Sterne-Restaurants...Eure Erfahrungen und Erlebnisse

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"Menü Rumfort" (alles was rum liegt und fort muss) ...

Die Arbeitszeit betrug zwischen 70 und 80 Stunden in der Woche. Wenn jemand nach 12 Stunden heimging, weil er früher fertig war, fragten wir ihn, ober jetzt halbtags arbeitet?! ...

Bestellen Sie nichts, was Sie in 5 Minuten auch zu Hause zubereiten könnten.

Sandro, wie fast immer haben Sie das geschrieben, was ich auch denke und erfahren habe. Sind wir als Zwillinge vielleicht bei der Geburt getrennt worden?
:D:D

Der Rumfort ist eh' 'n Gastro-Klassiker, wird auch gerne geschickt. :)

Das mit der Arbeitszeit kann ich auch aus leidvoller Erfahrung so zu 100% bestätigen
und ich bestelle als Gast auch meist nur das, woran ich mich zuhause nicht rantraue oder was ich nicht einfach eben zusammenkloppe. Wer macht z.B. eine Crepe Suzette mal eben so zwischen Tür und Angel..
 
Einen tip hätte ich noch zum Schluss. Bestellen Sie nichts, was Sie in 5 Minuten auch zu Hause zubereiten könnten. Ich finde es mehr als lächerlich, sich beim Italiener einen Insalata Caprese (Tomate Mozzarella) zu bestellen oder gar einen gemischten Salat. Seien Sie mutig und bestellen Sie etwas, was Sie nicht ohne weiteres im Supermarkt bekommen oder gar selber kochen können...;) und wenn es ans bezahlen geht, wägen Sie ab, ob Sie mit der Leistung zufrieden waren. Wenn alles gut war, geben Sie 5 - 10 % Trinkgeld und wenn nicht eben keins. 2 oder 3 € zu geben wie in der Kneipe, wenn man seine 5 Bier bezahlt kommt nicht so gut. Sagen Sie gleich, wenn etwas nicht schmeckt, oder zulange dauert. Sie sind der Gast und bezahlen dafür. Geben Sie dem Restaurant bei einem Fehler sofort die Möglichkeit diesen wieder gut zu machen. Sich erst beim bezahlen zu beschweren macht keinen Sinn. Im zweifel wird der Maitre D' ein Interesse daran haben, Sie als zufriedenen Gast zu gewinnen.
Dem Geschriebenen kann ich nur zustimmen.

Wenn ich mir aber so die Insalati (richtiger Plural?) so mancher deutschen Hausfrau anschaue, dann sollten diese doch mal einen bestellen. Vielleicht hört dann der Unfug mit Balsamico-Creme und Kuhmilch-Mozzarella endlich auf ;)
 
Hallo,

ich habe mich langsam "hochgegessen" und dabei ebenso meine Erfahrungen gesammelt. Meistens bin ich in den Restaurants mit Cordhose, Hemd und Pullover sowie dunklen Lederschuhen gewesen. Eine Krawatte habe ich auch nie umgehabt. Schief angeschaut wurde ich nie.

Plane genügend Zeit für das Essen ein (wenn es nicht Mittags ein Businesslunch ist). So ein mehrgängiges Menü dauert eben seine Zeit (2h und mehr).

Sei bei Deinem ersten Besuch nicht irritiert, wenn aus der Küche mehrmals "kleine Kleinigkeiten" an den Tisch gebracht werden, die Du nicht bestellt hast. Gehört dazu.... Auch ich habe Panik geschoben, als bei meinem ersten Besuch die Kellner (es kommen mehrere, damit Du und Deine Begleitung gleichzeitig den Teller bekommen) mehrfach ungefragt einen "Gruß aus der Küche" brachten.

Gönn Dir ruhig einen Aperitif und entscheide Dich dann für Dein Menü. Lass Dir Zeit.

Deine Begleitung kann ggf. eine "Damenkarte" bekommen. Diese enthält keine Preise :)).

