Sport- vs. Umschlagmanschette

Vorschriften zur Bekleidung sind doch völlig normal. Wer in einer Bank arbeitet und Kundenkontakt hat, trägt Anzug. Wer bei Firma xxx arbeitet, trägt keine Manschettenknöpfe. Wieso ist das eine gut und das andere nicht? Die meisten von uns versuchen doch instinktiv, sich dem Anlass und dem Umfeld entsprechend angemessen zu kleiden.

Ich selbst habe stets nach Jobs gesucht, in denen mein Stil akzeptiert wird. Bisher hat das funktioniert.
 
Beileid zu solchen Vorgesetzen/Firmen... ;)


OK, jetzt aber mal Klartext:

Wer zur bemitleidenswerten Spezies der abhängig Beschäftigten in Deutschland gehört, braucht exakt 2 Wörterbücher:
Neben "Frau - Deutsch" sollte "Chef - Deutsch" vorhanden sein, speziell wenn man auch noch in Großunternehmen, Behörden u.ä. knechtet. ;)

Kleines Geheimnis: Nicht nur bei Arbeitszeugnissen hat das geschriebene / gesprochene Wort regelmäßig eine leicht bis komplett andere Bedeutung als der eigentliche Wortlaut...

"Manschettenknöpfe sind der Geschäftsführung vorbehalten" bedeutet also fast immer etwas komplett anderes. Darauf sollte man speziell dann kommen, können wenn cufflinks monate-/jahrelang OK waren und vermeintlich plötzlich ohne Anlass etwas dazu gesagt wird... :D

Hier die wichtigsten Übersetzungsvorschläge aus dem Wörterbuch:

1.) Manschettenknöpfe sind natürlich OK, merkt doch meistens keiner und stört niemandem, aber Deine St.-Pauli-Totenköpfe sind echt das Letzte und eine Schande für das ganze Unternehmen (bzw. ich platze vor Neid auf Deine 10.000€-Fabergé-Manschettenknöpfe).

2.) Ich hasse Dich dafür, dass bei der anstehenden Weihnachtsfeier wieder alle weiblichen Kollegen mit Dir, dem einzigen Gentleman der Firma, tanzen wollen, und keine mit mir.

3.) Ich kann es nicht mehr ertragen, dass Du bei allen Gesprächen mit Kunden wegen Deiner charmanten Art, Deinem sicheren Auftreten, Deiner Sachkompetenz und Deinem perfekten, edel-dezenten Outfit stets am Beliebtesten bist.

4.) Deine neue jugendliche Model-Freundin ist ein Affront für uns häßliche, faule und verfettete, gerade noch nicht geschiedene Bürohengste.

5.) Du verdienst Deinen klassischen britischen Roadster nicht, so etwas steht mir zu!

6.) Ich war 5 Jahre älter als Du, als ich meinen Doktor endlich knapp (und an der Witz-Universität Potsdam) geschafft habe.

7.) Es ist absolut unentschuldbar, dass Du mehr / besser aufgenommene wissenschaftliche Beiträge / Studien / ... / pro Jahr publizierst als ich.

8.) Einstecktuch und Manschettenknöpfe stören mich nicht, aber dass sich alle bei Fragen zur Herrenkleidung, zu Stil und Etikette an Dich wenden als wärst Du ein Adeliger oder Freiherr von Knigge persönlich, und Du einen dermassen perfekt sitzenden Anzug trägst und Dich auskennst von RTW bis Bespoke und ich zufällig in Deinem Sakko auch noch ein Attolini/Brioni/Kiton-Label entdeckt habe, werde ich Dir nie verzeihen!

9.) Bessere Verpackung UND besserer Köper (Six-Pack o.ä.) als ich geht gar nicht! Ziehe gefälligst so wie ich und alle Dumpfbacken hier einen C&A-Plastikanzug mit 15 cm zu langen Ärmeln an und nimm endlich 25 kg zu.

tbc
 
Zuletzt bearbeitet:
Vorschriften zur Bekleidung sind doch völlig normal. Wer in einer Bank arbeitet und Kundenkontakt hat, trägt Anzug. Wer bei Firma xxx arbeitet, trägt keine Manschettenknöpfe. Wieso ist das eine gut und das andere nicht? Die meisten von uns versuchen doch instinktiv, sich dem Anlass und dem Umfeld entsprechend angemessen zu kleiden
Hier geht es aber nicht um Angemessenheit der Kleidung, sondern um innerbetriebliche Abgrenzung über sinnfreie Kleidungs-Rangstufen. Soll z.B. der Azubi dann nur einen Schuh tragen dürfen? :) Was soll das?

Gegenüber schwierigen Kunden finde ich freiwillige Selbstbeschränkung der sartorialen Auffälligkeit völlig in Ordnung. Vorgesetzte, die meinen, sie könnten ihre Mitarbeiter über "Rangabzeichen" ausgrenzen, wären dagegen beim Militär besser aufgehoben. Und in den 1950ern.

Ich selbst habe stets nach Jobs gesucht, in denen mein Stil akzeptiert wird. Bisher hat das funktioniert.
Ich glaube, das hat gar nicht so viel mit dem Stil zu tun. Ich habe nach Jobs gesucht, in denen ich akzeptiert werde. Alles andere ergibt sich dann daraus.


Ich verstehe natürlich gut, dass man mit einem gut bezahlten, sicheren Job auch inklusive solcher Späße zufrieden ist und im Zweifel dann den unteren Weg geht, es gibt nun wirklich Wichtigeres als Manschettenknöpfe. Solche Absurditäten zeigen aber, dass innerbetrieblich ganz andere Dinge schief laufen, wenn Vorgesetzte es nötig haben, so was zu veranstalten.
 
Zurück
Oben