Offtopic

Es ist ja jetzt schon so, dass Banken eine Kontrollmitteilung machen müssen wenn man € 5001,00 bar aufs eigene Konto einzahlt.
 
Ist schon süß, dass manche Politiker glauben Leute ließen sich von kriminellen Geschäften abschrecken, weil sie nicht mehr legal Bar zahlen dürfen.

Mit dem gleichen Argument könnte man auch Handys oder Autos verbieten, das ist komplett absurd. Tatsächlich geht es auch eher darum negative Zinsen und weitere bail-ins durchsetzen zu können. Hätte nur nicht gedacht, dass es so schnell geht, aber anscheinend läuft da die Zeit davon.
 
Es ist ja jetzt schon so, dass Banken eine Kontrollmitteilung machen müssen wenn man € 5001,00 bar aufs eigene Konto einzahlt.
Und das ergäbe sich woraus?

Im GWG und §§ 25g ff. KWG steht vieles drin, das aber nicht und der dort häufiger auftauchende Schwellenwert ist EUR 15.000 (ein anderer schon EUR 1.000) und Kontrollmitteilungen sind da gar nicht vorgesehen, nur Verdachtsanzeigen, die setzen aber einen Verdacht (ggf. auch nur im Sinne eines für möglich Haltens) voraus.
 
Ganz weit vorne. Man kann sich schon vorstellen wie Terroristen eine Ladung Waffen jetzt nicht mehr abnehmen können, weil sie die 10.000 EUR Kaufpreis natürlich pflichtgemäß nicht mehr Bar zahlen dürfen, rechtstreue Bürger, die sie sind - äh Moment?

Ist schon süß, dass manche Politiker glauben Leute ließen sich von kriminellen Geschäften abschrecken, weil sie nicht mehr legal Bar zahlen dürfen.

Gut Geldwäsche wird dadurch etwas erschwert, was vielleicht für zweitklassige Schutzgelderpresser einen Unterschied macht. Richtig gut organisierte Geldwäscher machen aber Sachen, wo man die Grenze für Barzahlungen eher bei 10 EUR ansiedeln müsste, um das zu erschweren.

Du hast grundsätzlich recht damit, dass man idealistisch motivierte Straftäter mit der Begrenzung des Barverkehrs nicht aufhalten wird. Dennoch halte ich das als grundsätzliches Gegenargument für nicht solide. Ganz grundsätzlich ist es rhetorisch unauffällig, aber inhaltlich schwierig, das Hauptargument gegen eine Frage des Maßes mit der Ablehnung eines Gegenpols (also dualistisch) zu führen. Im Beispiel:
Wird sich der Idealist damit aufhalten lassen? Nein (dualistisch)
Wird Geldwäsche dadurch erschwert und müssen Kunden dessen daher mehr zahlen? Wahrscheinlich (Frage des Maßes)

Die Abschaffung des 500€-Scheins ist EIN Punkt unter vielen, der Geschäfte auf dem Schwarzmarkt vielleicht nur marginal, aber dennoch erschwert. Sein volkswirtschaftlicher Nutzen ist hoch fragwürdig - er wurde lediglich als Zugeständnis an Deutschland zum Ersatz des 1000DM-Scheins eingeführt.

Die gesellschaftlich erwünschte Reduktion des Barverkehrs trägt vermutlich noch stärker zu einer Schwächung illegaler Zahlungstransaktionen bei.
Es gibt Kriminelle, die ideologisch motiviert sind, der vermutlich größere Teil nutzt es allerdings als Geschäft. Wenn Bargeld als Zahlungsmittel abnimmt, wird Geldwäsche schwieriger, d.h. die Marge sinkt und das Geschäft wird an sich weniger rentabel. Betreiber krimineller Geschäftsmodelle werden die Basis ihres Geschäfts zum Teil verlieren, die Dienstleistungen werden teurer; auch die idealistisch motivierten Straftäter sind auf die Dienstleistungen geschäftlich motivierter Straftäter angewiesen, es wird teurer (z.B. auch weil Ersatzwährungen nicht so preisstabil sind, wie staatlich garantiertes Bargeld).
 
