Tweed Magazin

Mir ist das Unverzichtbarkeits-Gehabe und -Gequake meines allemal sehr kritikwürdigen Berufsstands genauso unsympathisch wie das anderer erodierender Branchen. Und ich beteilige mich darum auch ungern daran. Aber ich glaube, manche Zeitschriften bieten – noch – deutlich mehr, als Du so ... merkst.

Ich wollte keinesfalls alle in einen Sack packen und draufhauen. ;)

Mir ist schon klar, dass du völlig anders arbeitest. Deine Expersien hier zeigen ja bestens, dass du in deinem Thema zu Hause bist.

Meine Erfahrung oben ist aber nunmal meine praktisch gesammelte. Und diese hat meine Betrachtunsgweise geprägt.
Mir ist durchaus bewusst, dass sich die Katze da möglicherweise in den Schwanz beist, daher Henne - Ei.

Mir ist auch nicht wirklich klar, wie man guten und deshalb auch zu bezahlenden Journalismus wieder nach vorne bringt. Aber meine Bereitschaft, für Zeitschriften Geld auszugeben und am Ende schwache Artikel zu bekommen, ist natürlich nicht mehr wirklich vorhanden.
 
Wieso Schleichwerbung? Das ist Werbung für diesen Schuh. Weshalb sollte man sonst darüber berichten?
Wie könnte man über ein Produkt, eine Firma oder eine Person schreiben, ohne Werbung dafür zu machen?

Ist das ernst gemeint oder Satire?

Die originäre Aufgabe der Presse ist es objektiv und unvoreingenommen über Themen zu berichten.
Daß man für Artikel bezahlt oder durch Werbung indirekt dafür sorgt, daß gewisse Themen überhaupt behandelt werden, ist eine Krankheit unserer Zeit und sorgt dafür, daß sich der Journalismus ad absurdum geführt hat und deshalb in vielen Bereichen auf dem Sterbebett liegt.

Wie könnte man über ein Produkt, eine Firma oder eine Person schreiben, ohne Werbung dafür zu machen?

Antwort: Man könnte kritisch berichten und keine Hofberichterstattung durchführen.
 
Auch ich habe beim überfliegen dieser Zeitschrift oft den Eindruck „Gefälligkeitsartikel“ zu lesen.

In jeder Ausgabe werden Angebote der immer gleichen kleinen Geschäfte,
die relativ unspektakläres Whitelabeling betreiben
(irgendwo günstig einkaufen, dann eigene Etiketten einnähen lassen und das Erzeugnis unter dem eigenen Markennamen viel teurer weiterverkaufen)
vorgestellt.

Auch festigt sich bei mir seit längerer Zeit mein Eindruck,
dass ein von vielen sehr geschätzter Gentleman-Buchautor & Influencer,
der auch Verfasser nicht weniger Beiträge im TWEED-Magazin ist,

zusätzlich seinen „Freunden“ durch Interviews auf seinem Blog sowie dutzender nicht als Werbung gekennzeichneter Instagram-Postings in seiner Eigenschaft als Influencer zu großer Bekanntheit verhilft.
Dass diese Gefälligkeiten natürlich in jeder denkbaren Weise erwidert werden ist öffentlich bekannt.

Wer möchte kann sich gerne mal ein solches Interview durchlesen, für mich hat die Fragestellung einen sehr faden Geschmack.
Ob ein objektiver, unabhängiger, selbsternannter „feiner Herr“ und Journalist diese Fragen so stellen würde,
geschweige denn diese sonderbaren Antworten so veröffentlichen würde wage ich zu bezweifeln.

