Hallo zusammen,
ich finde man sollte zwischen einfachen "Sneakern" von den üblichen Markenherstellern und Modelabels, und zwischen "Edelsneaker" aus hochwertigem Leder und in der Stroblel-Machart hergestellt in den beiden klassischen Grundformen unterscheiden.
Die "Sneaker" von Adidas, Nike, und auch Joop, New Balance, etc. mit großen Logos sind eher Mode meiner Meinung nach. Die Qualität dieser Modesneaker für 80€ bis 150€ ist meiner Meinung nach nicht mit den wirklich hochwertigen Sportschuhen von Adidas, Nike etc. für den z.B. Lauf- oder Fussballsport, die eher 150€ bis 280€ kosten, und mit Strobelleisten vernäht und auf EVA, TPU oder Pebax Zwischensohlen verklebt sind zu vergleichen. Die Modesneaker, die man zumeist in der Freizeit ungepflegt getragen sieht, werden leider oft aus eher zweitklassigem Leder oder Mesh-Obermaterial in reiner Klebeverarbeitung gefertigt. Mit dieser "Athleisure" Mode verdienen die Markenhersteller und Modelabels sehr viel Geld, weil die Marge aufgrund der einfachen Konstruktion und günstigen Materialen billig ist, aber der Verkaufspreis aufgrund des Markennamens und Logos relativ hoch ist.
"Edelsneaker" von Santoni, Lloyd Premium 1888, etc. verwenden genauso hochwertige Oberleder wie klassische genähte Lederschuhe. Zudem sind diese "Edelsneaker" mit schlichten weißen Tassensohlen oder Zwischensohlen ausgestattet, die nach der Strobel-Machart vernäht sind, und haben als Oberleder Kalbsleder in Schwarz, Marineblau, Bordeauxrot, Brauntönen und eben Weiß. Solche Edelsneaker kosten auch 170€ und weit mehr, soviel wie gute genähte klassische Lederschuhe. Die Logos tretten in den Hintergrund und sind wie bei klassischen Lederschuhen nicht oder kaum zu sehen. Die Form ist schlicht und orientiert sich an den beiden Grundformen der Sneaker.
Die Grundform des runden Tassensohlensneaker (deutsch), "Cupsole Sneaker" (USA) oder "Plimsole Sneaker" (UK) ist seit Ende des 19Jh unverändert. Die "Converse AllStars" sind die klassischen Cupsole Sneaker, deren Form sich Converse aus UK abgeschaut hat. Dort wurde der "Plimsole" Sneaker ca. 1870 als Bademode entwickelt. Die runde Tassensohle wird mit dem Obermaterial rund um die Sohle vernäht in der Strobelmachart, wodurch der Sneaker robust und dennoch flexibel ist. Daher können solche Tassensohle auch jederzeit beim Schuhmacher durch Austausch und neue Vernähung ersetzt werden.
Die Grundform des "Runner" hat Nike aufbauend auf der damals innovativen Form von Adidas und Asics, wie dem Asics Tiger von 1965, mit Hilfe der neuen EVA-Zwischensohlen 1972 entwickelt mit einem erhöhten Fersenkeil. Diese Grundform des "Runner" ist seitdem unverändert und für alle Laufschuhe gleich. Die Zwischensohle aus EVA, oder TPU und Pebax bei leistungsorientierten Laufschuhen, ist klassische einfarbig weiß mit einfarbiger profilierter Laufsohle aus Karbongummi, zumeist in Schwarz. Das Obermaterial ist bei Edelsneaker aus hochwertigem Kalbsleder im klassischem Oxford-Schnitt und in der Strobel-Machart mit dem Strobelleisten auf der Zwischensohle vernäht und geklebt. Dadurch kann der Schuhmacher ebenfalls die Zwischensohle und Laufsohle jederzeit erneuern, weil einfach die Zwischensohle gelöst wird, und wieder verklebt und über den Strobelleisten mit dem Obermaterial vernäht wird.
Solche Edelsneaker sind so teuer wie klassische genähte Lederschuhe, weil die Strobel-Machart mit der Vernähung ebenso Handarbeit erfordert wie die Vernähung bei rahmengenähten und durchgenähten Lederschuhen.
Hier mal ein Beispiel, den ich selber gerne trage:
https://www.lloyd.com/de/de/p/walcott/20-755-01/?type=re
Rahmengenähte Edelsneaker gibt es auch und wurden in den 1990er von Santoni entworfen. Da diese Schuhe sehr teuer waren und aufgrund des breiteren Rahmens nicht die schlanke Form des Runners oder Tassensohlensneaker hatten, haben diese sich nicht wirklich durchgesetzt. Heute werden solche Sneaker noch von Cordwainer für Shoepassion hergestellt, und von Heinrich Dinkelacker, mit Preisen von 220€ bis ca. 550€. Da diese Sneaker rahmengenäht sind, sind diese noch haltbarer und langlebiger als Sneaker in der Strobel-Machart.
Beim Kauf von Edelsneakern einfach auf die rund um die Tassensohle verlaufende Storbelnaht achten. Bei Edelsneaker in der Grundform des "Runner" ist die Strobelnaht im Schuh unterhalb der Einlagesohle um den Strobelleisten rundlaufend zu sehen. Auch sollte hochwertiges Kalbsleder statt Kunstleder Verwendung finden. Je einfacher des Sohlenaufbau, desto leichter kann der Schuhmacher diese erneuern.
Komplexe Sohlenformen, auffällige Logos, bunte Färbungen und Muster haben bei "Edelsneaker" für den gehobene legere Kleidungsstil, und im modisch-sportlichen Smart Casual und Business Casual, nichts verlohren. Zudem haben solche modischen Sneaker oftmals ein Innenfutter aus Textil, was nicht so hochwertig ist wie Leder und z.B. in meinem Fall an den Zehen schnell reist. Hochwertige Ober- und Innenleder werden nurnoch bei Edelsneaker verarbeitet.
Edelsneaker werden genauso gepflegt wie klassische Lederschuhe, wobei die Zwischensohle und Tassensohle ebenso aufwendig geputzt werden müssen um stets strahlendweis zu sein. Leider pflegen die wenigsten ihre Sneaker. Mit richtig gut gepflegten Edelsneaker mit Spiegelglanzpolitur auf der Zehenkappe erhält man auch Komplimente. Zudem sehen diese zu einer schlank geschnittenen sportlichen Smart Casual oder Business Casual Bekleidung auch gut aus. Zum Anzug mit Krawatte passen diese weniger, weil der Stilbruch mit der Krawatte eher unpassend ist. Ohne Krawatte mit Einstecktuch kann man Edelsneaker wiederum tragen, falls man einen schlank geschnittenen Anzug trägt.
Da ich meine Sneaker pflege, sehen diese auch nach über 10 Jahren noch einwandfrei aus. Mein Schuhmacher tauscht beim ältesten Paar, einem Runner mit mittel- und hellbraunem glattem und rauem Oberleder, die Zwischensohle und die Laufsohle aus. Dies lohnt sich, denn das Oberleder und Innenfutter aus weichem Rauleider sind bestens erhalten und werden heute nurnoch bei Edelsneakern im Preissegment 170€ und mehr verarbeitet.
Vielleicht higlt dies in der Diskussion weiter.
herzliche Grüße
Pascal