Anstatt solche fragwürdigen Dinger durchzuboxen, die ganz unverblümt den Banken (mein Gott, dass ich 'den Banken' in einer Diskussion pauschal mal was unterstelle, eieiei) verschiedene Möglichkeiten gibt, Geld zu verdienen (es muss ja nichtmal der Negativzins sein; vielmehr gilt das auch für deutlich mehr Zahlungen via Kreditkarte etc), sollte man lieber mal die Beweislastumkehr bei größeren Summen Bargeld einführen. Wie das andere Länder seit Jahren praktizieren und seit mindestens zehn Jahren von Deutschland fordern. Weil hier das versackt und gewaschen wird, was woanders illegal erworben wurde.

Einen Waffenkauf über 10 000€ wird man so nicht verhindern. Zumal Barzahlungen unter Privatleuten nach wie vor in der Höhe unbeschränkt bleiben soll ;).
Wie dem auch sei, wenn man verdächtige Personen mit dem Geld erwischt, kann man das konfiszieren. Wenn nämlich die Terrorfinanzierung das Problem ist, dann werden keine hart schuftenden Arbeiter monatlich hundert Euro in einen IS-Fond schmeißen, von dem Waffen bezahlt werden. Das war im Zweifel Schwarzgeld.

Aber das wäre ja komplizierter als eine fiktive Grenze - um dessen Durchsetzung sich dann andere kümmern müssen, die sich das und anderes fürstlich bezahlen lassen können.
 
Bitte nicht zu emotional werden ;)

verschiedene Möglichkeiten gibt, Geld zu verdienen (es muss ja nichtmal der Negativzins sein; vielmehr gilt das auch für deutlich mehr Zahlungen via Kreditkarte etc),

Jede Kreditkartenzahlung (EC ist ja auch eine Alternative) ist billiger, als die Verwaltung von Bargeld und den damit einhergehenden Risiken ;)
 
Du hast grundsätzlich recht damit, dass man idealistisch motivierte Straftäter mit der Begrenzung des Barverkehrs nicht aufhalten wird. Dennoch halte ich das als grundsätzliches Gegenargument für nicht solide. Ganz grundsätzlich ist es rhetorisch unauffällig, aber inhaltlich schwierig, das Hauptargument gegen eine Frage des Maßes mit der Ablehnung eines Gegenpols (also dualistisch) zu führen. Im Beispiel:
Wird sich der Idealist damit aufhalten lassen? Nein (dualistisch)
Wird Geldwäsche dadurch erschwert und müssen Kunden dessen daher mehr zahlen? Wahrscheinlich (Frage des Maßes)

Die Abschaffung des 500€-Scheins ist EIN Punkt unter vielen, der Geschäfte auf dem Schwarzmarkt vielleicht nur marginal, aber dennoch erschwert. Sein volkswirtschaftlicher Nutzen ist hoch fragwürdig - er wurde lediglich als Zugeständnis an Deutschland zum Ersatz des 1000DM-Scheins eingeführt.

Die gesellschaftlich erwünschte Reduktion des Barverkehrs trägt vermutlich noch stärker zu einer Schwächung illegaler Zahlungstransaktionen bei.
Es gibt Kriminelle, die ideologisch motiviert sind, der vermutlich größere Teil nutzt es allerdings als Geschäft. Wenn Bargeld als Zahlungsmittel abnimmt, wird Geldwäsche schwieriger, d.h. die Marge sinkt und das Geschäft wird an sich weniger rentabel. Betreiber krimineller Geschäftsmodelle werden die Basis ihres Geschäfts zum Teil verlieren, die Dienstleistungen werden teurer; auch die idealistisch motivierten Straftäter sind auf die Dienstleistungen geschäftlich motivierter Straftäter angewiesen, es wird teurer (z.B. auch weil Ersatzwährungen nicht so preisstabil sind, wie staatlich garantiertes Bargeld).
Moment, bitte die Themen auseinander halten. Der volkswirtschaftliche Sinn von Bargeld ist ein Thema, und es ist volkswirtschaftlich sicher sinnvoll, Bargeld zu reduzieren. Wie bei allem, was wirtschaftlich sinnvoll ist, sollte in einer freien Wirtschaft mal abgewartet werden, ob der Markt nicht das Seine dazu tut, anstatt irgendwas zu verbieten oder abzuschaffen. Das geht natürlich nicht über Nacht, der Umfang bargeldlosen Zahlungsverkehrs nimmt aber weiter ab und es bestehen wenig Zweifel, dass er das weiter tun wird.