M.E. gibt sehr viele wenig bekannte, aber künstlerisch und handwerklich höchst anspruchsvolle Inhaber kleiner Manufakturbetriebe etc. zu entdecken,
deren Werke, Persönlichkeit, und oftmals interessante Lebenswege neue (Stil-)Inspirationen und Anreize bieten..
Ich empfinde das Thema Influencing auch im beschriebenen Fall als Grauzone. Welche Kleidungsstücke werden aus eigener Präferenz ausgewählt (und selbst bezahlt), welche aufgrund bezahlter Partnerschaft präsentiert oder sind gratis überlassen bzw. angefertigt worden? Mehr Transparenz wäre hier hilfreich.

Andererseits muss man besagtem Influencer auch zugestehen, sein Geschäftsmodell ins 21. Jahrhundert zu portieren. Der Markt für das genannte Buch dürfte schließlich rückläufig bis gesättigt sein.

Nach wie vor ziehe ich einiges aus seinen Postings und dem Blog. Als mündiger Konsument ist es mir ja überlassen, die gezeigten Outfits 1:1 zu kopieren oder Ähnliches zu günstigeren Preisen oder in besserer Qualität zu erwerben. Das galt im übrigen auch schon für sein Buch.

Letztlich betreibt er normalen Wirtschaftsjournalismus, wie er sich in jeder Whisky-Postille, in Cigarrenmagazinen oder sonstigen Special-Interest-Titeln findet. Ein Geschmäckle bleibt, da sich die Bindung an bestimmte Anbieter in den letzten Jahren deutlich verstärkt zu haben scheint.

Beste Grüße
R.O.T.
 
Ist das ernst gemeint oder Satire?
Je tiefer man in das Thema eintaucht, desto mehr wird aus Satire Ernst ...
Die originäre Aufgabe der Presse ist es objektiv und unvoreingenommen über Themen zu berichten.
Daß man für Artikel bezahlt oder durch Werbung indirekt dafür sorgt, daß gewisse Themen überhaupt behandelt werden, ist eine Krankheit unserer Zeit und sorgt dafür, daß sich der Journalismus ad absurdum geführt hat und deshalb in vielen Bereichen auf dem Sterbebett liegt.
Problem erkannt und gut umschrieben.
Wie könnte man über ein Produkt, eine Firma oder eine Person schreiben, ohne Werbung dafür zu machen?
Antwort: Man könnte kritisch berichten und keine Hofberichterstattung durchführen.
Je logischer die Theorie, desto schwieriger die Praxis.

Je tiefer der Einblick, desto näher der Kontakt. Je näher man kommt, desto mehr wird gegengelesen. Übrig bleibt nur Positives. ergo, Werbung :)
 
Wie könnte man über ein Produkt, eine Firma oder eine Person schreiben, ohne Werbung dafür zu machen?

Antwort: Man könnte kritisch berichten und keine Hofberichterstattung durchführen.
Exakt. Und wenn man über Produkte berichtet, die nun mal naturgemäß von irgendjemandem hergestellt werden, müssen, dann könnte man wenigstens mehrere Anbieter berücksichtigen! Das hatte das alte TWEED 1.0 oft ganz gut hinbekommen ...
 
Sorry, Blödsinn!
Mag sein. Dann nenne mal ein Gegenbeispiel.

Allgemein bekannt sind ja die Leiden der Autozeitungen und auch der Technikzeitschriften.
Weder ein Autohersteller noch ein anderer Produzent würde in einer Zeitung eine Werbung schalten, wenn etwas schlechtes darin stehen würde.

Und wenn der Crocket&Jones Verantwortliche Einblicke gibt, und im Text dann steht wo es gleiche Qualität für weniger Geld gibt, wird es erst mal das letzte Interview gewesen sein, und die Werbung wird dann auch nicht geschaltet. Und da die Mitbewerber sich dem nicht stellen wollen, wars das für die Zeitschrift.
 
Auch ich habe beim überfliegen dieser Zeitschrift oft den Eindruck „Gefälligkeitsartikel“ zu lesen.

In jeder Ausgabe werden Angebote der immer gleichen kleinen Geschäfte,
die relativ unspektakläres Whitelabeling betreiben
(irgendwo günstig einkaufen, dann eigene Etiketten einnähen lassen und das Erzeugnis unter dem eigenen Markennamen viel teurer weiterverkaufen)
vorgestellt.

