Da gerät jetzt einiges durcheinander:
Bei einer Sohlennaht gibt es einen Ober- und einen Unterfaden - der Oberfaden verläuft ausschließlich oberhalb/auf dem Rahmen,
der andere darunter.
Durchtrennt man den Oberfaden irgendwo, dann kann man ihn grundsätzlich die gesamte Naht aufziehen.
Beim Doppeln arbeitet der Schuhmacher mit zwei Garnen, gepecht und deshalb Drähte genannt, die ihre Lage - obendrauf/drunter - von Einstichloch zu Einstichloch ändern.
Würde man die Doppelung irgendwo durchtrennen, dann würden höchstens mit Kraft ein, zwei oder drei Schlingen aufgehen,
aber niemals die ganze Naht.
Nähkanal - offen und verdeckt:
Den offenen Nähkanal kennst Du aus den Videos.
Soll die Naht, hier nun egal ob Maschinennaht oder Doppelung von Hand später verdeckt sein,
dann schneidet man die Sohle entlang ihres Randes schräg ein - eine sogenannte Rißlippe.
Diese wird hochgeklappt und in der sich so bildenden Rinne die Naht bzw. die Doppelnaht ausgeführt.
Anschließend wird die Lippe mit Leim bestrichen, runter geklappt und geglättet.
Dies nennt man "channeled" bzw. getunnelte Sohlennaht.
Die Erstperforation des Rahmens schadet ihm grundsätzlich nicht.
Wenn die Sohle abgelaufen ist, dann kann der Schuhmacher eine Langsohle per Hand andoppeln,
um die "alten" Einstichlöcher im Rahmen genau zu treffen (= Doppeln von Hand) oder
er näht die Sohle mit einer Maschine an und trifft nicht unbedingt die alten Löcher sondern
es entstehen weitere, neue beim Nähen.
Letztere Methode übersteht der Rahmen nicht unbegrenzt, so dass (theoretisch) irgendwann ein neuer Rahmen angebracht werden muss.
Der Altgerberverband hat eine Mindestgerbzeit von 24 Monaten festgeschrieben.
Bist Du der Meinung, dass eine Gerbzeit von 6 Monaten die Qualität erhöht?
Es gibt auch Ledersohlen aus Deutschland, die mind. 24 Monate lang gegerbt werden;
wirklich gute Schuhmacher werden Dir diese anbieten obwohl diese alte Gerberei keine Homepage betreibt.
