SuitSupply vs. Kuhn

Für mich ist die KLassifizierung "Bespoke" schwierig. Was ist denn konkret damit gemeint?
Die geben die Aufträge -wie bei MTM- an einen Hersteller in Italien und lassen dort fertigen.

Worin besteht jetzt konkret er Unterschied zwischen "Bespoke" und "MTM"?
Erklären die das mit dem hohen Anteil an Handarbeit?
Das ist ein ewiges Problem. Es gibt keine feste Zuordnung.

Wenn für den Träger ein eigens für Ihm gemachtes Schnittmuster erstellt wird. Sehen das viele Schneider als Bespoke. Einige berufen sich auch auf die Zeit. 50, 60 oder über 80Stunden “muss ein Vollmass haben“.

Das arbeiten ohne Probierteil ist allein keine Garantie mehr für Vollmaß.

Für mich persönlich, und da gibt es leider keine Gesetze, ist Bespoke, wenn der Schneider der den Schnitt macht und den Anzug näht direkt mit und am Kunden arbeitet. Aber selbst da gibt es Unterschiede. Schneidert er ihn selbst, sein Team, teils teils, oder gar Freelancer also andere Schneider mit… und und und…

Man(n) sollte einfach fragen. Genauso wie MTM ein riesen Bereich ist (vom 400€ geklebten bis zum +1.000€ FullCanvas) ist auch Bespoke (gibt welche für 3.000€ und welche für +5.000€) eine große schöne Welt die es zu entdecken gilt :)
 
Für mich persönlich, und da gibt es leider keine Gesetze, ist Bespoke, wenn der Schneider der den Schnitt macht und den Anzug näht direkt mit und am Kunden arbeitet.
Nach der Definition wäre aber auch schon die ganze Savile Row kein Bespoke mehr, weil man da traditionell sehr arbeitsteilig vorgeht. ;) Da arbeitet nur der Cutter direkt mit dem Kunden und der macht typischerweise keinen einzigen Nadelstich am Anzug, obwohl er natürlich meist ein sehr erfahrener Schneider ist.

Ich glaube auch, dass das Ergebnis umso sicherer gut wird, je weniger Kommunikationsschritte zwischen verschiedenen Personen (die weiter hinten im Prozess den Kunden nie gesehen haben) bei der Erstellung notwendig sind, gerade auch wenn es in den Details etwas ausgefallener wird. Das erfordert dann aber auch einen Schneider, der alle Phasen gleichmäßig gut abdecken kann. Gerade stille Handwerker sind auch nicht immer gleich gut im Umgang mit Menschen/Kunden.

Aber dass von Messen, Zuschneiden, Anprobieren, Korrigieren, Formbügeln, Nähen bis zum Finish, Endkontrolle und der Abnahme alle Schritte nur aus einer Hand kommen, ist ja selbst in kleineren Betrieben eher die Ausnahme. Und wenn der Prozess an den Übergabestellen funktioniert und die Coatmaker, Trousermaker, Finisher etc. ihr spezifisches Handwerk verstehen, den Cutter gut kennen und mit ihm eingespielt sind, sehe ich da an sich kein Problem. Und natürlich ist das für mich dann noch Bespoke.

Die Grenze ziehe ich tatsächlich bei der Pattern-Erstellung. Wenn man da von einem fixen Block-Pattern ausgeht (was anscheinend in Italien auch bei "Vollmaß"arbeiten schon mal vorkommt), ist es bestenfalls handgenähtes MTM. Da bringt dann auch ein Künstlertyp mit Maßband um den Hals in einem als Schneiderei dekorierten Ladenlokal nichts mehr außer Show.
 
Nach der Definition wäre aber auch schon die ganze Savile Row kein Bespoke mehr, weil man da traditionell sehr arbeitsteilig vorgeht. ;) Da arbeitet nur der Cutter direkt mit dem Kunden und der macht typischerweise keinen einzigen Nadelstich am Anzug, obwohl er natürlich meist ein sehr erfahrener Schneider ist.
Nun wenn ich mir die Preise anschaue, die dort viele Schneider aufrufen, gehe ich persönlich auch nicht mehr von Bespoke aus.

Nun ist es halt so, mit der Zeit kommt der Wandel. So werden aus Baukästen Anzüge nach dem Ärmelkürzen Maßanzüge!
Und der einst so “persönlich besprochene“ Bespoke Anzug der von des Schneiders eigener Nadel stammte, wird heute industriell von mehreren Schneidern genäht von denen evtl keiner alleine in der Lage wäre einen kompletten Anzug zu nähen… statt sich da mit dem Namen Vollmass zu begnügen, nennen sie es Bespoke und brechen mit einer alten Tradition.

