Was kommt nach dem Gin-Hype?

Um aber zurück zu Whiskey zu kommen - Rye Whiskeys finde ich massiv unterschätzt, da gibt es für wenig Geld zum Teil sehr gute Tropfen :)

es hat den nostalgischen, aber nicht elitären(!) Touch des authentischen Landlebens und es passt pur getrunken grandios in den derzeitigen Burger-Food-Trend.

Nachdem Bourbon ja schon wieder so "Mainstream" ist, würde ich mich auf über ein größeres Comeback von Rye freuen.
Gerade wegen des Authentischen passt er super in die ganze Hipster, Nostalgie Szene. Gerade die jüngeren Hipster stehen drauf. Eigentlich hatte ich ja nach Mad Men schon mit einem Rye Comeback gerechnet. Aber Hüte kamen deshalb ja auch nicht wieder. :D
Als großer "Fan" der Schotten war ich ja schon fast etwas enttäuscht, als ich mir die erste richtig gute Flasche Bourbon bestellt und geöffnet hatte. Vanille und Karamell, klar, aber sonst ist da für mich nicht viel mit Geschmackserlebnis. Mir fehlt der angesprochene Hobby Charakter. Bei Scotch freue ich mich immer wieder neue, anders schmeckende Flaschen zu verkosten. Bei Bourbon findet man wohl "seine" Marke und hat sie einfach immer da. Ab und zu, besonders zu Burger, Gegrilltem oder Rippchen trinke ich aber gern meinen Bourbon. Ist halt ein gutes "Wohlfühlgetränk", weniger was zum Verkosten und stolz den Freunden zeigen.

PS: https://www.nytimes.com/2015/12/02/dining/rye-whiskey.html
 
Ja, tatsächlich: Ich sehe jedenfalls in Niedersachsen immer noch neue Burgerläden (teilweise sogar als Ketten) eröffnen.
 
Das war auch der Grund, warum ich beim Gin nie mitgegangen bin - er schmeckt mir einfach nicht.
Sicher, dass Du genug probiert hast? Ich finde es gibt Gins, die schmecken so wenig nach Wacholder, dass man sie nicht als Gin wahrnehmen würde, wenn es nicht auf der Flasche stünde.

Die Vanille-/Karamellnoten aus dem Bourbon sind in bourbonfassgereiftem Scotch oft sehr willkommen. Persönlich fehlt mir im "echten" Bourbon aber eine Menge an Aromen. Die sind halt flach und schmecken alle irgendwie gleich. Wie langweilig!
Das würde ich gar nicht sagen, gute Bourbons haben auch eine relativ vielschichtige Aromatik, sie ist allerdings bei allen ziemlich kongruent, insofern stimmt das schon mit Lieblingsbourbon identifizieren, bevorraten und fertig. Gin oder Scotch sind da deutlich vielfältiger. Ich habe wahrscheinlich etwa je 10 angebroche Flaschen Gin und Single Malt daheim, würde aber nie auf die Idee kommen, so viele Single Malts dazuhaben.

Ja, tatsächlich: Ich sehe jedenfalls in Niedersachsen immer noch neue Burgerläden (teilweise sogar als Ketten) eröffnen.
Böse Zungen würden sagen, dass der Trend tot sein muss, wenn er in Niedersachsen angekommen ist ... ;)
 
Nachdem Bourbon ja schon wieder so "Mainstream" ist, würde ich mich auf über ein größeres Comeback von Rye freuen.
Gerade wegen des Authentischen passt er super in die ganze Hipster, Nostalgie Szene. Gerade die jüngeren Hipster stehen drauf. Eigentlich hatte ich ja nach Mad Men schon mit einem Rye Comeback gerechnet. Aber Hüte kamen deshalb ja auch nicht wieder. :D
Als großer "Fan" der Schotten war ich ja schon fast etwas enttäuscht, als ich mir die erste richtig gute Flasche Bourbon bestellt und geöffnet hatte. Vanille und Karamell, klar, aber sonst ist da für mich nicht viel mit Geschmackserlebnis. Mir fehlt der angesprochene Hobby Charakter. Bei Scotch freue ich mich immer wieder neue, anders schmeckende Flaschen zu verkosten. Bei Bourbon findet man wohl "seine" Marke und hat sie einfach immer da. Ab und zu, besonders zu Burger, Gegrilltem oder Rippchen trinke ich aber gern meinen Bourbon. Ist halt ein gutes "Wohlfühlgetränk", weniger was zum Verkosten und stolz den Freunden zeigen.

PS: https://www.nytimes.com/2015/12/02/dining/rye-whiskey.html
Die Nerd-Nummer mit Verschiedenartigkeit und Diskussionsfreude lebe ich bei Wein. :) Spirituosen haben für mich in erster Linie mit dem besagten Wohlgefühl zu tun und nicht mit der Erforschung neuer Geschmackswelten, bei Bourbon wie bei Rum.

