Guten Morgen,
wir haben leider aber auch eine Menge Mitmenschen, mit denen genau das nicht möglich ist. Um dieses Menschen zu ernähren, müßten wir eben auch Jobs mit "banalen Tätigkeiten" haben.
Jein: Ja es gibt Arbeitslose in Deutschland, aktuell ca. 2,8 Mio. und die amtliche Statistik untertreibt, weil sie faktische Arbeitslosigkeit aus der Statistik getrieben hat. Umgekehrt sind ca. 440.000 offene Stellen gemeldet. Als Langzeitarbeitslos werden ca. 1 Mio. Menschen betrachtet. Erfreulicherweise sind wir von Massenarbeitslosigkeit deutlich weiter weg als vor 20-30 Jahren und große Beschäftigungsprogramme braucht es nicht. Trotzdem wäre Vollbeschäftigung natürlich toll.
Dann stellen wir uns aber mal vor, dass man jetzt mit 1 Million Leute eine Textilindustrie aufbaut (spielen wir mal Planwirtschaft!). Dann produzieren wir also einen Haufen Textilien, die wir nicht mehr aus Polen, China etc. importieren. Das führt dazu, dass weniger Geldströme aus Importen in diese Länder gehen. Dies führt dazu, dass diese ihrerseits nachhaltig weniger Geld im Ausland ausgeben können und das führt wiederum zu einer Verminderung von Exporten aus Deutschland heraus, der Maschinenbauer um die Ecke wird also weniger ins Ausland verkaufen können und am Ende wird dann dessen Belegschaft arbeitslos.
Das ist natürlich alles sehr modellhaft und schematisiert und in Wirklichkeit viel komplizierter, da die Kapitalströme realistischerweise natürlich über Eck laufen etc. Nicht umsonst beschäftigt sich eine ganze wissenschaftliche Disziplin damit, aber was man sehen muss:
- Import- und Export sind auf lange Sicht ein "zero sum game" (und wenn es über Pleiten von hochverschuldeten Ländern geht).
- Man positioniert sich wirtschaftlich am besten, wenn man versucht seinen sog. komparativen Vorteil zu nutzen (d.h. das zu tun, was man am besten kann, auch wenn andere es noch besser können). Das wirkliche Leben zeigt, dass der komparative Vorteil deutscher Werktätiger im Allgemeinen offensichtlich nicht in der Herstellung von Textilien, sondern von anderen Dingen liegt.
- Es kann natürlich sein, dass der komparative Vorteil der Belegschaft von Herrn Grupp und aller deutscher Langzeitarbeitsloser in der Herstellung von Textilien liegt. Dann sind ersteres optimal eingesetzte Ressourcen und letztere sollte man sofort in eine Textilfabrik kriegen. Da dieses Land aber mit seinen Standortfaktoren sonst keine signifikant leistungsfähige Textilindustrie mehr hat, spricht einiges dagegen, dass dies die Ausnahme von der Regel sein könnte.
Es mag daher charmant sein, zu glauben, dass man die inländische Arbeitslosigkeit durch Vermeidung von Textilimporten lösen kann und das sieht auch erstmal nach einer super Lösung aus. Es richtet aber evtl. mehr Schaden an als es nützt und es ist wahrscheinlich volkswirtschaftlich besser, eine andere Beschäftigung für die Arbeitslosen zu finden (und vielleicht auch die Belegschaft von Trigema).
Grundsätzlich halte ich es aber für wichtig, zu erkennen, dass diese deutsch=gut, ausländisch=schlecht tumbe Ideologie ist, die in der Menschheitsgeschichte erfreulicherweise auf dem Rückzug ist. Was einen übrigens umgekehrt nicht dazu verleiten sollte, das umgekehrte anzunehmen. Nachhaltigkeitsaspekte sind wichtig, das Herstellungsland ist aber keiner.