Bei meinen bisherigen Besuchen habe ich mir das aushändigen der Weinkarte geschenkt (im Ikarus habe ich es nicht gemacht und Wälzer bekommen, der sicherlich fünf kilo gewogen hat...), sehr gut ist man mit der "begleitenden Weinreise zum Menü" bedient. Du bekommst zu jedem Gang den passenden Wein. Wenn Du kein Weinkenner bist (bin ich auch nicht, bin eher Konsument), mach ein wissendens Gesicht, wenn Dir der Wein präsentiert wird und Du einen Probierschluck bekommst. Trink ihn und entscheide (es ist aber eher unwahrscheinlich, dass Dir korkiger Wein angeboten wird). Wenn Du keinen Alkohol trinken möchtest, haben diese Häuser auch eine tolle Auswahl und zum Essen passender antialkoholischer Getränke. Auch in dieser Hinsicht gab es nie ein Problem.

Im anvisierten Sternerestaurant sind die Kellner i.d.R. extrem aufmerksam und erscheinen plötzlich wie aus dem nichts, um Dir Wein oder Wasser nachzuschenken. Verzichte darauf, dieses selber zu tun.

Die Kellner stehen auch ruckzuck hinter Dir wenn Du aufstehst, um z.B. auf die Toilette zu gehen, und rücken Dir den Stuhl zurecht. Gehört dazu. Der Klassiker ist auch der rollbare Beistelltisch, auf dem die Handtasche meiner Frau abgelegt wurde.

Sofern Du nach dem Essen noch einen Kaffee, Esspresso, o.ä. trinkst, wird ggf. ein Teller mit einer Pralinenauswahl gereicht. Räum den Teller nicht ab, sondern lass Dir ein oder zwei vom Kellner servieren.

Das Thema Trinkgeld wurde schon genannt, plane ggf. ein zweites für den "Fahrzeugmeister" ein. Der parkt Dein Auto und fährt es dann wieder vor. Im genannten Ikarus wurde z.B., nachdem ich die Rechnung bezahlt habe, mein Auto vom in der Zwischenzeit gefallenen Schnee befreit.

Ich wünsche Dir bei Deinem Essen viel Spass, die Anspannung, die vielleicht vorhanden ist, löst sich spätesten nach dem zweiten oder dritten Gang. Auch lass Dich nicht irritieren, wenn Du etwas komisch angeschaut wirst. Bei meinen ersten Besuchen in der Sternegastronomie waren wir noch keine dreissig und mit Abstand die jüngsten vor Ort. Mir wars egal.

pepe
 
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Zitat: "Die Arbeitszeit betrug zwischen 70 und 80 Stunden in der Woche. Wenn jemand nach 12 Stunden heimging, weil er früher fertig war, fragten wir ihn, ober jetzt halbtags arbeitet?! Daher finde ich das Erscheinen in nachlässiger Kleidung als Respektlos, abgesehen davon, dass ich mich selber unwohl fühlen würde. "// Zitat Ende

Weil jetzt schon mehrfach erwähnt wurde, daß der Gast einen Mangel an Respekt gegenüber der Service- und Küchenbrigade zeige, wenn er inadäquat gekleidet ist: ich hab wirklich noch nie zuvor gehört, daß man als Gast eine moralische oder sonstige ungeschriebene Verpflichtung hätte, sich für Kellner & Koch in Schale zu werfen - und ich gebe zu, daß mir das selbst auch noch nie eingefallen wäre.
In ein Spitzenrestaurant geht man aus Genußsucht, Lebensfreude, oder was auch immer die treibende Kraft sein möge.
Ich kleide mich grundsätzlich für mich selbst, damit ich das Gefühl habe, daß ich gut aussehe, um mich wohlzufühlen, optisch halbwegs in's Ambiente zu passen, usw. - umso besser, wenn derjenige, mit dem ich gut speisen gehe, mich ebenfalls attraktiv findet.
Der Kellner - wie sehr er auch von seinem Chef ausgebeutet werden mag (70 bis 80 h....)- macht seinen Job und trägt Berufskleidung.
Mein *Job* als Gast ist es, es mir gutgehen zu lassen und nicht nur "nicht aus der Rolle zu fallen", sondern eventuell angebrachte Kritik in moderatem Tonfall und auf annehmbare Weise zu äußern bzw. das eine oder andere Kompliment zu machen und die Leistung mit einem angemessenen Trinkgeld zu honorieren.
 