So ist halt die moderne Welt.
 
Hallo Tittapa und bluesman528,

wird ein Vollmaßanzug, so wie ich diesen gestern im Schneideratelier zum ersten mal gesehen habe, nicht ohnehin arbeitsteilig vom leitenden Schneider/-in und seinen Mitarbeiter/-innen hergestellt? Solche eine Arbeitsteilung ist in wohl fast jedem Handwerk seit Jahrhunderten üblich. Selbst bekannte Künstler wie Rembrandt haben in ihrer Werkstatt Kunstwerke arbeitsteilig hergestellt.

Liegt der Unterschied zu MtM, was ich im letzten halben Jahr gelernt habe, nicht darin, dass der Prozess des Vermessens standartisiert ist und danach industriell am Fliessband der Anzug hergestellt wird. Die Arbeitsteilung ist noch viel höher und kleinteiliger als in der handwerklichen Manufakturarbeit eines Schneiders, würde ich sagen. Auch werden die Ausstattungsdetailes des Anzugs persönlich besprochen, aber gefertigt wird industriell.

Schönen Sonntag und herzliche Grüße

Pascal
 
wird ein Vollmaßanzug, so wie ich diesen gestern im Schneideratelier zum ersten mal gesehen habe, nicht ohnehin arbeitsteilig vom leitenden Schneider/-in und seinen Mitarbeiter/-innen hergestellt? Solche eine Arbeitsteilung ist in wohl fast jedem Handwerk seit Jahrhunderten üblich. Selbst bekannte Künstler wie Rembrandt haben in ihrer Werkstatt Kunstwerke arbeitsteilig hergestellt.

Liegt der Unterschied zu MtM, was ich im letzten halben Jahr gelernt habe, nicht darin, dass der Prozess des Vermessens standartisiert ist und danach industriell am Fliessband der Anzug hergestellt wird. Die Arbeitsteilung ist noch viel höher und kleinteiliger als in der handwerklichen Manufakturarbeit eines Schneiders, würde ich sagen. Auch werden die Ausstattungsdetailes des Anzugs persönlich besprochen, aber gefertigt wird industriell.
Natürlich gibt es die von Tittapa beschriebene Vorgehensweise, einen Anzug quasi in einem Zug von einem Schneider herstellen zu lassen. Das gilt für unzählige kleine Schneiderateliers. Nur in größeren Schneidereien mit angestellten Schneidern oder externen Vertragsschneidern nach Savile-Row-Vorbild wird arbeitsteilig gearbeitet, was für viele der bekannten Namen gilt. Aber das bedeutet dann auch nicht, dass mehrere Schneider gleichzeitig an einem Werkstück arbeiten. Da näht ein Coatmaker dann das Sakko komplett, auch wenn er u.U. das Finish am Ende einem Spezialisten überlässt.

Und mit MTM kann man das alles nicht vergleichen. MTM-Fertigung ist weit überwiegend wie Konfektionsmassenfertigung, nur mit einer Serie von 1. So etwas wie Formbügeln, was ein ganz elementarer Teil einer Schneideranfertigung ist, kommt dort beispielsweise gar nicht vor. Es wird einfach nur vorgeschnittener Stoff zusammengenäht.

RTW----->MTM------------------------------------------------------------------------------------------------------>Bespoke
 
Liegt der Unterschied zu MtM, was ich im letzten halben Jahr gelernt habe, nicht darin, dass der Prozess des Vermessens standartisiert ist und danach industriell am Fliessband der Anzug hergestellt wird.
Na ja, es gibt ja handgefertigte Maßkonfektion, bei der mit Probierteil vermessen wird und dann in einer kleinen Manufaktur in Italien von Hand gefertigt wird. "Fliessband" ist da kein Maßstab.
 
Nach der Definition wäre aber auch schon die ganze Savile Row kein Bespoke mehr, weil man da traditionell sehr arbeitsteilig vorgeht. ;) Da arbeitet nur der Cutter direkt mit dem Kunden und der macht typischerweise keinen einzigen Nadelstich am Anzug, obwohl er natürlich meist ein sehr erfahrener Schneider ist.
Ist es ja auch nicht mehr. Durchaus einige Häuser auf der Row lassen die Rohlinge von Hand in China fertigen und machen den Rest in London. Das sieht man ja alleine an den durchaus beachtlichen Preisunterschieden er einzelnen Häuser.
Die Arbeitsteilung ist sicher kein Argument für oder gegen Bespoke. Das ist ja fast normal bzw. unabdingbar.....sonst wäre ja nur der Einzelunternehmer Bespoke-Maßschneider....das halte ich für etwas übertrieben.
 
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