Was ist Stil? Ein Definitionsversuch

So wie ich das sehe unterliegt die Definition von "Stil" zwei separaten Richtungen.

1) Einmal ist "Stil" die Verkörperung des perfekten Gentelmans, welcher Freundlich, Hilfsbereit, und Charmant ist - immer die passenden Worte findet, alle Regeln des sozialen Lebens einzuhalten weiß und darüberhinaus noch eine gute Figur abgibt, im Sinne von natürlich und nicht verkrampftes, gezwungenes Handeln.

2) Zum anderen bedeutet "Stil" die Verkörperung des Dandys, des Dressmans, welcher sich immer passend zu kleiden weiß, und all die schönen Accesoires wie Schreibgeräte, Wein, Uhren, Ringe, Autos, etc. zu schätzen weiß und natürlich auch ausgewählte davon besitzt - welcher gute Qualität, perfekte Passform und Verarbeitung lobt- dabei aber immer ein gewisses Understatement bewahrt. Natürlich hebt er sich von der breiten Masse ab, da diese allein schon vom Kapital noch vom Interesse her nicht mit ihm mithalten können und möchten.


Im optimalen Falle treffen also bei dem stilvollendeten Manne beide Aspekte zusammen.

Der erste Aspekt ist dabei jedoch viel schwieriger zu entdecken und oftmals auch würde man eine Person, welche nur den ersten Aspekt verkörpert, gar nicht als stilvoll bezeichnen.

Der zweite Aspekt ist jedoch viel extrovertierter und somit leichter zu identifizieren.
Jedoch kann es vorkommen, dass eine Person, welche nur den zweiten Aspekt verkörpert, von anderen zunächst als stilvoll aufgefasst wird, bei nährer Betrachtung jedoch überhaupt nicht mehr "stilvoll" ist, sondern eine reine Verkleidung, Maskerade an den Tag legt.
 
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darf ich mir das einrahmen?

Na Klar, ich habe darauf ja kein copyright:)

Verzeihung; ich versuche mich zu konkretisieren.
Meine Aussage ist zugegebenermaßen etwas komprimiert, aber Etikette ist im Prinzip nichts weiter als ein Regelwerk zum Verhalten in bestimmten Situationen und einer bestimmten Gesellschaft. Folglich ein Begriff mit Tendenz zum (bsp. Hof-) Protokoll.

Gutes Benehmen hingegen ist steht über den Regeln (und in bezugnahme auf das Benehmen der Menschen untereinander eben Thema des Freiherrn Knigge). Der in den Talkshows gelgentlich sichtbare Moritz Freiherr Knigge (Unternehmensberater und Nachfahre :D) umschreibt es immer so (und meiner Meinung nach richtig):

Wenn ich im Vorzimmer stehe und dies Sekretärin reicht mir die Hand zum Gruße und in diesem Moment kommt ihr/der Chef zur Tür hinein, wäre es laut Etikette notwenig, den ranghöheren (Chef) zuerst zu begrüßen.
Gutes Benehmen und "Manieren" (die der "Gentleman" natürlich vorlebt) gebieten aber selbstverständlich niemals (reaktionslos) an einer grüßenden Hand (noch dazu an einer Dame) vorbei zu gehen.


Ich hoffe mein obiger Ausspruch ist nun klarer?!
Clemens Walter

Vielen Dank für diesen grandiosen und differenzierten Post. Einfach "Thanks" wollte mir da nicht reichen.

Liebe Grüße

Sandro
 
"Stil ohne Kultur gibt es nicht"

"Stilvoll findet es Budelmann außerdem, die Gesellschaft am persönlichen Erfolg teilhaben zu lassen"

http://mobil.abendblatt.de/shopping-hamburg/article2110896/Der-Banker.html

Hier sicherlich nicht allgemein akzeptierte Einstellungen, oder?


Ach ja: Da als Titel hier im Forum oben im Browser sogar
"Forum für Stil, Kleidung, Lebensart und Genuss" steht, muß es hier ja doch definitiv weit über Stil
in Kleidungssachen hinaus gehen. Was stellt sich denn der Forumsgründer selbst vor bzw. was meinte er?
Oder ist das nur google-optimiert?
 
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Seitdem ich Bordieus «La Distinction» gelesen habe, fällt mir eine absolute Antwort auf die Frage schwer, was Stil sei. Man könnte es so fassen: Die Einstellung und der Habitus der Klasse/Schicht, in der man sich selber sieht.

Angophile kommen zum Weihnachtessen natürlich mit einem adretten Papphütchen und Knallbonbons.
 
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