Welche Schuhmarke mit genähten Schuhen produziert noch selbst?

... Lloyd produziert seine rahmengenähten "Lloyd Premium 1888" Schuhe im eigenen Werk in Sullingen bei Bremen.
Dort wurden meine Schuhe auch repariert. ...
Ist die Erkenntnis eigentlich gesichert?
Sind inzwischen alle "Premium 1888" rahmengenäht?

In den Anfängen des Forums um 2010 hatte mal ein User dargelegt, dass
a.)
damals ca. 2010 nicht alle Modelle der Premium Linie rahmengenäht waren. Z.B. die Modelle Lloyd Nr. 2 + Nr. 7, die heute "Wotan" oder "Wim" entsprechen würden, seinerzeit eben nicht. Es gab damals auch ein Video zu einem der Premiummodelle, dass von einem Schuhmacher zerlegt wurde und das bestätigte.
b.)
damals die tatsächlich rahmengenähten Modelle aus England stammten. Der Hersteller wurde auch genannt, kann mich aber nicht erinnern. Das Aussehen war aber exakt identisch.

Ich frage mich, wann und aus welchen Gründen das Lloyd umgestellt hat? Hier im Forum habe ich nichts darüber gelesen.
 
Hallo Storm und Guenter,

mir wurde gesagt, dass nurnoch die rahmengenähten Schuhe der Linie "Premium 1888" in Sullingen gefertigt werden, wenn auch Vorprodukte aus Rumanien kommen. In meinen Schuhen steht noch "Made in Germany" drin. Die Edel-Sneaker kommen schon aus Rumanien, weshalb auch im Schuh "Made in Romania" steht.

Meine Reparatur im Oktober/November, weil das Finish an der Spitze schnell abgegangen ist, wurde noch in Sullingen durchgeführt. Innerhalb von 3 Wochen habe ich die Schuhe wieder zurückgeschickt bekommen.

Wo nun die neuen Schuhe mit neuer Ledersohle, weil J. Redenbach insolvent gegangen ist, hergestellt werden weiß ich nicht. Die neuen Modelle "Sheffield", "Sheppard" und "Sheridan" sehen auch anders aus, mit sichtbarer Rahmennaht unter der Sohle, und sind mit 249€ günstiger als die vorherigen Modelle.

Der Budapester "Wotan" sah im Flagship Store mit der Zwienaht doch schon genäht aus.

Herzliche Grüße

Pascal
 
Ein zwiegenäht konstruierter Schuh ist ein genähter Schuh. Ist das die Aussage?
Hallo Pinguin71,

ja, der zwiegenähte Schuh sah nicht geklebt aus. Ein Kollege im Büro trägt das Modell "Wotan" und mag den Schuh sehr. So wuchtig wie auf den Bildern auf der Homepage von Lloyd sieht der Schuh in Wirklichkeit nicht aus. Er ist einer derjenigen, die auch rahmen- und zwiegenähte Schuhe vorziehen. Bei uns im Büro wird gerne die Eigenmarke von Shoepassion, Heinrich Dinkelacker und Lloyd Premium 1888 getragen, weil diese genähten Schuhe leicht verfügbar sind in den Fachgeschäften in Frankfurt.

Herzliche Grüße

Pascal
 
mit sichtbarer Rahmennaht unter der Sohle
Der Präzision halber: Die Naht, die man bei einem rahmengenähten Schuh unter der Sohle sieht (soweit sie nicht in einem geschlossenen Kanal geführt wird, was ja auch gern gemacht wird, so dass nur ein auf 270 Grad umlaufender Schnitt im Sohlenleder verbleibt), ist nicht die Rahmennaht. Die Rahmennaht verläuft von außen unsichtbar im Schuhinneren und verbindet die Brandsohle mit dem Rahmen.

Das Segment wird sehr klein, da viele bestehende Kunden altersbedingt verloren gehen und kaum junge neue Kunden nachrutschen.
[...]
Die mangelnde Präsenz ist m.E. die Herausforderung für gutes Schuhwerk.
Ich bin grundsätzlich Deiner/Eurer Meinung, aber diese dauernde Wagenburg-Diskussion ("Schuhe/sartoriale Kleidung trägt doch keiner mehr", "den Leuten wird kein ausreichendes Beispiel gegeben", "der Handel bietet nichts an und verdummt damit die Kunden") erscheint mir übertrieben. Der einzige Grund, warum dieses Forum vor ewigen Zeiten ins Leben gerufen wurde, ist, dass die angehenden Foristen keine Möglichkeit hatten, im richtigen Leben diese Themen im Detail aufzugreifen und eine gemeinsame Plattform zum Austausch darüber brauchten. Als mir mein Vater in jugendlichem Bluesman-Alter Krawattenknoten zeigte (und das ist nun wirklich ewig her), war die Krawatte schon längst für physisch tot erklärt und seitdem steht das mindestens zwei Mal im Jahr in irgendeiner Zeitung, damit das auch ja keiner vergisst. :D

Es war immer eine kleine Minderheit (nicht nur, aber ganz besonders in Deutschland), die an diesen Bestandteilen klassischer gehobener Herrenbekleidung interessiert war und Foren wie dieses nutzte, um Informationen darüber auszutauschen. Möglicherweise ist die Minderheit in Deutschland mittlerweile noch etwas kleiner geworden, aber grundsätzlich war die Situation noch nie anders. Hier wurden immer Geheimtipps für Shops mit ordentlichen Produkten, Maß- und Änderungsschneider, gute Accessoire-Onlineshops, Schuhmacher etc. gehandelt, die der Allgemeinheit nie bekannt waren. So toll kann die öffentliche Präsenz all dieser Lokalitäten und deren Beispiel also auch in der Vergangenheit nicht gewesen sein. ;) Und trotzdem sind wir alle offenbar ganz ordentlich ausgestattet, weil es die guten Dinge in dieser ganzen Zeit und auch heute immer noch gibt, wenn man weiß, wo man suchen muss.

Mir jedenfalls können Innenstädte seit geraumer Zeit nichts mehr geben, nichts, was ich trage, stammt von dortigen Konfektionären aller Art. Und ich kann mich nach wie vor nicht über einen Mangel an Inspirationen oder Lieferanten beklagen.
 
... Der Budapester "Wotan" sah im Flagship Store mit der Zwienaht doch schon genäht aus. ...
So sah der Lloyd Nr. 2 auch aus.

M.E. geht es aber nicht darum, ob genäht oder nicht, sondern um die "Goodyear Welt"-Konstruktion des Schuhs mit Rahmen, Rahmennaht, Feder und Korkausballung.

Ich bin aber sicherlich nicht der Richtige, um das hier genauer darlegen zu können. Die User, die das konnten, sind offensichtlich verschwunden oder antworten zum Thema "Lloyd" nicht mehr, da sinnlos. In früheren Jahren war "Lloyd" übrigens ein verbotenes Wort hier im Forum, dass einen schlechten Ruf genoss und gar nicht ging.

Durch die "Versneakerung" im gehobenen Bereich scheint heute, Ende 2022, Lloyd auch hier im Forum akzeptabel geworden zu sein.
 
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