unfixierte Einlage

pflam2

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Die Thread würde wahrscheinlich genau so gut ins Bespoken oder Maßkonfektion Forum passen.
Da es aber auch bei RTW Sakko relevant ist, stelle ich die Frage mal hier.

Wie wichtig ist bei einem Sakko die unfixierte Einlage?
Mir ist klar, das bei einem leichten Stoff durch die unfixierte Einlage eine schöne fliesende Form erzeugen kann.
Mir ist auch klar das sich das Sakko durch die unfixierte Einlage besser dem Körper anpasst.
Wie wichtig ist es aber bei schweren Stoffen (400g+)?

Lohnt der Mehrpreis, bei einem Bespoken- oder MTM-Projekt, wenn der Stoff sehr schwer ist?
Ich denke hierbei an Tweed, oder schwere Flanells.
 
"Wichtig" ist eine lose Einlage eigentlich nicht – zumindest nicht an und für sich. Sie stellt die aufwendigste und schwierigste Form der Einlagenverarbeitung dar und sollte dementsprechend auch nur Verwendung finden, wenn der Handwerker sich damit wohlfühlt.

Mit dem Oberstoff oder dessen Gewicht hat das erstmal wenig zu tun. In der Praxis ist es allerdings oft so, dass sich dünne, leichte Stoffe weniger gut mit losen Einlagen verarbeiten lassen, weil sie rutschiger sind und jeder Verarbeitungsfehler sofort sichtbar wird.
 
In der Praxis ist es allerdings oft so, dass sich dünne, leichte Stoffe weniger gut mit losen Einlagen verarbeiten lassen, weil sie rutschiger sind und jeder Verarbeitungsfehler sofort sichtbar wird.

Ich habe gerade eine PN mit der gleichen Meinung erhalten.
Mir haben drei unabhängige Personen bei Cove (unterschiedliche Ateliers) gegenteiliges empfohlen.
dicker Soff=geklebte Einlage
dünner Stoff=unfixierte Einlage.
Als ich den Wunsch nach einem 3 roll 2 geäußert habe wurde mir die unfixierte Einlage erst recht ans Herz gelegt.

Was meint Ihr, sollte ich meine Bestellung lieber auf eine fixierte Einlage ändern (falls noch möglich) und das gesparte Geld lieber in neues Projekt investieren?

Bei dem Stoff handelt es sich übrigens um eine mitteldicke Schurwolle in loser Bindung.
Die Webung geht in Richtung eines Donegal-Tweed.
 
"Wichtig" ist eine lose Einlage eigentlich nicht – zumindest nicht an und für sich. Sie stellt die aufwendigste und schwierigste Form der Einlagenverarbeitung dar und sollte dementsprechend auch nur Verwendung finden, wenn der Handwerker sich damit wohlfühlt.

Mit dem Oberstoff oder dessen Gewicht hat das erstmal wenig zu tun. In der Praxis ist es allerdings oft so, dass sich dünne, leichte Stoffe weniger gut mit losen Einlagen verarbeiten lassen, weil sie rutschiger sind und jeder Verarbeitungsfehler sofort sichtbar wird.

Aber ist es denn deiner Meinung nach sinvoll, zu einem Handwerker zu gehen, der sich damit nicht wohlfühlt?

Was meint Ihr, sollte ich meine Bestellung lieber auf eine fixierte Einlage ändern (falls noch möglich) und das gesparte Geld lieber in neues Projekt investieren?

Nein. Wenig gutes ist besser als viel schlechtes/mittelmäßiges.
 
Nein. Wenig gutes ist besser als viel schlechtes/mittelmäßiges.

Aber was ist daran gut, wenn man eigentlich keinen optischen Vorteil hat (sieht)?
Ich verstehe handgenähte Knopflöcher.
Sie haben zwar keinen Vorteil in ihrer Funktion, sehen aber besser aus.
Eine Schneiderhandkante hält das Revers auch nicht besser zusammen, lässt es aber lebhafter aussehen.

