Schlechten Tag gehabt?Das ist finde ich genau der Punkt. Wo ist die Vielfalt? Mir stößt manchmal die leicht dahingesagte Standardkritik "wie immer alles super, aber Du weißt ja, der Kraaaaaagen" etwas auf, welche mir oft vorkommt wie ein "alles toll, aber Dein Hosentstall ist offen". Als ob unter dem Revers verschwindende Kragenspitzen eine genauso banale Unumstößlichkeit wären, wie eine geschlossene Hose (cue Pitti-Bilder mit offener Hose in 3-2-1, Extrapunkte für commando). Hauptsache der 10fach optimierte Luxire-Kragen XYZ0815 mit eingebautem Extrasprezz (ohne Aufpreis natürlich) unterm Kinn, völlig unabhängig davon was eigentlich zum Kopf des Trägers oder dem Krawattenknoten passt. Oder, wie Du ja an Deinem Beispiel gut erläutert hast, egal was der Träger sich sonst alles noch bei der Kragenwahl gedacht (crazy, selbst gedacht) haben könnte.
tldr: Was Lucius sagt! Relax bei der Kragenwahl.
Zwar gefällt es mir tendenziell auch besser, wenn die Kragenspitzen verdeckt sind, jedoch, wenn bei einem extremen Haikragen links und rechts des Krawattenkonten noch 3 cm der Krawatte sichtbar sind, dann finde ich es doch einigermaßen lächerlich.
Auch ein sehr wichtiger Punkt, den ich gern hervorheben würde. Die Tatsache, dass es auch in der angeblich klassischen Herrenmode Trends gibt, führt nicht nur hier zu teilweise obskuren Geschmacksveränderungen. Was gestern noch verteufelt wurde, ist heute das Nonplusultra. Buttondown-Krägen (mit oder ohne Krawatte) sind nur ein Beispiel. Auch diese Haltung hat mit "klassisch" nichts zu tun. Im Rahmen der stilistischen Selbstfindung habe ich dafür Verständnis. Wenn genau diese Leute dann aber Andere belehren wollen, endet mein Verständnis und ich empfehle in in diesen Fällen gern, mal im WTIH-Strang ein paar Jahre zurückzublättern.
Mein Argument für verschwindende Kragenspitzen ist gar kein historisches, sondern ein ästhetisches: durch fließende, ineinander übergehende Linien ist die Gesamtwirkung harmonischer, außerdem wird die stets angestrebte V-Form unterstützt.
Ich bezog mich gar nicht auf Niels, sondern auf den Beitrag von Butch Cassidy. Das sieht man daran, dass ich ihn zitiert habe.
Das ist nur allzuoft richtig. Leider macht Niels da in diesem Fall den Spielverderber indem er eine logische, nachvollziehbare Begründung liefert.
Ich stimme Dir grundsätzlich zu, aber ich denke, das hat nichts mit iMode, sondern mit der Jugendmanie der heutigen Gesellschaft zu tun. Man muss unbedingt jung aussehen, am besten auch noch jünger als man ist. Und dazu gehört, dass man sich wie ein junger Mann kleidet.Kann ich gut nachvollziehen, insbesondere bei Herren im "reiferen Alter" im Sinne von deutlich Ü30 -
diese modischen Kragen, die es vor ~5 Jahren wohl nur sehr vereinzelt bei seltsamen "Designer-Marken"gab, sieht man dann gelegentlich in Kombination mit deutlich zu engen Sakkos und daher ausgeprägten X-Falten um den Schließknopf statt ordentlicher Taille, gefühlter Saumweite der Hose von 15 cm und entsprechend (überproportional und auch sonst) auffälligen Schuhen, dabei deutlich stramme oberschenkelenge Hosen mit sichtbarer Spannung im Sitzen und unverkennbarer Faltenbildung im Schrittbereich etc.
Die typischen Einflüsse der iMode lassen sich da nicht wegdiskutieren...
Ich kann Niels' Haltung vollauf nachvollziehen. Aber die Mehrzahl der traditionellen Kragenformen, die dadurch ausgeschlossen werden (Kent-, Spitz-, Tab-, Club- und ja, auch BD-), haben sich ja offenbar entwickelt, ohne auf dieses Prinzip zu achten, indem sie weitere Linien (oder gar Rundungen) dazu addieren, auf die ein Cutaway-Kragen eben verzichtet. Ich gehe fest davon aus, dass dafür ästhetische Überlegungen verantwortlich sind, nur eben andere als bei Niels. In einer Kleidungswelt, in der es unzählige "richtige" Antworten gibt, ist halt mit einer richtigen noch nicht die Diskussion zu Ende.Das ist nur allzuoft richtig. Leider macht Niels da in diesem Fall den Spielverderber indem er eine logische, nachvollziehbare Begründung liefert.
Ich kann Niels' Haltung vollauf nachvollziehen. Aber die Mehrzahl der traditionellen Kragenformen, die dadurch ausgeschlossen werden (Kent-, Spitz-, Tab-, Club- und ja, auch BD-), haben sich ja offenbar entwickelt, ohne auf dieses Prinzip zu achten, indem sie weitere Linien (oder gar Rundungen) dazu addieren, auf die ein Cutaway-Kragen eben verzichtet. Ich gehe fest davon aus, dass dafür ästhetische Überlegungen verantwortlich sind, nur eben andere als bei Niels. In einer Kleidungswelt, in der es unzählige "richtige" Antworten gibt, ist halt mit einer richtigen noch nicht die Diskussion zu Ende.