Meine Erfahrung mag ja auf mein Umfeld begrenzt sein, aber die Krawatte bei einem Anzug im Geschäftsumfeld wegzulassen ist für mich gerade ein klassisches stummes Protestsignal von jemandem, dem der Anzug aufgezwungen wurde. Man verzichtet hier doch ohne Not auf ein optisches und haptisches Vergnügen bei der Anwendung eleganter Herrenbekleidung zugunsten der Message eines vermeintlichen Nonkonformismus. Das klingt für mich nicht wirklich nach hedonistischem Ausleben der eigenen sartorialen Vorlieben.Ich glaube kaum das eine Jeanshose für alle "richtigen" Anzugsträger (also jemand der nicht nur Anzüge trägt weil es das Arbeitsumfeld vorschreibt) eine ernsthafte Alternative bietet ....
Mir fällt kein ästhetisches Argument ein, warum jemand freiwillig einen Anzug trägt (was ich gelegentlich tue) und dann ein wesentliches gestalterisches Element weg lässt
Und mal so nebenbei, vor 50 Jahren hätte man noch gesagt: "Mir ist nicht klar wie man einen Anzug ohne Weste tragen kann." - Und heute sieht man unter 100 Anzugträgern vlt. 2-3 mit Weste. Sowas nennt sich Entwicklung.
Es könnte natürlich auch an der zunehmenden Verbreitung von gut beheizten Büroinnenräumen liegen die vor 50 Jahre noch nicht so üblich waren.
Leonard.Ich trage sehr gerne Krawatten. Und mit meinen grad mal 33Jährchen gehöre ich auch zu einer Minderheit die sich gerne eine Leonard Krawatte um den Hals wickelndas allein dürfte ein Zeichen dafür sein das ich mit Freude diese Art von Beiwerk trage.
Was für ein Zwang? Derselbe böse Zwang, der uns die superweichen Sneakers zum Anzug verbietet und diese langweiligen, kalbsledernen Cap-Toe Oxfords tragen lässt? Womöglich noch mit Schnürsenkeln?Mich stört also nicht das Tragen, sondern der Zwang
Den Gentleman an sich gibt es heute genauso wie früher und vermutlich auch in etwa gleicher Kopfstärke. Er wird nur in der öffentlichen Wahrnehmung verdeckt von Armeen von fantasielosen Mittelklässlern und Aufsteigern, die sich gelegentlich als Gentleman verkleiden, indem sie ausgewählte Bekleidungsbilder kopieren, ohne sich die Mühe zu geben, ein eigenes Verständnis für die Gesamtästhetik aufzubringen. Es reicht in ihrem Umfeld der gleich Denkenden, wenn es im Groben so aussieht als ob.Den Gentleman an sich gibt es heute so gut wie auch nicht mehr, damit sollte man auch mal abschließen können. Eine tollt Sache war das. War
Beides sind pseudo-legere Veränderungen des ursprünglich intendierten Anzug-Outfits, die in der freien Wildbahn schon gesichtet wurden. Die beabsichtigte Wirkung ist ähnlich, das sehe ich schon parallel.Na na,
Zwischen etwas weglassen und etwas unpassendes dazunehmen/austauschen sollte doch noch unterschieden werden! Aber netter Versuch
Selbst wenn es so wäre (was ich ehrlich gesagt beides weitgehend aus der Luft gegriffen finde), was sagt das denn zum Thema aus? Machen wir jetzt Ästhetik per Mehrheitsentscheid auf der Straße? Ich fürchte, da würden noch ganz andere im Forum liebgewordene Dinge dran glauben müssen.Interessanter Weise sind viele Verfechter der Krawatte jene die das restliche Regelwerk selbst oft außer Kraft setzen
Dafür sind jene, das zeigen zumindest meine Beobachtungen im Berufsleben gehobener Herrenmode, die diesen "Rest" leben und pflegen auch mal ohne Krawatte unterwegs (weil sie ja noch genügend weitere Indikatoren haben?!?).
Ich spreche der Krawatte nicht mehr Bedeutung zu als dem Anzug. Aber auch nicht weniger.In einer modisch fragwürdigen Welt da draußen ist die Krawatte wohl das letzte gängige Überbleibsel vom Beiwerk, daher wird ihr mehr eben mehr Bedeutung zugesprochen.... Das ist normal
Machen wir jetzt Ästhetik per Mehrheitsentscheid auf der Straße?