Da ich derzeit dabei bin meine RTW Garderobe durch eine aus MTM Stücken zu ersetzen benötige ich noch viele weiteren Kleidungsstücke. Daher versuch ich die Kosten eher gering zu halten.
Wenn die unfixierte Einlage also nur eine Wertschätzung des Handwerks ist, würde ich in meiner derzeitigen Situation eher darauf verzichten.
Wenn ich etwas mehr Geld übrig habe würde ich aber aus Freude am Handwerk die unfixierte Verarbeitung wählen.
 
Wenn die unfixierte Einlage also nur eine Wertschätzung des Handwerks ist, würde ich in meiner derzeitigen Situation eher darauf verzichten.
Wenn ich etwas mehr Geld übrig habe würde ich aber aus Freude am Handwerk die unfixierte Verarbeitung wählen.
Ich würde bei einer irgendwie gearteten Maßfertigung nicht auf eine unfixierte Einlage verzichten. Dann lieber weniger Anzüge. Mein dickster Anzug kommt auf 365g/m² Stoffgewicht, aber ich bilde mir ein, dass der natürlichere Fall dieser Machart auch dort noch rüberkommt.

Übrigens: Wenn man schon so lange darüber nachdenkt, wird einem der Kompromiss immer im Kopf bleiben, wenn man die Downgrade-Lösung wählt. Allein das ließe mich schon davon abkommen.
 
Aber ist es denn deiner Meinung nach sinvoll, zu einem Handwerker zu gehen, der sich damit nicht wohlfühlt?
Natürlich nicht, wenn man dann auf genau diesem Feature besteht. Es gibt aber auch eine ganze Reihe Maßschneider, die fixierte Einlagen verarbeiten – über das handwerkliche Können sagt das nicht unbedingt etwas aus. Ein unfixiert verarbeiteter Anzug (das gilt ja nicht nur für die Jackenfront, sondern bspw. auch für den Hosenbund) ist nicht zwangsläufig besser.

Aber was ist daran gut, wenn man eigentlich keinen optischen Vorteil hat (sieht)?
Ich verstehe handgenähte Knopflöcher.
Sie haben zwar keinen Vorteil in ihrer Funktion, sehen aber besser aus.
Eine Schneiderhandkante hält das Revers auch nicht besser zusammen, lässt es aber lebhafter aussehen.

Da ich derzeit dabei bin meine RTW Garderobe durch eine aus MTM Stücken zu ersetzen benötige ich noch viele weiteren Kleidungsstücke. Daher versuch ich die Kosten eher gering zu halten.
Wenn die unfixierte Einlage also nur eine Wertschätzung des Handwerks ist, würde ich in meiner derzeitigen Situation eher darauf verzichten.
Wenn ich etwas mehr Geld übrig habe würde ich aber aus Freude am Handwerk die unfixierte Verarbeitung wählen.
Handgenähte Knopflöcher haben, wenn sie gut gemacht sind, nicht nur ästhetischen Nutzen. Sie sind stabiler und verhindern ausfasern des Oberstoffes effektiver. "Schneiderkante" ist ein Begriff aus der Konfektion, hier ist die Naht tatsächlich eher optisches Gimmick.
Um aber auf die Fixierungsfrage zurückzukommen: Wenn der Betrieb eine unfixierte Verarbeitung anbietet und gut (!) umsetzt, lohnt sie den Aufpreis. Ich würde mir aktuelle Aufträge mit dieser Verarbeitungsform zeigen lassen und darauf meine Entscheidung aufbauen.

Wenn ich Dein obiges Posting richtig verstehe, war es als Antwort auf meine Meinung: Dünner Stoff -> Fixierung, Dicker Stoff -> lose Verarbeitung, gemeint. War das nun zustimmend gedacht oder sind diese drei Leute anderer Meinung?
 
Natürlich nicht, wenn man dann auf genau diesem Feature besteht. Es gibt aber auch eine ganze Reihe Maßschneider, die fixierte Einlagen verarbeiten – über das handwerkliche Können sagt das nicht unbedingt etwas aus. Ein unfixiert verarbeiteter Anzug (das gilt ja nicht nur für die Jackenfront, sondern bspw. auch für den Hosenbund) ist nicht zwangsläufig besser.

Ja, nicht zwangsläufig, weil es natürlich nicht besser ist, wenn es schlecht umgesetzt wurde. Das sollte aber doch nicht der Anspruch sein. Mach es doch nicht komplizierter als es ist.
 
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