Welche Schuhmarke mit genähten Schuhen produziert noch selbst?

Die genannten Manufakturen überleben aber sehr gut, so dass in Europa und weltweit die Kaufkraft und Zahlungsbereitschaft für Schuhe für mehr als 200€, heute wohl eher 250€, noch ausreichend da zu sein scheint.
 
Meine Beobachtung ist, dass in den letzten Jahren viele Geschäfte mit hochwertigen Schuhen geschlossen haben. Von Herrn Kuckelkorn weiß ich, dass er jährlich dutzende Händler aus diesem Grund nicht mehr beliefern kann und meine Beobachtung in Köln, Düsseldorf, Sylt und Aachen deckt sich damit. Meiner Meinung nach liegt das an der „casualisierung“ der kleidungswelt und dem damit verbundenen Siegeszug des Sneakers. Es ist unüblich geworden Sakko und elegante Schuhe in der Freizeit, also freiwillig, zu tragen. Ich bin gespannt, ob sich das wieder ändern wird. In den Niederlanden und in Belgien sehe ich da durchaus mehr Liebe zum hochwertigen Schuh.
 
Guten Morgen zusammen,

der Sneaker feiert seinen Siegeszug gewiss. Dennoch tragen einige hier in Frankfurt auch noch Sakko mit guten Lederschuhen in der Freizeit. Damit fällt man(n) aber schon auf im Stadtbild.

Herzliche Grüße

Pascal
 
Damit fällt man(n) aber schon auf im Stadtbild.
Das war nun wiederum nach meinen Erfahrungen noch nie anders, das mag natürlich von den Städten, in denen man sich bewegt, abhängen. ;) Zudem war in der Zeit vor Roetzels „Gentleman“ hochwertiges Schuhwerk englischer Prägung in der Breite in Deutschland kaum bekannt und ein Internet, wo man sich dazu unabhängig informieren konnte, gab es nicht.

Solange man noch ordentliche Schuhe bekommt (und daran herrscht ja nun noch kein Mangel an Angeboten), muss einen das als Kleidungsenthusiast nicht wirklich interessieren. Das Interesse von Nichtenthusiasten ist meistens nur flüchtig und eine tiefere Kleidungskultur war in Deutschland immer ein kleines Minderheitenthema.
 
Interessant wären da tatsächlich belastbare Zahlen. Der stationäre Handel hat ja insgesamt Probleme. Das gilt nicht nur für Schuhe. Andererseits war, jedenfalls gefühlt, die Auswahl an rahmengenähten Schuhen noch nie so groß wie jetzt (ja ich weiß, da gibts heir einen, dier meint, die wären alles nicht rahmengenäht, weil sie mit der Maschine genäht sind, na ja.) Alden, Allen Edmonds, Crocket & Jones etc. auf der einen Seite, die es schon lange gibt und hinzu sind noch Shoepassion, Primeshoes, Laszlo und wie sie alle heißen gekommen, auch weil man sie einfach übers Internet bestellen kann. Aufgrund der längeren Haltbarkeit und auch der Möglichkeit, die Schuhe zu reparieren ist das nicht teurer so einen Schuh zu tragen als Adidas oder Puma Sneaker, die gerade in Mode sind.
 
Schuhqualität hat viele Komponenten. Habe gerade die 8 Jahre alten Carmina Schnürstiefel meiner Tochter von der Reparatur abgeholt (40 Euro beim Orthopädieschuhmacher). Die hat sie im Studentenleben sicher nicht geschont. Innensohle und Innenfutter hinten waren verschlissen. Oberleder sah nach Pflege besser aus als mancher Dinkelacker in der Auslage. Dainite Sohlen am Absatz erste Verschleißspuren. Daran, dass die so gut gehalten haben, hat die Goodyear-Naht wohl den geringsten Anteil.
Ich habe auch noch Sneaker (früher hießen die Turnschuhe) von Valsport, etwa 15 Jahre alt, allerdings nicht so häufig getragen. Die sind noch mit Leder gefüttert, die Gummisohle ist etwas abgetreten, die blauen Lederpatches ordentlich verblichen. So was gibt es heute praktisch nicht mehr, auch Santoni Sneaker sind im Vorderfußbereich teils mit Gewebe statt Leder unterlegt (und Common Projects, selbst die teuren, sind dagegen Plastikbomber).
 