Nun, bei meinem letzten Seminar hatte ich das Vergnügen, als "Klassenkameraden" den Chef-Sommelier der "Traube" in Tonbach kennenlernen zu dürfen. Ein sehr sehr sympathischer Mensch der nie schlecht über seine Gäste reden würde, aber - ohne Namen zu nennen - erwähnte, dass leider und immer öfters die Wahl der Kleidung der Gäste weder dem Ambiente noch den Leistungen der Küche des anerkannten Hauses gerecht werden.

Sandro stimme ich da voll zu. In Cordhosen, Hemd und Pullover gehe ich gutbürgerlich Essen, aber beim Besuch eines Sterne-Restaurants wähle ich meine Kleidung sehr sorgfältig und dem Anlass/der Auszeichnung des Hauses angepasst.

Die Kellner bemühen sich auch, mit ihren "Uniformen" sauber, adrett und gepflegt zu erscheinen. Sie sollten daher ein wenig Wertschätzung für ihre Arbeit, Bemühungen und Freundlichkeit erfahren.

Grüße

Kommt halt auch immer drauf an, wo und um welche Tageszeit das Stück gespielt wird. Beispielsweise im 2-Sterne-Haus Lisl Wagner-Bacher in Mautern/Wachau beim Mittagessen setzt sich kein Mensch mit dem Smoking unter die Bäume im Gastgarten, wenn die Kellnerinnen Dirndlkleid tragen. Beim Toni Mörwald (*) und im Taubenkobel (Eselböck, **), Nähe Neusiedlersee ist der übliche Style gepflegt-casual, im Steirereck in Wien (ebenfalls 2 Sterne, wenn ich mich nicht irre...) reicht ein Anzug völlig, ebenso beim Mraz.
 
btw: mitunter fragt man sich ohnehin, worin genau der Unterschied zwischen einem Restaurant aus dem high-end-Segment der bürgerlichen Küche zu so manchem 1-Sterne-Restaurant genau bestehen mag...aber vermutlich ist es so, daß wir in Österreich eine Menge sehr guter Restaurants haben und deshalb die Sterne-Häuser gar nicht so wahnsinnig auffallen :)
 
...aber vermutlich ist es so, daß wir in Österreich eine Menge sehr guter Restaurants haben und deshalb die Sterne-Häuser gar nicht so wahnsinnig auffallen :)

Aber, ich antworte mal so: Gibt es in Österreich denn viel mehr als Tafelspitz, Salzburger Nockerl und Germknödel ? ;-))

Grüße

Ein bisschen Provokation geht bekanntlich in Ordnung ;)

In Deutschland gibt es bekanntermaßen eine sehr beachtliche Anzahl guter und sehr guter Restaurants. Zudem eine enorme Dichte an sogenannten Sterne-Lokalen.
Die durchschnittliche Qualität der Gastronomie ist aber in Österreich höher als in Deutschland. Die Wahrscheinlichkeit in einem einfachen Gasthaus gut zu essen, ist in Österreich höher. Das mag daran liegen, dass die Österreicher Ihre Küche schätzen und das Interesse an guter Küche und Genuss stärker ausgeprägt ist, als in Deutschland. Der Besuch eines Supermarktes in Österreich liefert weitere Belege für diese These.

Auch bezweifle ich, dass es Zufall ist, dass die Autobahnraststätten in Deutschland und Österreich so arg untesrchiedlich sind.

Gerne füge ich hinzu, dass es ein gefühltes Nord-Süd Gefälle gibt. In Baden Würtemberg und Bayern sieht es wiederum besser aus als in manchen nördlichen Bundesland. Alles natürlich sehr verallgemeinert, aber tendenziell empfinde ich das so.


@ Sandro
in deinem Beitrag steht alles drin. Ein Kompendium sozusagen.
 
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