Stiländerung

AW: Stiländerung

Dass man sich dafür rechtfertigen muss, wenn man gut gekleidet ist, einen Anzug trägt obwohl man nicht muss, hat meiner Meinung nach einen anderen Grund.

In einem Umfeld, dass Jeans und t-shirt trägt fällt man eben auf und bekommt den Stempel "der ist was besseres" aufgedrückt. Man wird teilweise sogar verächtlich gemustert. Man grenzt sich scheinbar von der Mehrheit hab.

Es gibt zwar in unserer Gesellschaft viel Individualismus, was auch kaum jemanden stört, man darf aber auf keinen fall signalisieren man ist nicht mehr bodenständig. Und das tut man wohl in den Augen vieler eben mit guter Kleidung.
 
Kann bluesman nur zustimmen.

Bei Fremden kommt man im Anzug hingegen häufig besser an. Beispiel: Samstag nach dem Arbeiten bin ich im Anzug(mit Krawatte eh klar) zu P&C. Ich wurde so gut bedient wie sonst nie, dabei trage ich sonst auch Sportsakko/Chino/Jeans. Danach noch Lebensmittel einkaufen, auch da war die Bedienung deutlich besser. Ich hatte beim Betreten des Ladens eine Frage an die Kassiererin, diese hörte gleich auf zu kassieren als ich mich daneben stellte um zu Fragen und bediente erstmal mich. Auch im Verkauf kommt man bei Kunden besser an, wirkt seriöser etc.

Selbstverständliich ist das Branchenabhängig, beim Einkauf im Herrenausstatter(nicht P&C) wird man mit Anzug o.Ä. besser bedient als in Jogginghose. Im alternative Bioladen, in dem Flyer für den Kampf gegen den Kapitalismus ausliegen, ist man im Anzug vielleicht weniger gern gesehen.

Unter Freunden/Kollegen kommt es bei einem abrupten Stilwechsel zu verwunderten Fragen, doch spätestens nach 3 Monaten hat sich auch der letzte dran gewöhnt. Man sollte vielleicht nicht an einem Tag mit Jeans und Logo T Shirt und am anderen Tag mit grauen Dreiteiler weißes EST und Stockschirm kommen.
 
Hallo zusammen

Bin in meiner jetztigen Firma im Laufe der Jahr stiltechnisch immer mehr "verlumpt". Zum Schluss bin ich eigentlich fast nur noch in Jeans und T-Shirt herumgelaufen (IT-Abteilung einer Bank). Im Rahmen der Evaluation zu meiner Hochzeitskleidung habe ich wieder Freude an Mode gefunden und bin jetzt peu-à-peu dabei, meinen Stil auf ein akzeptables Niveau zu bringen. Anzug mit Kravatte sind zwar im daily Business immer noch overdressed, aber gute Stoffhosen mit Hemd und Sportsakko gehören jetzt wieder zu meinem Standard und bei Meetings mit Lieferanten etc ist der Anzug wieder eine Selbstverständlichkeit. Auch das Pochette darf ab und zu mit ins Büro :-)

Ja, auch ich wurde 1-2 Tage lang komisch angemacht aber danach haben sich die Leute daran gewöhnt und ich kriege eher ab und zu einen positiven Kommentar zu meiner guten Kleidung verpasst. Das freut mich!

Gruss
Dominik
 
Dass man sich dafür rechtfertigen muss, wenn man gut gekleidet ist, einen Anzug trägt obwohl man nicht muss, hat meiner Meinung nach einen anderen Grund.

In einem Umfeld, dass Jeans und t-shirt trägt fällt man eben auf und bekommt den Stempel "der ist was besseres" aufgedrückt. Man wird teilweise sogar verächtlich gemustert. Man grenzt sich scheinbar von der Mehrheit hab.
Das ist der gleiche Grund wie hier...
Eigentlich sollte man ja glauben, dass die Leute anderes zu tun hätten als die Kleidung ihrer Kollegen zu bewerten und zu kommentieren. Aber es passiert, weil sich seriously underdressed people :) ihres Bekleidungszustandes i.d.R. sehr bewusst sind und sich bedroht fühlen, wenn einer in ihrem Umfeld sein diesbezügliches Level von sich aus hebt. Dann würden sie sich nämlich bewogen fühlen, im Rahmen eines unterschwelligen Konkurrenzgefühls selbst nachzulegen, und das macht natürlich Mühe und bringt Unruhe in ihren Alltag.
...nur aus der anderen Perspektive betrachtet. Denn wenn man feststellt, dass ein anderer sich vielleicht für etwas besseres halten (bzw. gefährlicher: von der Leitungsebene oder von Kunden für etwas besseres gehalten werden) könnte, hat man damit automatisch impliziert, dass man selber nichts besseres ist, sonst wäre es ja kein Problem. :)