Schuhqualität hat viele Komponenten. Habe gerade die 8 Jahre alten Carmina Schnürstiefel meiner Tochter von der Reparatur abgeholt (40 Euro beim Orthopädieschuhmacher). Die hat sie im Studentenleben sicher nicht geschont. Innensohle und Innenfutter hinten waren verschlissen. Oberleder sah nach Pflege besser aus als mancher Dinkelacker in der Auslage. Dainite Sohlen am Absatz erste Verschleißspuren. Daran, dass die so gut gehalten haben, hat die Goodyear-Naht wohl den geringsten Anteil.
Ich habe auch noch Sneaker (früher hießen die Turnschuhe) von Valsport, etwa 15 Jahre alt, allerdings nicht so häufig getragen. Die sind noch mit Leder gefüttert, die Gummisohle ist etwas abgetreten, die blauen Lederpatches ordentlich verblichen. So was gibt es heute praktisch nicht mehr, auch Santoni Sneaker sind im Vorderfußbereich teils mit Gewebe statt Leder unterlegt (und Common Projects, selbst die teuren, sind dagegen Plastikbomber).
Zitat: "auch Santoni Sneaker sind im Vorderfußbereich teils mit Gewebe statt Leder unterlegt"

Das hätte ich nun bei so hochpreisigen Sneakern nun wirklich nicht gedacht, dass Santoni dort auch zum Einsparen von Kosten eher Textil statt Leder als Innenfutter verwendet.

Leider habe ich im Juni und Juli, als mein schwarzer schlanker Ledersneaker mit dem Schnitt und Leisten eines "Runner" eben durch die Textileinlage im Vorfuß kaputt gegangen ist, bei der Suche nach neuen Sneakern aus reinem Innenfutter aus Leder und einer Ledereinlegesohle auch gemerkt, dass solche Sneaker kaum noch zu finden sind. Überall wird am Leder, Innenfutter, Einlegesohlen etc. gespart.

Daher lasse ich von Schumacher Lenz auch meine alten Sneaker aus braunem Velour- und Glattleder, mit einem Innenfutter aus weichem Verlourleder und Einlegesohle aus Glattleder, eben mit neuer Zwischensohle, Laufsohle und Fersenfutter aufarbeiten, weil solch ein Sneaker neu in der Qualität eben noch viel teurer wäre.

Daher ist es nicht verwunderlich, dass der durchschnittliche Konsument 2-3 neue paar Schuhe im Jahr kauft. Da die Qualität der im leicht zugänglichen Einzelhandel anscheinend abgenommen hat und kaum jemand seine Schuhe aufwendig pflegt, sind diese auch nach 1-3 Jahren verschließen. Zudem gibt kaum jemand seine Schuhe, die "nur" 100-150€ gekostet haben, zum Schuhmacher für eine professionelle Generalüberholung für ca. 100-150€ oder Neubesohlung für ca. 50-100€.

Euch einen schönen Sonntag und herzliche Grüße

Pascal
 
... Ich frage mich nur, warum selbst in einer recht wohlhabenden Stadt wie Frankfurt neben Shoepassion mit seinen Eigenmarken nur noch Crockett & Jones, Church's, Francetto und Santoni als wirklich hochwertige Marken und Eigenhersteller im Fachgeschäft anprobiert und gekauft werden können. Die meisten der von Euch genannten Manufakturen lese ich auch zum ersten Mal.
Das Problem ist m.E. die "Sichtbarkeit für Neukunden".

Wenn man über die Haupteinkaufsstraßen bummelt, bekommt man bestimmte Marken präsentiert. Wie z.B. früher um ca. 2010 "Loake" in der Auslage von Görtz in Frankfurt. Man wird immer wieder angefixt und kauft dann früher oder später mal "Loake".

Inzwischen werden primär "Sneaker" und "andere turnschuhartige Schuhe" präsentiert. Die Leute kaufen, auch deutlich über der genannten 200 € Grenze, diese irreparablen, kurzlebigen Plastikschuhe billigster Fertigung.

... ist einfach zu klein in Frankfurt. ...
Sehe ich nicht so. Frankfurt profitiert vom Flughafen, von Messen, von seiner Position als Finanzplatz usw.

Nachfrage ist da. Siehe die in der Goethestraße präsenten Luxusmarken. Oder die vielen internationalen standfesten Großkunden bei Hirmer in der Nische, die offensichtlich aus aller Welt dorthin geflogen kommen und für unglaubliche Beträge dort einkaufen.

Allerdings hat Frankfurt, insbesondere die Zeil, ein sehr kundenunfreundliches Umfeld, in dem man sich nicht gern aufhält, dass ich in anderen Städten so ausgeprägt nicht wahrnehme.
 
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