Also wenn dir die beiden im Passformfaden gezeigten Anzüge von dem Verkaufspersonal als gut sitzend oder auch nur tragbar empfohlen wurden, würde ich den Laden nicht mehr betreten…Ganz herzlichen Dank für all eure Bestärkungen! Ich dachte schon, ich wäre mit meinen Erwartungen völlig neben der Spur.
Bei der Beratung hätte ich mir eben einfach etwas mehr Erläuterung gewünscht, welches Modell mir denn da gerade überhaupt, warum und in welcher Größe ausgehändigt wird.
Im Passform-Faden wurde mir nun empfohlen, besser einmal die Roma-Serie auszuprobieren.
Frage hierzu:
Wenn ich einen Roma-Anzug von der Stange bestelle, dann kann ich diesen ja innerhalb des 14-tägigen Rückgaberechts problemlos wieder zurücksenden, oder? Bei einer Bestellung mit Änderungen nach Kundenwunsch ("Customization") wird das ja wohl nicht mehr gehen.
Wären auch bei Mix & Match Rückgaben möglich? Dann könnte ich vielleicht eine 25er Hose mit einem 48er Sakko kombinieren.
Meines Erachtens relativiert sich das Thema Marke versus handwerkliche Qualität aber gerade bei Anzügen erheblich. Denn dort sieht man ja das Label nicht von außen. Und ohne Label kann gerade die von dir beschriebene Klientel ein Kleidungsstück in der Regel nicht ein ordnen. Beim Anzug entscheidet doch viel mehr der gute Sitz und die optische Wirkung des gewählten Stoffes.Dann war die Luxusdesignerwerbung wenigstens nicht ganz umsonst, Dich hat sie erreicht.Keine Konfektion, egal wie teuer, erreicht auch nur annähernd, was mit Bespoke möglich ist, und ist sich unabhängig vom Preis untereinander viel näher als im Unterschied zu handwerklichem Vollmaß. Aber den Weg gehen halt auch nur wenige, weil selbst die, die es sich leisten können, in der Preisklasse lieber das Markenlabel vorzeigen können wollen. Und wenn es nur dazu dient, sich selbst zu bestätigen, dass man sich da mal was richtig Gutes gegönnt hat.
Aber davon abgesehen, Cucinelli ist natürlich eine andere Preisliga, aber glaubst Du ehrlich, dass Du da mit dem Verkaufspersonal über Machart-Details philosophieren kannst? Da arbeiten doch keine anderen Leute als bei SuSu. Manchmal wechseln die sogar hin und her, das ist simples Retailer-Geschäft.
Es gab mal eine Zeit, lang vergangen, da hat man unter Kleidungsfreaks tatsächlich vor allem über Inhalte gesprochen, Sichelnähte an Taschen, vernähte Einlagen, pikierte Revers, Stoffdetails. Das war eine Zeit, als SuSu der einzige Anbieter unter 1000,- für einen Anzug war, bei dem sich überhaupt solche Diskussionen anwenden ließen. Bei MTM ging noch viel mehr. Heute gibt es Nachahmer wie Anton Meyer und Spier & Mackay, die das Geschäftsmodell exakt kopiert haben, so dass SuSu da nicht mehr allein steht, was ja auch positiv für den interessierten Konsumenten ist.
Aber vor allem reden wir heute auch wieder mehr über Price Points und Herstellerrankings nach Angeberfaktor statt über Inhalte. Ist schade, aber wohl nicht zu ändern. Selbst die SuSu-Marketingkampagnen waren ja immer mehr auf Markenaufbau durch plakative Aufmerksamkeit angelegt als auf die inhaltliche Qualität von vernähtem Stoff, der ein Anzug ja unabhängig vom Preis immer noch ist und wo die Unterschiede in der Konfektion untereinander viel geringer sind, als es uns das Luxusmarketing einreden möchte. Ist halt einfacher, weil mehr Leute mitreden können/wollen.
Unterschätze nicht die Fashionistas. Luxuslabels arbeiten viel mit reservierten Stoffen, die nicht besser und nicht schlechter sind als andere der gleichen namhaften Erzeuger, aber eben exklusiv und damit unterscheidbar, wenn man drauf achtet und sich Saisonkollektionen merkt. Bei verwandten Artikeln kann das auch manchmal zu seltsamen Stilblüten führen wie bei den Rauleder-Rentnerschlappen, die Loro Piana vor ein paar Jahren im Angebot hatte. Grässliches Zeug, aber plötzlich sah man sie schon hin und wieder, sogar hier im Forum.Meines Erachtens relativiert sich das Thema Marke versus handwerkliche Qualität aber gerade bei Anzügen erheblich. Denn dort sieht man ja das Label nicht von außen. Und ohne Label kann gerade die von dir beschriebene Klientel ein Kleidungsstück in der Regel nicht ein ordnen.
Bei Konfektion ist die Passform immer gleich gut oder schlecht, wenn man den gleichen Aufwand treibt. Sie muss konzeptionell unabhängig vom Label mit den gleichen Einschränkungen leben. Der Stoff ist natürlich sehr wichtig. Aber da muss sich SuSu i.A. nicht verstecken. Sie sind ja eine der wenigen, die überhaupt Herkunft und Machart angeben.Beim Anzug entscheidet doch viel mehr der gute Sitz und die optische Wirkung des gewählten Stoffes.
Das ist eben der unvermeidliche Spagat, wenn Du für 3.000 Euro in einem Laden arbeitest, wo schon der Trenchcoat so viel kostet. Das kann nie stimmig sein. Was nicht heißt, dass man keine Ahnung haben soll/darf/muss. Aber als Kunde ein bisschen Einsicht in so ein Dilemma hilft auch.Wenn man bei Cucinelli eine gute Beratung sucht, ist man wirklich fehl am Platz. Bei den Verkäufern passen öfters die Sakkos nicht richtig, sind beispielsweise laienhaft an den Ärmeln in der Länge verändert. In der Preisklasse finde ich das schon irritierend, weil es von wenig sartorialer Begeisterung zeugt.
Es ist auf jeden Fall viel weniger pauschal als die Aussage "SuSu ist doch nur so eine Simulation von guten Sachen".Das ist mir jetzt irgendwie alles ein bisschen zu pauschal.