Wie alt sind meine Ludwig Reiter?

Der Falke

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Ich grüße alle Forumsteilnehmer. Dieser Thread soll mein Einstand sein.

Obwohl ich ihn eröffne um eine Frage zu klären, die mich brennend interessiert, hoffe ich, damit gleichermaßen auch etwas lesens- oder zumindest sehenswertes einzubringen. Nun, es wird sich zeigen:

Vor kurzem erwarb ich ein Paar Ludwig-Reiter-Schuhe in einem Trödelladen. Obwohl der Zustand fast tadellos ist, vermute ich, dass es schon Jahrzehnte auf dem Buckel hat. Diese Annhame fußt auf folgenden Tatsachen:

1. Die ins Futter geprägte Nummer lässt keinen Abgleich mit dem (fast) aktuellen Musterkatalog von 2007 zu, wenngleich das Modell ("Karlsbader") natürlich noch existiert.

2. Unterhalb der üblichen LR-Prägung auf der Deckbrandsohle findet sich der Zusatz "handgearbeitet für Dentendorfer Sportmoden". Das klingt doch etwas altbacken oder?

3. Der wichtigste Punktscheint ist mir aber der folgende: Die Laufsohlennaht ist auf dem Rahmen kaum sichtbar, weil mit einem Faden geabeitet wurde, der sehr viel dünner scheint, als es heutzutage bei LR üblich ist. Das beschriebene ist hoffentlich auch auf den Bildern zu erkennen. Das schwarz-weiße ist dem bezeichneten Musterkatalog entnommen und lässt, so meine ich, den Unterschied deutlich werden.

Aus reinem Interesse, frage ich mich nun, ob unter den Lesern vielleicht jemand diesen Modewechsel bei LR miterlebt hat und ihn zu datieren vermag.

Nebenbei möchte ich noch erwähnen, dass ich vor wenigen Jahren in der Auslage eines Maßschuhmachers in Hannover selbiges Phänomen zu Kenntnis nahm. Damals hielt ich es allerdings nur für einen ungewöhnlichen Stil. Durch den kürzlichen Erwerb der (offenbar betagten) LR nehme ich nun an, dass es sich dabei eher um eine aus der Mode gekommene Schule des Rahmennähens handelt. Wer weiß genaueres?
 

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Die Laufsohlennaht ist auf dem Rahmen kaum sichtbar, weil mit einem Faden geabeitet wurde, der sehr viel dünner scheint, als es heutzutage bei LR üblich ist. Das beschriebene ist hoffentlich auch auf den Bildern zu erkennen. Das schwarz-weiße ist dem bezeichneten Musterkatalog entnommen und lässt, so meine ich, den Unterschied deutlich werden.

Der Faden ist nicht dünner, er ist teilweise in den Rahmen eingelassen, d.h. der Rahmen ist angeschnitten, deshalb sinkt der Faden ein und ist nur halb sichtbar.

Bei dem 'zeitgenössischen' Schuh sitzt der Faden auf dem Rahmen oben auf, es ist auch nicht versucht worden das "stuppen" (die Quer-Kerben im Rahmen) eines handgenähten Schuhs zu imitieren (das ist es wohl was du seinerzeit bei den Maßschuhen gesehen hast). Wenn der Schuh echt handgenäht ist, dann wird der Rahmen vor-markiert und jeder Stich wird in das 'Tal' eingestochen. Wenn der Schuh genäht ist wird nachgestuppt. Dann ist jeder Stich über seinen eigenen 'Berg' geführt worden. Deshalb ist bei diesem maschinen-genähten Schuh der Faden teiweise versenkt, damit man nicht sieht daß Naht und Kerben nicht richtig korrespondieren.

Diese Art den Rahmen zu machen ist typisch für einige (aber nicht für andere) englische Hersteller (Crockett&Jones, ältere Alfred Sargent). Hängt halt davon ab welche Maschinen benutzt werden. Ob Ludwig Reiter irgendwann seine Maschinen ausgetauscht hat, oder früher ganz (oder teilweise) außer Haus hat produzieren lassen, weiß ich nicht.
 
Sehr interessant

Vielen Dank für diese Auskunft. Der Begriff "Stuppen" ist mir noch nicht untergekommen.

Natürlich liegt es nah, dass man beim Handnähen eine Hilfestellung für die Gleichmäßigkeit der Stiche braucht. Dass dies der Ursprung der Quer-Kerben sein könnte, hab ich nie bedacht. Zumal selbige ja z. B. auch bei holzgenagelten Schuhen typisch sind, obwohl sie dort wirklich nur verzierende Funktion haben.

An meinen Schuh ist, wie Sie schon bemerkten, keine Harmonie zwischen Kerben und Stichen zu erkennen. Natürlich ist das ein Detail, das den meisten Schuhbesitzern nicht auffallen würde. Denoch ist es nachvollziehbar, dass es zwischenzeitlich ausgemerzt wurde, indem man auf die Kerben verzichtet hat und die Naht nicht mehr versenkt.
 
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