung. Deshalb ist mir die Gesellschaft wahrer Gentleman am liebsten.