Dass es darum gar nicht geht, sondern nur um einen ganz individuellen Anspruch an sich und für sich selbst, der andere erst mal gar nicht betrifft, ist ja gerade bei etwas so Persönlichem wie Kleidung viel naheliegender, kann aber nur von Menschen ohne diesbezüglichem Minderwertigkeitskomplex festgestellt werden.

Als allgemeinerer Denkanstoß: Man ist am Arbeitsplatz nicht in erster Linie, um Freunde zu finden. ;) Und man findet sie nie unter Leuten, die zu solchen Abwehrreaktionen neigen, die sind nämlich bei diesen Leuten keineswegs auf Kleidung beschränkt und treten auch bei normalem beruflichen Kontakt immer wieder auf, sobald sie sich irgendwie in die Defensive gedrängt fühlen. Oder wenn man bloß aus seinem Auto steigt, auf seine Uhr schaut, von dem Wein erzählt, den man am Wochenende getrunken hat, oder vom Geschmack des dry-aged Beef auf dem eigenen Weber-Grill, etc. pp. ;)

Wenn man sich an all das immer aufmerksam anpassen müsste, damit man nichts Falsches sagt, denkt, zeigt oder trägt, kommt man gar nicht mehr zum Arbeiten. :D Deswegen: Gerade machen.

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Prohaska hat gesagt.:
Passenden Anzug gekauft, angezogen, sich selbst vorm Spiegel gefallen, raus geht's unter die Leute und gut ist. Freundlich, nett und bescheiden aufgetreten und die Resonanz ist zu 95% positiv.
Genau so! Außerhalb des Arbeitsplatzes gibt es sowieso keine Probleme.
 
...
Die beste Antwort darauf ist i.A., "das ist meine Kleidung, ich ziehe mich halt so an". Wieso muss man sich vor einem Kollegen dafür rechtfertigen, was man selber morgens anzieht? Solche Absurditäten sollte man erst gar nicht an sich heranlassen
Ja das ist wirklich absolut absurd, aber die gegebene Erklärung leuchtet ein. Ich finde es alleine jetzt schonmal interessant, wenn man sich damit beschäftigt und darüber nachdenkt zu sehen, wie die Menschen so reagieren.
Gar nicht die Jobkarte spielen, hach, ich muss das ja anziehen, ich Armer. ;) Damit setzt man das falsche Signal. Stattdessen besser ganz frei mit dem Spaß an der Sache kommen. "Ich möchte das so, ich find's gut." Am Anfang wird der eine oder andere Dauerjeansträger ein Fragezeichen im Gesicht haben, aber das geht schnell vorbei, wenn man sich erst mal ein paar Mal gesehen hat.
Stimmt. Ich hatte da in Gedanken den einfachen Weg gewählt, aber warum eigentlich? Es gibt wirklich schlimmeres, wozu man stehen kann. Wieso also nicht dazu. Auch eigentlich absurd;)

@Fluppi: Die Aussage mit dem Individualismus kann ich nur unterstreichen.

@TobiasM: Kann ich auch bestätigen. Ich kann vergleichen wie ich vor 2 Wochen einen Anzug im Casual Arbeitsoutfit gekauft habe (übrigens auch bei P&C) und dann heute in diesem Anzug einen weiteren kaufen wollte. Es war anders, wobei ich vorher nicht schlecht bedient wurde. Das will ich nicht sagen. Und das mit der Gewöhnung ist natürlich war, irgendwann ist es auch nicht mehr interessant für die anderen.

@Prohaska: Ich weiß, wie es gemeint ist und es stimmt auch. In unserem Alter sollte man eigentlich gar nicht drüber nachdenken, wie oben geschrieben eigentlich absurd. Manchmal ist auch einfach "machen" einfacher.

