Trinkgeld in Deutschland

Denkverbote, Nikolaus, äußern sich nicht immer in Dekreten und sind auch nicht zwangsläufig restriktiv. Sie können beispielsweise in Strukturen liegen oder in Personalentscheidungen oder in medialen Meinungsdiktaten.

Zweifellos. Nimm noch "Modeerscheinungen" dazu und Du hast die Trivialfälle vermutlich relativ vollständig.

Interessant, wie du meine Äußerung interpretierst. Wobei ich schon etwas schmunzeln musste, da sich unter Naturwissenschaftlern einige finden dürften, die dieser Aussage nicht vehement widersprechen würden, Geisteswissenschaften betreiben in strengem Sinne keine Wissenschaft.

Ich kann mir nicht wirklich Wissenschaftler vorstellen die Denkverbote befürworten. Oder deren Existenz schulterzuckend behaupten.
Mich würde ja Deine Definition von "in strengem Sinne Wissenschaft" interessieren. Von der Mathematik weiss ich es, von etlichen anderen Geisteswissenschaften habe ich starke Vermutungen dass sie mit wissenschaftlichen Methoden arbeiten.

Von je her ist der Wissenschaftsbetrieb ideologisch infiltriert. Das Ausmaß dabei ist von Fachbereich zu Fachbereich verschieden. Ständig versuchen Interessengruppen intendierend in den Universitätsbetrieb einzugreifen und ihre Interessen als Paradigmen zu implantieren.

Unbestritten. Aber der Versuch die eigene, als richtig empfundene Ansicht durchzusetzen ist etwas völlig anderes als ein Denkverbot.

Mein Schwiegervater, emeritierter Professor für Volkswirtschaft einer bedeutenden spanischen Universität, teilt sogar meine Meinung, dass volkswirtschaftliche Lehrmeinungen besonders häufig politischen Interessenlagen folgen.

Nun, wir hatten ja bereits festgestellt dass die WiWis keine Wissenschaftler sind.
 
Lieber Prohaska, so sehr ich Deine Ausführungen interessant finde, gehen sie Ausführungen doch zu weit, bzw. passen nicht auf den hiesigen Fall.
Eine Bar ist gut, wenn sie voll ist. Niemand geht in eine Bar, in der keiner ist, also nützt es, wenn man da ist und niemanden erschreckt, selbst, wenn man nur wenig konsumiert. Anders ist es nur, wenn die Bar zu voll ist, da gehe ich allerdings nicht rein. Die Waren und Dienstleistungen, die in der Bar angeboten werden, sind in der Wertschöpfung hauptsächlich lokal, sodass hier die angeführten Kinder in Yamoussoukro nur sehr peripher tangiert sind.

Für die Trinkgeldempfänger ist das so: wenn es mehr Gäste gibt, die einzeln zahlen, gibt es in der Regel mehr Trinkgeld, allerdings auch mehr zu tun.
 
Also ich hab die Hinweise von AdC sehr erst genommen - nein nicht die bzgl. der Damen - sondern die fürs Trinkgeld und heute Mittag im Tantris in die Tat umgesetzt. Der Service ist dort wirklich immer exzellent.

In Läden wie dem Tantris kommt der Kellner, bei Anwendung der großzügigen 15 % Regel schnell zu seinen neuen Schuhen. Potentielle Kunden für den Bespokeservice ;)
Allerdings sehe ich nach den Ausführungen von AdC das Trinkgeldgeben in solchen Läden kritisch, auch wenn man es nunmal so macht. Es wird es dort Trinkgeld im großen Rahmen erwartet und gegeben. Dadurch werden aber die Löhne niedrig gehalten und eben auch Lohnfortzahlung im Krankheitsfall usw.. Das zwingt die Mitarbeiter natürlich so freundlich zu sein, wie es nur irgend geht, solange sie das Arbeitspensum, dass AdC angesprochen hat schaffen. Eine gute Vorbereitung auf eine Schauspielerkarriere, aber sonst? Zugegeben: ich würde da aber auch nicht den Vorzeigssozialisten spielen, aber man kann es hier ja mal ansprechen, zumal viele berühmte Läden mit Löhnen eher zurückhaltend sind, weil die Mitarbeiter schon wegen des Ruhms und in der Hoffnung späterer besserer Jobs dort arbeiten (ob das im Tantris so ist, möchte ich nicht behaupten).
 
