Tipps zu klassischer Musik gesucht

Andreas Gerads

Stilmagazin-Inhaber
Klassik ist für mich persönlich ein sehr ambivalentes Thema. Da ich mich näher damit beschäftigen möchte, wollte ich euch um Tipps bitten, welche Stücke ich mir für ein tieferes Verständnis auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Folgende Elemente wären mir wichtig:

- nicht zu seicht und nicht zu schwer
- ruhig etwas "uptempo", oder mit vielen Tempowechseln
- gerne emotional und bewegend
- es darf ruhig etwas komplexer sein (ich bin schnell gelangweilt)
- nach Möglichkeit sollten die Stücke über iTunes zu kaufen sein (aber kein Muss)

Es würde mich ausserordentlich freuen, wenn ihr mir ein paar Tipps geben könnten welche Stücke ich mir mal anhören sollte. Ich suche schlicht Musik für die tägliche Zugfahrt :)

Danke und Grüße

Andreas
 
Klassische Musik und Zugfahrten ... , geht das?

Zum Einstieg sind doch Solokompositionen (Sonaten) für Klavier geeignet:

JS Bach: "Das wohltemperierte Klavier" und "Goldbergvariationen"
von Chopin Etuden

Ganz wichtig ist, Konzerte zu besuchen, um einen intensieveren Zugang zu bekommen, auch zu den Interpreten.
 
Weiter finde ich persönlich die Klaviersonaten von Beethoven hervorragend,
da kann es auch schon mal richtig zur "Sache" gehen.

Apassionata ist meine Lieblingssonate von Beethoven.
Sonate Nr. 2 von Chopin mit dem Marsch Funebre
 
Lieber Herr Gerads,

ich nehme an, daß Sie den Begriff Klassik hier im weiteren Sinne gebrauchen und damit auch Barockmusik, Romantik etc einschließen.

Nicht jedermanns Sache aber mir eine Herzensangelegenheit ist Musik des Barock, daher hier einige recht persönlich gefärbte Empfehlungen (alle via iTunes erhältlich):

  • Giovanni Benedetto Platti: Concerti Grossi after Corelli - Akademie für Alte Musik Berlin
  • G. F. Händel: Coronation Anthems - The Sixteen
  • J.S. Bach:Harpsichord Concertos - Rousset/Schröder/Academy of Ancient Music
  • Carestini - A Castrato's Story - Jaroussky/Concert d'Astree

und vielleicht als Hörprobe, wenn auch nicht unbedingt Zugfahrt-tauglich:

  • Giovanni Rovetta: Vespro solenne - Cantus Cölln

Viel Vergnügen!

dE
 
Am zugänglichsten ist sicherlich die konzertante Barockmusik italienischen Stils. Hören Sie doch mal in die Concerti Grossi von Corelli (op. 6) oder Vivaldi (op. 3), z. B. in den Aufnahmen von The English Concert mit Trevor Pinnock.

Gut zum Einstieg, da sich unmittelbar erschließend, ist auch die Sinfonie aus der Neuen Welt von A. Dvorak geeignet.

N.
 
Ich persönlich bin ein ausgesprochener Anhänger des Instrumentes Trompete, auch gerne im Zusammenspiel mit der Orgel. Da gibt es etliche Bearbeitungen, die allerdings nicht die Originalbesetzung der Stücke wiedergeben.

Am Anfang meiner Beschäftigung mit "klassischer" Musik hat mir die Sinfonie aus der neuen Welt auch sehr gut gefallen; beispielhaftes Barock bietet für mich Händels Feuerwerksmusik.

Und an den Symphonien von Beethoven kommt man wohl nicht vorbei. Aus dem Musikunterricht in der Schule ist mir die 5. in guter Erinnerung, gerade auch wegen der hier gewünschten Abwechslung und Komplexität (Faustformel aus Kempowskis Rostockromanen zu den B.schen Symphonien: die ungeraden sind die guten).

Im Anfangsbeitrag empfinde ich aber einen Widerspruch zwischen "nicht zu leicht und nicht zu schwer" und dem Wunsch, ein tieferes Verständnis zu entwickeln. Für mich kommt ein tieferes Verständnis ohne einen schweren Brocken, der einem auch mal quer im Magen liegt, nicht zustande. Ein literarisches Beispiel ist da für mich Stifter, den zu lesen zwar kein unbedingtes Vergnügen war; es würde mir aber ohne diese Lektüre zum tieferen Verständnis von Literatur etwas fehlen.

Grüße Zieten
 
Zuletzt bearbeitet:
Gut zum Einstieg, da sich unmittelbar erschließend, ist auch die Sinfonie aus der Neuen Welt von A. Dvorak geeignet.

Danke ! Und ich hatte schon befürchtet, die Barock-Lobby würde sich hier mit Empfehlungen austoben.

Die "klassische Musik" in der Definition meines Vorredners des Esseintes ist ähnlich wie die Mode eine Leidenschaft, die über Jahre mit wachsendem Verständnis entwickelt wird, einen aber dann meiner Erfahrung nach gefangen hält. Allerdings ist eine intensivere Beschäftigung mit dieser Musik -wie schon empfohlen auch mit Konzertbesuchen- dringend geraten. Klassische Musik nur zur Berieselung im Hintergrund zu benutzen, wird eine Leidenschaft nicht entfachen können...;)

Leider muss ich meinen Vorrednern in einem Thema widersprechen. Ich würde dem "Klassik-Einsteiger" weder zur Barockmusik noch zu Solo-Kompositionen raten. Wie Herr Gerads schon erwähnte, sollte gerade am Anfang die Musik Aufmerksamkeit erregen und Interesse wecken. Ich würde daher zu Kompositionen der Romantik raten, die mit ihrer orchestralen Ausarbeitung ein Gefühl für die Reichhaltigkeit von "Klangfarben" entwickeln lassen. Für einen Einsteiger würden sich hier wohl am ehesten Suitenwerke mit relativ kurzen, aber charakteristischen Melodien anbieten (auch wenn ich persönlich nicht der größte Fan dieser Stücke bin).

Meine Empfehlungen wären also beispielsweise die ungarischen Tänze von Johannes Brahms oder die Suite "Bilder einer Ausstellung von Modest Mussorgsky, beides in der Orchestrierung von Maurice Ravel. Mit den Ballettsuiten von Tschaikowski kann man natürlich auch nichts falsch machen. Bei größeren Werken wären symphonische Dichtungen, beispielsweise die Werke von Smetana ("mein Vaterland" etc.) oder Franz Liszt (Les Preludes, Mephistowalzer und andere). Bei Solowerken würde ich zu den Préludes von Chopin oder den Schumann-Klavierwerken raten.

Leider ist der Musikgeschmack noch subjektiver als der Modegeschmack, so dass jede Empfehlung letztlich müßig ist, aber trotzdem wollen wir ja hier mit guten Ratschlägen nicht zurückhalten.
 
Wie wär's mit der Planeten-Suite Von Gustav Holst?

Da hat übrigens John Williams einiges zu Star Wars draus geklaut.

Barock würde ich nicht gerade zum Einstieg empfehlen.
 
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