@Dominik: Das hört sich gut an, Stilwechsel hat also positiv funktioniert. Wobei ich es da durch neue Kollegen und den neuen Start verhältnismäßig einfach habe.

Die Ausführung von bluesman528 bzgl. der "Freunde am Arbeitsplatz" ist auch noch eine treffende Beschreibung. Freundlichkeit, gutes Miteinander, Kompetenz usw. bekommt oder gibt man aus seiner Persönlichkeit heraus und nicht wegen oder trotz guter Kleidung der eigenen oder der anderen Person.

Es wird auf jeden Fall ein spannender und schöner Prozess und ich freue mich drauf. Jeden Tag in Anzug und Krawatte ist für mich halt eine schöne Vorstellung und keine Strafe wie für viele andere. Und um gute Schuhe möchte ich mich jetzt auch kümmern :)
 
Meine Standardanwort: Ich habe halt nichts anderes.

Ich trage immer Anzug, ausser am Wochenende, da ist es eine Kombination, aber ansonsten bin ich auch in der Freizeit im Anzug unterwegs. Auf so Diskussionen lasse ich mich schon seit 1987 nicht mehr ein, in Deutschland schon mal gar nicht. Hier fällt man ja schon aus dem Rahmen, wenn man Lederschuhe ohne Gummisohle anhat.
Das ist so, als würde ich meinem Hund die Evolution erklären wollen - zwecklos. Und dabei ist mein Mädchen schlauer, als die meisten Menschen, denen ich in freier Wildbahn begegne:-)
 
Es ist eine Art "Ehrerbietung", wenn du gut gekleidet (vom Anzug bis zu den Schuhen) den neuen Job beginnst.

Es wird sicher mit Wohlwollen aufgenommen bzw. wahrgenommen.

Orientiere dich an einer Führungsperson, die dich (mit-)eingstellt hat. Trägt er EST, dann ist es kein Problem auch eins zu tragen.

Kunden, werden es ebenso wohlwollend registrieren. Du repräsentierst dein Unternehmen!

Die Im-Stillen-Kämmerlein-Vor-Sich-Hinarbeitenden Shorts- und Sandalenträger sollen sich verkriechen und denken was sie wollen.
 
Ich glaube auch man wird beim Einkauf besser bedient wenn man gut gekleidet ist, ich glaube aber nicht wegen des Anzugs, sondern wegen der Ausstrahlung dessen, der drinsteckt...

Das ist richtig. Ähnliches Thema wie schon erwähnt wurde, wenn man Anzug tragen muss und sich nicht wohl fühlt. Nur sich reinzwängen und dann denken, man wirkt entsprechend, ist natürlich eine Illusion
 
Um das Thema abzurunden/abzuschließen, eine kleine Stellungnahme und mein Feedback.
Vorigen Dienstag habe ich angefangen im neuen Büro.

Vorher war ich im neuen Outfit mal einkaufen und einen Tag in der Stadt unterwegs. Das hat zum Eingewöhnen Hilfestellung gegeben.

Die Stiländerung ist gut und fühlt sich gut an. Ich hatte auch keine Probleme, bis auf die normale Nervosität beim Neubeginn. Man hat mich so kennengelernt, es gab keine Kommentare. Ich konnte nach Ablegen der "Schnupperphase" authentisch und normal auftreten und offensichtlich sind alle bisher hilfsbereit und ich habe nichts negatives bemerkt in der Hinsicht, dass jemand meinen Kleidungsstil daneben finden würde. Also alles einfacher wie gedacht. Aber wie ich beschrieben habe, sieht man bei mir auch einige Kollegen, die es gleich handhaben. Das hilft damit sowieso.

Ich selbst bin sehr zufrieden, dass ich umgestiegen bin. Obwohl es natürlich trotzdem momentan noch eine Umstellung (morgens und überhaupt) ist. Fühle mich sehr wohl im anderen Outfit. Wahrscheinlich wird sich das auch bald ganz "normal" anfühlen.

Ansonsten fällt es am meisten im privaten Umfeld auf. Freunde sprechen mich momentan immer drauf an und registrieren es. Da kommt oft die Frage: "Du armer. Ist das nicht nervig".
 
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