Eine wissenschaftliche Aussage muss (hier sollte weitestgehend Einigkeit bestehen) folgende Kriterien erfüllen:

1.) Eine Aussage soll empirisch überprüfbar, sie muss zu verifizieren oder zu falsifizieren sein.
2.) Prämissen oder Axiome müssen anhand von Aussagen logisch richtig abzuleiten sein.
3.) Die Aussage muss in sich konsistent (widerspruchsfrei) sein.
4.) Ein Quantum an wissenschaftlichen Aussage muss Systematisiertheit (Klassifikation und Begründungszusammenhänge) aufweisen.
5.) Eine Aussage hat verständlich zu sein (für den Fachverständigen). Es wird größtmögliche Präzision der sprachlichen Ausdrücke gefordert.

Wie wäre es bei dem nächsten "wissenschaftlichen" Topic-Beitrag mit adäquaten "wissenschaftlichen" Quellenangaben -
umschreibendes Quasi-Copy & Paste hinterlässt doch oftmals einen etwas schalen Eindruck (nicht erst seit Guttenberg...) ? ;)

Wie auch immer, zurück zum Trinkgeld.
 
Richtig, Trinkgeld geben rules, Wissenschaft hin oder her.


Nicht das Pferd von hinten aufzäumen. Erst muss ja wohl die Rolle der Mathematik geklärt werden (reinste Geisteswissenschaft ever, da als einzige zu 100% ausschließlich im Geiste stattfindend). Wie sonst will man 10% Trinkgeld geben und entscheiden ob das mehr oder weniger als 15% sind?
 
Wie sonst will man 10% Trinkgeld geben und entscheiden ob das mehr oder weniger als 15% sind?
Die Frage stellt sich einem Mathematiker oder Ingenieur nicht ("trivial"), da der Mittelwert 12,5% beträgt oder meinetwegen vorweihnachtlich summiert 25%.

Theoretisch wesentlich anspruchsvoller ist die Fragestellung hinsichtlich des "Aufrundens":
Nur Kleingeister sagen "Mach ma' Zwanzich !" bei den oben erwähnten 19,40€ oder denken in altmodischen sog. "Heiermann"-Schritten -
stilvolle Konsumenten und Gentlemen sowieso bevorzugen ästhetischerweise Primzahlen oder Repdigits (vulgo "Schnapszahl").
 
Die vielen langen Texte in diesem Thread kann ich mir als nicht-wissenschaftlicher Wirtschaftswissenschaftler nicht durchlesen.

Es reicht bei meinem beschränkten Horizont nur zu folgender Meinung: In einem Internetforum ausdrücklich die großzügige Höhe des gegebenen Trinkgelds zu betonen, halte ich für pure Angeberei. Dieselbe Höhe auch von anderen zu erwarten, ist realitätsfremd und ein Versuch der sozialen/finanziellen Abgrenzung (bzw. Ausgrenzung). Eine künstliche Empörung gegenüber Menschen, die aus irgend einem Grund weniger geben können oder wollen, ist geschmacklos und großkotzig. Alles Eigenschaften, die für mich nicht Ausdruck eines weit gereisten Geistes sind. Sie widersprechen meinem Empfinden für richtiges Verhalten.

"Stilvoll" ist nicht etwa die Bekanntgabe eines besonders hohen Trinkgelds (womöglich noch zu Beginn des Restaurantbesuches überreicht), sondern gemäß dem Sprichwort "der Gentleman genießt und schweigt" beides: Genießen und Schweigen. Wem das Schweigen nicht gelingt, der möge vielleicht daran arbeiten und nicht andere hinsichtlich des Trinkgeldes maßregeln.