Bei Rye Whiskey bin ich noch unentschieden. Roggen ist ja bei Bourbon mit Ausnahme der Wheated-Exemplare und einer Hirse-Craft-Spezialität die Aromagetreidekomponente (dazu >51% Mais für den Körper und ein kleiner Anteil Gerste für die enzymatische Umsetzung von Stärke in Zucker bei der Einmaischung), die dann auch die würzigen und teils auch die fruchtigen Komponenten ausmachen. Die Rye Whiskeys, die ich bislang probiert habe (Bulleit, Lot 40) waren mir zu wild, ich verstehe, dass Mixer das gut finden, weil es ihnen aromatisch viel zu spielen gibt, aber Mixed Drinks i.A. geben mir nichts, eine Spirituose muss aus sich selbst heraus harmonisch wirken, damit ich überhaupt Lust habe, sie zu trinken.

Und damit kommen wir zu Single Malt: Die Aromen, die schottischen Whisky vorwiegend ausmachen, mag ich nicht (Torf), nicht in zu hoher Intensität (Rauch) oder trinke sie im entsprechenden Ursprungsgetränk lieber (z.B. Sherry-Noten). Deswegen sagen mir selbst eher mildere Sorten nicht viel. Und so aromatisch aufregend verbranntes Gummi, Jod und Salz im Schnaps sein mögen, bleibe ich da lieber beim eintönig wohlschmeckenden, auch wenn mich das als britischen Gentleman komplett disqualifiziert. :)

Bei Bourbon ist es halt wichtig, die einfachen Exemplare komplett zu vermeiden, die verstellen nur den Blick auf's Wesentliche. Keiner beim Erzeuger glaubt ernsthaft, dass das einer pur trinkt, damit wird Cola verdünnt. ;) Der einzige Standard-Bourbon einer der großen Destillerien, den man pur trinken kann, ohne sich am Tisch festzuhalten, kommt von Buffalo Trace und auch der ist eher als Mix-Bourbon konzipiert. Es bleiben die diversen Small-Batch/Single-Barrel- bzw. die älteren Whiskies mit höherer Jahrgangsangabe, aber auch da beileibe nicht durchgängig. Da Bourbon immer in brandneuen Fässern gereift werden muss, ist höheres Alter ab einer gewissen Basis auch nicht immer besser, sonst endet man irgendwann mit der deftigen Holznote, die nur noch Bibern gefällt.. :D 8-12 Jahre ist i.d.R. für Bourbon der beste Zeitraum.

Zu viel Alkohol kann man runterwässern, zu wenig ist bei Bourbon ein Problem, ich habe noch keinen getrunken, der mir schmeckt und unter 43-45% hat (bei den guten sind es auch nur wenige, die so low proof sind). Ein kleiner Burn gehört dazu. Und zur relativen Gleichförmigkeit verweise ich auf unseren Was-trage-ich-heute-Thread: Mancher Unbeteiligte wird sagen, da sind doch nur Typen im immer gleichen Anzug. :cool: Die geschmackliche Detaillierung innerhalb eines gegebenen Rahmens erschließt sich meist nur Leuten, die da auch voll eintauchen wollen.

Natürlich können die Schotten damit nichts anfangen, Whisk(e)y einfach nur zum Spaß zu trinken, ohne Regeln, ohne Rituale, ohne "Verkosten" mit aufmerksamem Blick und gespitzten Lippen. Wie sagte Fred Noe, der Jim Beam Master Distiller, mal in einem FAZ-Interview so schön: "Was soll man von Männern erwarten, die Röcke tragen!" :D:cool:;)
 
Und damit kommen wir zu Single Malt: Die Aromen, die schottischen Whisky vorwiegend ausmachen, mag ich nicht (Torf), nicht in zu hoher Intensität (Rauch) oder trinke sie im entsprechenden Ursprungsgetränk lieber (z.B. Sherry-Noten). Deswegen sagen mir selbst eher mildere Sorten nicht viel. Und so aromatisch aufregend verbranntes Gummi, Jod und Salz im Schnaps sein mögen, bleibe ich da lieber beim eintönig wohlschmeckenden, auch wenn mich das als britischen Gentleman komplett disqualifiziert. :)
Ein kleiner Nachtrag: Es gibt tatsächlich einen einzigen schottischen Single Malt Whisky, den ich genial finde. Das ist The Balvenie 14 Years Caribbean Cask, einen milden Speyside-Whisky, den man mit einem Rum-Finish zu einem Pfirsich/Maracuja/Guave-Fruchtmonster (mit etwas typischem Rauch, damit man es noch Single Malt nennen kann) gemacht hat. :) Es widerspricht also im Grunde nicht dem, was ich oben geschrieben habe. ;)
 
Was hat Rauch denn mit der Bezeichnung Single Malt zu tun?
Mit der Bezeichnung hat es nichts zu tun, es ist nur ein typisches Aromamerkmal schottischer Whiskies. Auch bei Bourbon ist Rauch nicht völlig unbekannt, aber geschmacklich ganz anders gelagert, weil es dort vom aggressiven Toasting des Fasses bei der Reifung kommt und nicht von der Trocknung des Getreides.
 
Meine Lieblings-Single-Malts haben überhaupt keinen Rauch ... :)
Aber diesen Balvenie hatte ich bisher nicht im Glas - mal notieren.
 
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