So, nun ein kurzer Erfahrungsbericht über meinen kürzlichen Mailandaufenthalt.
Wir waren im
Hotel Carlyle Brera (Corso Garibaldi/ Moscowa), also im Herzen des Brera Viertels. Angenehme Gegend mit vielen Lokalen und fußläufig zu Dom und Scala.
Hotel war absolut ausreichend für die Bedürfnisse eines Städteurlaubes, aber auch nicht außergewöhnlich gut. Recht kleine Zimmer dafür kürzlich renoviert, was sich vor allem bei den Bädern positiv bemerkbar macht.
Wenn man gute Rates bekommt, durchaus eine gute Alternative, zum regulären Vollpreis würde ich abraten.
Leider war der gewählte Zeitraum des Aufenthaltes nicht günstig. Über Allerheiligen hatten viele Lokale zu, auch in der Scala spielte es nichts gescheites.
So wollte ich eigentlich in das Restaurant
Innocenti Evasioni gehen, wo - für mailänder Verhältnisse preiswerte - Sterneküche geboten wird. Leider hatten die geschlossen und zwar nicht nur Am Feiertag selbst, sondern auch am Fenstertag.
Das so gesparte Geld wurde dann in Kleidung angelegt. Gegessen haben wir unter anderem in der
Antica Trattoria della Pesa (Via Pesubio, Seitengasse vom Corso Como). Gute traditionelle bodenständige Küche. Dass Ossobucco etwa war sehr gut.
Ansonsten kann ich auch das Restaurant
All Isola am Corso Como empfehlen. Gute Antipasti und hausgemachte Nudeln. Auch mailändisch traditionell. So findet man viel Pferdefleisch auf der Karte.
Für einen Mittagssnack waren wir auch bei
Luini's. Dass die dort angebotenen
panzerrotti berühmt sind, war uns sofort ersichtlich. Die ganze Gasse war mit einer Menschenmasse gefüllt, die sich dort anstellte. Nicht abschrecken lassen, es geht schneller als man denkt. Ich würde zur klassischen Variante nur mit
mozzarella e pomodori raten.
Als Sehenswürdigkeiten würde ich neben den Klassikern Dom, Castello Sforzesco, Palazzo reale usw. etwa zur
Pinotheca di Brera (2500 Gemälde alter Meister) raten. Zumindest als Regenwetterprogramm sehr zu empfehlen.
Aber ein absolutes Highlight ist der
Cementario Monumental. Jedes Grabmahl ist eine eigene kleine Sehenswürdigkeit. Extravagant sind die lebensgroßen Skulpturen der trauernden Hinterbliebenen, die weinend auf den Gräbern liegen.
Nun zum wichtigsten. Shopping:
Das goldene Dreieck muss man mal gesehen haben, aber den klassischen Stilmagazinnutzer wird es nicht beeindrucken. Unzählige Fashionbrands, sehr wenig hochwertige Hersteller klassischer Herrenkleidung. Corneliani hat einen Laden auf der Via Montenapoleone, ebenso liegt Rubinaccis Mailänder Ableger dort.
Ansonsten reiht sich in der Innenstadt Laden an Laden. Es lohnt sich durchaus ein wenig Windowshopping zu betreiben. Man stößt dort auch auf gute Hersteller, die man vielleicht noch nicht kannte.
Das Kaufhaus Rinascente am Dom ist mMn entbehrlich. Wenig interessantes, dafür Riesengedränge. Am ehesten ist die Foodabteilung im obersten Stock empfehlenswert.
Etwas abseits liegen die beiden Herrenausstatter
Bardelli und Al Bazar. Es lohnt sich aus meiner Sicht nicht, die gesamte Länge der Via Meraviglio, des Corso Magenta und des Corso Vercelli abzugehen.
Besser nimmt man die Metro bis zum Al Bazar in der Via Antonio Scarpa (Metro Station Conciliazione) und geht die paar Meter zu Bardelli zurück.
Zuerst meine Erfahrung mit Letzterem:
Tolle Auswahl klassischer Hersteller. Mit Masse wird unter dem Hauslabel verkauft. Die Krawatten stellt Nicky Milano her (Preise 90 - 120 €), Schuhe macht Edward Green und Church's, Anzüge Caruso (1200 € aufwärts).
Bei den Caruso Anzügen fällt auf, dass das Knopfloch am Revers von Hand gerarbeitet ist (übrigens als Mailänder Knopfloch), wohingegen die restchen Knopflöcher maschninell verarbeitet sind.
Ansonsten bietet der Laden noch Anzüge von Brioni (laut Auskunft des Personals werden die Anzüge vor allem von älteren Herren gekauft, die in der strukturierten Verarbeitung den alten, klassischen Mailänder Stil erkennen).
Weit interessanter sind die Anzüge von Attolini, die bei 2400 € beginnen.
Der Service ist toll. Man hat mir eine etwa einstündige Führung durch den ganzen Laden gegeben und war äußerst informativ.
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Al Bazar. Als ich reinkam waren etwa fünft ältere Italiener in hitzige Diskussionen verstrickt. Darunter eben auch der Besitzer Lino. Ich hatte den Eindruck, dass der Laden nicht nur ein Ort des Verkaufes, sondern überhaupt eine zentrale Stelle der Kommunikation und des Verweilens ist. Eher wie ein zweites Wohnzimmer. Leider reichten meine Sprachkenntnisse nicht aus, um mich an der Diskussion zu beteiligen.
Lino selbst spricht kein Englisch, dafür nahm sich der zweite Mann, Gianpaolo sofort meiner an. Wieder erhielt ich eine Führung durch den Laden und Informationen über die Hersteller der Produkte sowie über das Konzept von Al Bazar.
Die Anzüge und Sportsakkos werden von Caruso hergestellt. Daneben gibt es noch ein paar Belvestsachen. Preise für ein Sakko liegen bei 950 €. Lino sucht sich die Stoffe selber aus und läßt bei Caruso nach spezifischen Schnitt speziell für Al Bazar anfertigen.
Der "Signature style" des Al Bazar sind die doppelreihigen Sportsakkos in allen möglichen Farben und Varianten. Dabei sollen sie so kurz und eng sitzen, wie es bei Lino selbst der Fall ist. Ich probierte einige an, wobei mir die Größe 48 empfohlen wurde, mit dem Rat, das Sakko so zu taillieren, bis "Spannung am Schließknopf ist".
Nach klassischen Maßstäben jedenfalls zu kurz und zu eng, aber der Look hat unleugbar Charakter.
Man findet auch schöne Woll- und Kaschmirkrawatten.
Ich war dann noch bei dem Herrenausstatter
Ader (Corso Garibaldi(Moscowa). Die verkaufen dort eine sehr günstige und brauchbar wirkende Eigenmarke. Ich habe einen doppelreihigen Mantel um €250 erstanden. Die Verarbeitung und die Stoffqualität sieht ordentlich aus. Daneben führt der Laden auch Corneliani und andere bekannte Marken. Ich habne mich allerdings nicht allzu genau umgesehen, es ist durchaus möglich, dass man einige preisgünstige "Schätze" findet.
Die Schuhe etwa kosten um die 190 Euro und sehen gut aus, vor allem, wenn man das italienische Styling mag.
Das wars für Mailand direkt.
Erfahrungen mit dem Outelt in Serravalle Scrivia sowie mit den Fabriksverkäufen in Parabiago folgen noch.