Meta: Warum sind Uhren für Männer so wichtig?

Niels Holdorf

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Uhren sind für Männer so wichtig wie kein anderes Accessoire, nichts wird mehr und aufwändiger beworben, für nichts mehr Geld ausgegeben (ich rede von am Mann getragenen Gegenständen). Warum ist das so?

Ein paar offensichtliche Faktoren:
  • Männer tragen nicht viel Schmuck, daher können sie alle Aufmerksamkeit und Energie auf Uhren konzentrieren
  • Uhren sind etablierte Statussymbole, mit der man wie mit Autos Status und Geld (manchmal auch Geschmack) signalisieren kann (dieser Punkt zieht eigentlich nur die Frage nach sich, wie es zu diesem etablierten Status kam)
  • Uhren sind technisch aufwändig, befriedigen den Spieltrieb (Modelleisenbahn am Arm)
Das fällt mir so auf die Schnelle ein, erschöpfend ist das Thema damit sicher nicht behandelt. Ich bin gespannt auf eure Beiträge!
 
Diese drei Punkte hätte auch ich angeführt.
Bei mir kommt noch folgender hinzu: Da ich berufsbedingt auf die entsprechende Arbeitskleidung angewiesen bin, komme ich nur sehr selten dazu, schöne, mehr oder weniger maßgeschneiderte, Anzüge und Schuhe zu tragen. Eine Uhr kann ich dauernd am Arm haben und mich an ihr erfreuen. Außerdem benötigt sie bei Nichtgebrauch nicht sehr viel Stauraum, der bei mir inzwischen schon langsam knapp wird (wozu braucht meine Frau auch soviel Schuhe?;)).
 
Wenn Männer sich für etwas interessieren, was offensichtlich vorwiegend die eigene Eitelkeit befriedigt, muss dabei noch Technik oder der Aspekt der sozialen Distinktion im Spiel sein, damit die Eitelkeit vordergründig nicht als solche erkannt wird. Deswegen ist die Uhr ein ideales Objekt dafür. Eigentlich geht es für die meisten Träger, die mechanische Uhren eben nicht als Hobby betreiben, nur um ursprünglich feminin konnotierten Bling-Bling am Arm, aber es wird dennoch maskulin kommunizierbar über den Umweg des handwerklich-mechanischen Aufwands und des sozialen Rangabzeichens.

Das erklärt für mich das Paradoxon, dass es meiner Erfahrung nach (Uhren sind schon länger eines meiner Hobbys) nennenswert viele Männer gibt, die viel Geld in mechanische Uhren stecken, aber bei den anderen Äußerlichkeiten inkl. sartorialer Aspekte beträchtliche Defizite aufweisen. Auf Kleidung/Haarschnitt etc. sind diese Tarnmechanismen persönlicher Eitelkeit nun mal nicht anwendbar (wobei Schuhe da schon ein Schnittmengenthema sind, solange es um Echte-Kerle-Schuhe à la Red Wing mit hohem Superheldennutzwert geht :)).
 
Vielleicht ist dies auch ein Geniestreich von Marketing: Die Uhr wurde irgendwann mal erfolgreich als männliches Objekt vermarktet und die Masse hat reagiert und dies angenommen.
 
Ausdruck des Spieltriebes

Wie schon eingangs von Nils erwähnt , stellt die Uhr sicherlich das einzige Schmuckstück (neben dem Ehering) dar, dass ein Mann jederzeit tragen kann. Technikbegeisterte Männer können sich zu allen möglichen mechanischen Spielereien ("Komplikationen") hinreißen lassen, ich selbst nehme meine Chronographen am häufigsten zum Stoppen der Zeit fürs Frühstücksei oder die Nudeln her.
Spartaner werden bemängeln, dass so ein im 4-5 stelligen Eurobereich angesiedeltes Zeiteisen auch nur die Uhrzeit anzeigt. Jede Nickel- oder Plastikuhr, die zu Bausparverträgen oder für sonstige Werbezwecke abgegeben wird, den gleichen Zweck erfüllt. Als Infizierter (im uhrologischen Sinne) habe ich natürlich meherere Uhren für alle möglichen Situationen, eine Einheitsuhr, die alle Lebensbereiche abdecken würde, habe ich noch nicht gefunden bzw. wollte ich noch nicht finden, denn diese unterschiedlichen mechanischen Werke jenachdem ob Dreizeiger, Chronograph, Großdatum, etc. sind faszinierend.
 
Ich protestiere. nicht allen Männern.
Mir sind Uhren nicht wichtig.
Das letzte Mal hab ich 1979 oder 1980 eine getragen.

geht mir seit ca. einem Jahr auch so ... das Stahlband meiner Uhr ist zu klein geworden und ich kann die Zusatzglieder, die irgendwo rumliegen müssten (und sauteuer sind), partout nicht finden .... also habe ich zunächst ad interim auf das Uhrentragen verzichtet ... gefehlt hat mir das Ding bisher nicht (obwohl mir die mittlerweile 20jährige Uhr nach wie vor super gefällt) - die Zeit kann ich auch am Mobiltelefon, Computer, etc. ablesen und erst noch genauer ....
 
Gutes Beispiel an meiner Person: Ich spare mehr schlecht als recht auf eine Jaeger LeCoultre Reverso. Aber nicht wegen dem Werk, sondern weil ich Polo spiele und den historischen Hintergrund der Uhr mag. Von mir aus könnte das auch ein Quartz Wecker sein... Das Kaliber usw. ist MIR völlig egal.
 
Uhren sind täglich und ständig im Blickfeld und reflektieren eines unserer kostbarsten Güter: Zeit. Daher kein Wunder, daß sie im Brennpunkt der Begierde stehen und daß seitens der Industrie mit Technik, Material und Design bis zur Unendlichkeit entwickelt, herumexperimentiert und stilisiert wird.

Gruß
Armin
 
Wie im Eingangspost bereits dargelegt, ist die Auswahl an (tragbarem und anerkanntem) Schmuck für Männer stark limitiert und historisch in jüngster Vergangenheit stark durch Funktionalität geprägt.

Auch wenn eine mechanische Uhr objektiv heutzutage nicht mehr nötig ist, ist sie dennoch ein anerkanntes Schmuckstück, welches ein schönes Outfit komplettieren kann.

Für mich persönlich kommt noch die Faszination an der Technik hinzu, da wir in meinem Elternhaus eine Vielzahl an mechanischen Stand- und Hängeuhren hatten, welche teils offen gearbeitet waren und einen Einblick gewährten. Angetrieben durch eine aufziehbare Feder oder einfach durch Gewichte, welche den Antrieb vorgaben.

Desweiteren natürlich der Prestigegedanke, aber auch das erfreuen an der handwerklichen Kunst, welche bei einem handgefertigtem Manufakturwerk dahinter steckt (aber bei Einstiegsmodellen in die Oberklasse wie Rolex und co natürlich noch lange nicht gegeben ist).

Die meisten wirklich hochpreisigen Modelle werden so gut wie nie erkannt, wem es um das reine Prestige geht, der ist mit den großen Massenherstellern (Rolex, Omega und co.) besser bedient.

Objektiv tut auch eine eine Quarz Uhr bis 200€ ihren Dienst und die kann auch optisch mit den "großen" mithalten.

Mich persönlich reizt auch immer noch die Speedy aufgrund Ihrer Historie und weil ich Raumfahrtinteressiert bin, das ist wieder ein anderer Aspekt. Hier könnte es natürlich auch eine deutlich günstigere Sturmanskie Gagarin sein (bei der mir wiederum die Optik nicht so gefällt).
 
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