TV-Tipp: Der H&M-Check (DasErste)

Andreas Gerads

Stilmagazin-Inhaber
Morgen Abend auf dem Ersten:

Mo, 23. Januar 2012 | 20:15 Uhr
Der H&M-Check

Film von Gönke Harms und Rebecca Gudisch

Modisch angezogen für wenig Geld – mit dieser Philosophie wurde der schwedische Konzern die zweitgrößte Bekleidungsmarke weltweit. Deutschland ist mit einem Drittel des Gesamtumsatzes wichtigster Markt. Doch ist es tatsächlich die Kleidung selbst, die so "trendy" ist – oder versteht es das Label einfach, sich geschickt zu inszenieren? Kann H&M für wenig Geld wirklich gute Qualität liefern? Und zahlen womöglich andere den Preis für die scheinbaren Schnäppchen im H&M-Shop? Der H&M-Check überprüft die Arbeitsbedingungen in Produktionsländern, lässt Textilien auf Schadstoffe und Haltbarkeit untersuchen – und verzichtet in einem Modetest auf die Etiketten: Wie schick sind Jeans und Shirts von H&M noch, wenn sie als No-Name-Ware daherkommen?

Den ein oder anderen Teilnehmer der Primark Diskussion könnte das interessieren.
 
Die Sendung war doch recht gut gemacht. Inklusive dem emotionalen Höhepunkt mit den Teenager-Hardcore-H&M-Kunden, die tief betroffen waren, als sie erfuhren, dass die arme Näherin in Bangladesh weniger im Monat verdient, als sie selbst bei H&M ausgeben.
Gruß, Ernst
 
Ich hab mir, mehr zufällig, die teilweise doch recht unterhaltsame Sendung und die darauf folgende Diskussion angesehen und seitdem ist mir Wolfgang Grupp eine ganze Hausecke sympathischer.
 
Angesehen habe ich mir die Sendung nach der Ankündigung hier auch. Wesentlich Neues war da aber nicht zu sehen. Und auch der Kern des Problems wurde weder in der Sendung noch in der anschließenden Diskussion getroffen.

Das Problem ist ja nicht, dass man in Bangladesh Kleidung nähen lässt oder Unternehmen Kosten senken, das ist das Wesen von Geschäft und Globalisierung und grundsätzlich unterstützenswerter industrieller Entwicklung armer Länder. Das Problem ist, dass man den primitivsten Modemüll von gering qualifizierten und damit beliebig erpressbaren Arbeiterinnen produzieren lässt und daraus den letzten Cent nach unten herauspresst, damit ein paar wenig scharfsinnige Schulmädchen bei uns auch fleißig jeden Monat ihr Taschengeld nach H&M & Co. tragen, weil der Kram eh' nur eine Halbwertszeit im Stundenbereich hat und dann im Zweifel weggeworfen wird. Die Ursache (die auch längst nicht für alle in der dritten Welt+Indien/China produzierten Artikel gilt!) liegt in diesem Fall letztlich im Kaufverhalten der ungebildeten Kundschaft der ersten Welt, die aus diesem Zyklus unsinniger Ressourcenverschwendung ein lukratives Geschäftsmodell macht, und nicht im Produktionsstandort oder im jeweiligen Handelsunternehmen. Diese Kundschaft ist der eigentliche Auftraggeber und da muss man auch ansetzen, um diese Auswüchse anzugehen.
 
Ich habe recherchiert...



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interessantester satz beim plasberg: wenn man deren (näherinnen) gehalt verdoppelt, kostet das stück 5-10 cent mehr

iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiich war ja schon immer für 10 euro ansatt 9,90
Das ist ja leider genau die Milchmädchenrechnung dabei, die diese Plasberg-Diskussion für mich lächerlich machte.

Wenn man diesen Näherinnen das Gehalt verdoppelt, sind sie arbeitslos, weil Millionen Andere überall auf der Welt bereitstehen, um einzuspringen, und auf den entsprechenden einfachen Stand der dafür nötigen Fähigkeiten gebracht werden können. Man muss das Produkt so ändern, dass der Preis nicht mehr das einzige Vergleichskriterium wird und sich dadurch das Kaufverhalten in Richtung nachhaltigerer und margenträchtigerer Kleidung mit höherem Infrastrukturbedarf ändert. Dafür muss man nur die Hirne der potenziellen Kunden geeignet manipulieren, damit sie diese neuen Produkte von diesen Produktionsstandorten haben wollen. Das kann dann auch zu relativ niedrigen Preisen funktionieren, aber eben nicht mit Müll zu Dumping-Preisen kaum über den Materialkosten.
 
Bei Plasberg fand ich sehr nervig das schon wieder damit argumentiert wurde das es ja Menschen gibt die sich keine hochwertigen Textilien leisten können...
Natürlich ist das so. Aber von denen lebt ein H&M oder Kik eben nicht.... Die Milliarden € an Umsätzen werden mit Masseneinkäufe generiert.... NICHT über Bedarfskleidung!

Genau so siehts aus, der durchschnittliche Kunde von H&M, Kik und Co hat gerne jede Saison neue Sachen, pro Saison zig Shirts, Jeans usw, das ich ein Kaufverhalten das ich selbst weder nachvollziehen noch für gut halten kann.
Ich hoffe, dass es mir mal gelingt meine Kinder anders zu erziehen, eben zu der Nachhaltigkeit, die H&M zu betreiben meint
 
Ich fände den Ansatz einer Qualitätsampel immer noch sinnvoll. Sicher ist das Benchmarking und Auditing schwierig, aber wenn auf einem H&M Pulli ein gelb für Verarbeitung, rot für Stoffart und rot für faire Produktionsbedingungen stehen würde (Achtung Idealfall angenommen!), wäre es den einfachen Konsumenten eher bewusst. Es muss meiner Meinung nach nicht unbedingt die unterernährte Näherin aus Bangladesch sein, die abgebildet wird ähnlich wie bei Zigarettenwarnungen, aber aus der Sicht der deutschen Sozialen Marktwirtschaft sehe ich im Falle der objektiven und marktüberspannenden Qualitätsbeurteilung den Staat im Soll.
 
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