Man sollte bedenken, dass diese Regeln oftmals auch einen Code darstellen in dem sich Gesellschaftsgruppen unterscheiden (wollen) und [sie sind] damit ein Instrument der Ausgrenzung.
Diesen Punkt würde ich gerne noch vertiefen, da ich ihn für wichtig halte. Kleidung war und ist einer der wichtigsten, wenn nicht der wichtigste Code, um sozialen Status bzw. soziale Zugehörigkeit zu kommunizieren.
Die Geschichte des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit verdeutlicht dies in besonderer Weise, wenn man die vielerorts verbreiteten Erlasse, Verordnungen und Gesetze betrachtet, die haargenau festlegen, was ein Mitglied eines bestimmten Standes tragen darf.
Oftmals versuchten Mitglieder des reichen, gehobenen Bürgertums sich durch ihre Kleidung dem Adelsstand anzunähern. Mitglieder des weniger Begüterten Bürgertums wiederum versuchten über Kleidung reicher und bedeutender auszusehen und sich dem gehobenen Bürgertum anzunähern. Was folgte war quasi ein dresscodetechnisches Wettrüsten, infolgedessen der finanzielle Ruin ganzer Familien nur über oben genannte Verbote nicht standesgemäßer Kleidung verhindert werden konnte.
Auch dies ist vielerorts allerdings nicht gelungen (jedenfalls wird der Umstand, dass derartige Verordnungen in regelmäßigen Abständen erneut erlassen wurden, so interpretiert).
Auch heute noch wird soziale Zugehörigkeit und eben auch Nicht-Zugehörigkeit zu einem großen Teil über Kleidung definiert, wie der Blick auf jede beliebige Subkultur zeigt. Als Selbstexperiment für die Studenten unter ihnen eignet sich der Besuch einer Mensa oder Cafeteria einer anderen Studienrichtung (Soziologie und Jura ist ein unterhaltsames aufeinander treffen unterschiedlicher (Kleidungs-)Kulturen).
Da ich nicht weiß, inwiefern es sich für einen Neuling gehört, seine aus dem oben dargelegten Schlüsse bereits hier beizutragen (zumal der ein oder andere sie als Provokation auffassen könnte), möchte ich es erst ein Mal hierbei belassen und hoffe, dass das Beigesteuerte auf Interesse stößt.
Mit freundlichem Gruß,
Jazznow