Auch festigt sich bei mir seit längerer Zeit mein Eindruck,
dass ein von vielen sehr geschätzter Gentleman-Buchautor & Influencer,
der auch Verfasser nicht weniger Beiträge im TWEED-Magazin ist,

zusätzlich seinen „Freunden“ durch Interviews auf seinem Blog sowie dutzender nicht als Werbung gekennzeichneter Instagram-Postings in seiner Eigenschaft als Influencer zu großer Bekanntheit verhilft.
Dass diese Gefälligkeiten natürlich in jeder denkbaren Weise erwidert werden ist öffentlich bekannt.

Wer möchte kann sich gerne mal ein solches Interview durchlesen, für mich hat die Fragestellung einen sehr faden Geschmack.
Ob ein objektiver, unabhängiger, selbsternannter „feiner Herr“ und Journalist diese Fragen so stellen würde,
geschweige denn diese sonderbaren Antworten so veröffentlichen würde wage ich zu bezweifeln.

M.E. gibt sehr viele wenig bekannte, aber künstlerisch und handwerklich höchst anspruchsvolle Inhaber kleiner Manufakturbetriebe etc. zu entdecken,
deren Werke, Persönlichkeit, und oftmals interessante Lebenswege neue (Stil-)Inspirationen und Anreize bieten..

Kann ich nur bestätigen. Ich halte das Ding für fürchterlich flach und eigentlich eher eine Anzeigensammlung. So nach dem Motto: Produktmanager möchte Präsenz -> Advertorial. Auch Roetzel nehm ich hierbei längst nicht mehr ernst.

Wo sind denn da redaktionell richtig recherchierte Dinger, echte Knaller, die auch was voraussetzen? Bspw. ne Story über die Manufakturen bis hin zu meinetwegen einer Auflistung von Ripani und äquivalenten Kollegen? Sehr, sehr wenig.

Umlabelmarken werden gehätschelt, paar schöne Fotos, hurra es wird mit dem Chef künstlich bedeutsam gesmalltalkt - Allgemeinplätze, austauschbar. Die Leserschaft guckt ehrführchtig, während sich Chef und Blattmacher wahrscheinlich vor Lachen kringeln, dass jemand für so viel Werbung noch nen Zehner bezahlt.

P.S. Solche Grinsefotos oder ach so atmosphärische Atmosphäre schaff ich auch, hab ne 5D.
 
Kann ich nur bestätigen. Ich halte das Ding für fürchterlich flach und eigentlich eher eine Anzeigensammlung. So nach dem Motto: Produktmanager möchte Präsenz -> Advertorial. Auch Roetzel nehm ich hierbei längst nicht mehr ernst.

Wo sind denn da redaktionell richtig recherchierte Dinger, echte Knaller, die auch was voraussetzen? Bspw. ne Story über die Manufakturen bis hin zu meinetwegen einer Auflistung von Ripani und äquivalenten Kollegen? Sehr, sehr wenig.

Umlabelmarken werden gehätschelt, paar schöne Fotos, hurra es wird mit dem Chef künstlich bedeutsam gesmalltalkt - Allgemeinplätze, austauschbar. Die Leserschaft guckt ehrführchtig, während sich Chef und Blattmacher wahrscheinlich vor Lachen kringeln, dass jemand für so viel Werbung noch nen Zehner bezahlt.

P.S. Solche Grinsefotos oder ach so atmosphärische Atmosphäre schaff ich auch, hab ne 5D.

Es gibt eigentlich nichts langweiligeres als die Szene der vermeintlich gehobenen Herrenkleidung. Ob Manufakturen oder Umlabelmarken, die erzählen alle so ziemlich die gleiche, immer wieder gehörte, platte Geschichte. Das kann doch keinen begeistern?
 
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