Dann hat Bargeld noch eine Implikation im Hinblick auf Verbrechensbekämpfung. Die geht in Wahrheit aber gar nicht um Bargeld, sondern um anonyme Geldtransfers, die grundsätzlich auch unbar möglich sind. Bargeld ist halt nur die einfachste Methode dafür. Volkswirtschaftlich sind anonyme Geldtransfers übrigens vermutlich eher nützlich, weil sie Geschäfte ermöglichen, die sonst nicht stattfänden. Beate Uhse-Läden z.B. haben m.W. auch immer noch einen erstaunlich hohen Anteil an Barzahlung, obwohl da ja nichts kriminelles gedealt wird.

Genau da sind wir aber wieder bei der alten Frage: Freiheit vs. Sicherheit. Rein zur Verbrechensbekämpfung spricht auch jede Menge für Vorratsdatenspeicherung, 24h Videoüberwachung aller öffentlichen und privaten Bereiche, routinemäßige erkennungsdienstliche Behandlung jeden Bürgers und Speicherung seines DNA-Profils etc. Das machen wir aber alles trotzdem nicht bzw. nur eingeschränkt, weil der gläserne Bürger den meisten (noch?) eine Horrorvorstellung ist.

Wenn ich mein Recht bestimmte Sachen bar zu zahlen, weil ich meine, dass es niemanden was angeht, was ich mit meinem Geld tue, einschränken lassen muss, weil man meint ein paar kriminellen Idioten Knüppel zwischen die Beine werfen zu müssen, ist das eine Frage die komplett abgelöst von der volkswirtschaftlichen Dimension zu betrachten ist. Wenn ich als homo oeconomicus meine, dass ich eine bestimmte Transaktion mit bestimmten Transaktionskosten in bar durchführen will, werde ich meine mikroöknomomisch rationalen Gründe haben. Dass Bargeld mit der Makro-Brille gar nicht sinnvoll sein mag, ist ein anderes Thema. Wenn jemand das aus sicherheitspolitischen Gründen einschränken will, soll er das sagen und dafür argumentieren. Was aber nicht akzeptabel ist, ist eine Argumentation in der Art von: "Bleibt doch mit Eurem Bürgerrechtsscheiß weg, Bargeldabschaffung ist doch volkswirtschaftlich nur gut für Euch".

In dieser Gesellschaftsordnung ist es Aufgabe des Gesetzgebers, den Markt (und den Bürger) grundsätzlich selbst entscheiden zu lassen, was sie wollen und nur da einzugreifen, wo der Markt nicht funktioniert oder andere übergeordnete Interessen (öffentliche Sicherheit und Ordnung) dies unter Beachtung der Verhältnismäßigkeit erfordern. Erfordern und nicht nur "irgendwie hilfreich erscheinen" lassen. Und volkswirtschaftlicher Sinn und Unsinn spielen dabei keine Rolle.

Das sind immer die Momente, wo ich mir dringend eine Regierungsbeteiligung der FDP oder der Grünen oder meinetwegen auch der Piraten wünsche ...

Die Sicherheitsbehörden sollten vor Freude tanzen, dass Bargeld auch so schon deutlich marginalisiert ist. Die RAF hat dieses Land auch überlebt, zu einer Zeit, wo jeder mit bündelweise Bargeld rumlief, ganz Exaltierte mal einen Eurocheque gezückt haben und der Jet-Set sich damals durch die Inhaberschaft der grünen Amex definiert hat.
 
Zuletzt bearbeitet:
Bitte nicht zu emotional werden ;)







Jede Kreditkartenzahlung (EC ist ja auch eine Alternative) ist billiger, als die Verwaltung von Bargeld und den damit einhergehenden Risiken ;)


Hm, war das zu emotional? Kam mir nicht so vor... ;).

Wie dem auch sei: Die Kreditkartengebühren wären ja nur eine Möglichkeit, zu verdienen. Banken sind bei sowas ja immer erfinderisch.
Die Verwaltung von Bargeld wird ja auch auf die Endabnehmer und Händler umgelegt.
Und wer legt die Hand dafür ins Feuer, dass die Gebühren so niedrig bleiben, wenn es demnächst nur noch Überweisung und Kreditkarte gibt?
 
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