Womit ich ausdrücklich meinen Beitrag zurücknehme, in dem ich mich dazu habe hinreißen lassen, selbst meine gegebenen Trinkgelder zu zitieren. Ich lerne in dieser Hinsicht noch und schäme mich.
 
Die Frage stellt sich einem Mathematiker oder Ingenieur nicht ("trivial"), da der Mittelwert 12,5% beträgt oder meinetwegen vorweihnachtlich summiert 25%.

Nicht ganz, dem Mathematiker stellt sich die Frage schon. Dem Physiker nicht: ist schließlich dieselbe Größenordnung. Und dem Ingenieur fällt da kein Unterschied auf...

ObJoke:
These: Alle ungeraden Zahlen sind Primzahlen.
Der Beweis.
Mathematiker: 3 (prim), 5 (prim), Rest folgt durch vollständige Induktion.
Statistiker: 3 (prim), 7 (prim), 13 (prim), 31 (prim) - stimmt wohl.
Physiker: 3 (prim), 5 (prim), 7 (prim), 9 (Messfehler), 11 (prim), 13 (prim) - passt.
Ingenieur: 3 (prim), 5 (prim), 7 (prim), 9 (prim), 11 (prim), 13 (prim)...

Nur Kleingeister sagen "Mach ma' Zwanzich !" bei den oben erwähnten 19,40€ oder denken in altmodischen sog. "Heiermann"-Schritten -
stilvolle Konsumenten und Gentlemen sowieso bevorzugen ästhetischerweise Primzahlen oder Repdigits (vulgo "Schnapszahl").

Das Problem ist dass das nur wirklich dann funktioniert wenn der Empfänger mit "runden Sie mal auf 31,42 auf" was anfangen kann. Und ich gebe zu, nach vier, fünf Bier habe ich auch Probleme im Kopf (e*pi)% im Kopf korrekt zu berechnen.
 
Schade nur, dass hier über besonders hohe Trinkgelder nicht gesprochen wurde, sondern über die übliche Mathematik der 10%.

Der Thread hat einen Vorgängerthread mit recht deutlichen Werturteilen.

Künstlich empören tut sich niemand, der Knauser mag Knauser bleiben und ob es stilvoller ist, zu sagen, ich geb nix als ich geb gerne mag gerne der Mehrheit überlassen bleiben.

Ich weiß nicht, ob die Mehrheit in diesen Fragen ein guter Ratgeber ist. Im Stilmagazin wird selten eine gesellschaftliche Mehrheitsmeinung vertreten. Ich glaube außerdem nicht, dass ich allein am Trinkgeld die Grundhaltung eines Menschen "ich gebe gerne" oder "ich gebe nix" erkennen kann. Wenn jemand selbst nur am unteren Ende der Lohnskala verdient und für seine Frau zum Hochzeitstag trotzdem einen Restaurantbesuch zusammengespart hat, würde ich ihm seine Zurückhaltung beim Trinkgeldgeben nicht grundsätzlich verdenken. Wohlhabende können leichter geben als Arme und sie sollen das auch gerne tun. Aber sie sollen damit nicht rumprahlen und andere gesellschaftlich ächten.

Auf das persönlich werdende "großkotzig" erwidere ich mit sozialistischem Gruß, ziehe den Hut der Herr Genosse und Glück auf!

Das Schöne am Internet ist, dass wir mit einander diskutieren, ohne uns persönlich zu kennen. Dadurch sollte es eigentlich möglich sein, dass wir über Meinungen/Verhalten streiten und nicht über Personen. Mit meinem Urteil, dass ich ein bestimmtes Verhalten großkotzig und prollig finde, habe ich nicht die Absicht verfolgt, jemanden persönlich anzugreifen.

Übrigens kommen hohe Trinkgelder vor allem der Arbeiterklasse zugute, die wird sich freuen.
 
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