TV-Tipp: Der H&M-Check (DasErste)

Angesehen habe ich mir die Sendung nach der Ankündigung hier auch. Wesentlich Neues war da aber nicht zu sehen. Und auch der Kern des Problems wurde weder in der Sendung noch in der anschließenden Diskussion getroffen.

Das Problem ist ja nicht, dass man in Bangladesh Kleidung nähen lässt oder Unternehmen Kosten senken, das ist das Wesen von Geschäft und Globalisierung und grundsätzlich unterstützenswerter industrieller Entwicklung armer Länder. Das Problem ist, dass man den primitivsten Modemüll von gering qualifizierten und damit beliebig erpressbaren Arbeiterinnen produzieren lässt und daraus den letzten Cent nach unten herauspresst, damit ein paar wenig scharfsinnige Schulmädchen bei uns auch fleißig jeden Monat ihr Taschengeld nach H&M & Co. tragen, weil der Kram eh' nur eine Halbwertszeit im Stundenbereich hat und dann im Zweifel weggeworfen wird. Die Ursache (die auch längst nicht für alle in der dritten Welt+Indien/China produzierten Artikel gilt!) liegt in diesem Fall letztlich im Kaufverhalten der ungebildeten Kundschaft der ersten Welt, die aus diesem Zyklus unsinniger Ressourcenverschwendung ein lukratives Geschäftsmodell macht, und nicht im Produktionsstandort oder im jeweiligen Handelsunternehmen. Diese Kundschaft ist der eigentliche Auftraggeber und da muss man auch ansetzen, um diese Auswüchse anzugehen.

Genau das gleiche wie bei Massentierhaltung.

Mit Anprangerung erreicht man in solchen Fällen nur Trotzreaktionen und mit Skandalreportagen auch nur kurzfristige Aufmerksamkeit . Es hilft letztlich nur regelmäßige, unaufgeregte und fundierte Aufklärung und Information - im Unterricht, im Elternhaus, in den Medien, der konsequente Appell an ethische Mündigkeit und die Logik des kategorischen Imperativs (was Du nicht willst, dass man Dir tu...) .

Was den Kapitalismus betrifft existiert der ja nicht in freier Wildbahn, sondern er kann - oder sollte zumindest - domestiziert werden. Die Politik war ja mal eine autonome Sphäre. Auch soziale Marktwirtschaft kann globalisiert werden - sie muss es mittelfristig sogar, wenn wir noch viel größeres Elend vermeiden wollen. Der Westen sollte weniger Waffen exportieren und mehr seiner sozialen Errungenschaften, statt sich den Diktaten einer menschenfeindlichen Ökonomie zu beugen.

Der kategorische Imperativ ist keine einfache Reformulierung der Goldenen Regel, kurz gesagt, weil er nicht nur Verbote sondern auch Pflichten einschließt.
 
Ich will auch nicht, dass Leute einfach so genau handeln wie ich; sie sollten so informiert und gebildet sein, dass sie meine Grundsätze als so wichtig und richtig erachten, dass sie genau handeln wie ich.
 
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