Messerschmiede NESMUK Erfahrungen

Meine Herren,

wie ich Sie beide verstehe, sind Sie doch gar nicht soweit auseinander. Sie betrachten nur unterschiedlich. Eins ist allen klar: Schleifen will gelernt sein. Sushi-Meister lernen dies jahrelang, ich brauche dafür vielleicht ein Jahrzehnt. Lernen könnte ich es nur nicht auf einem groben Gerät.
Einigkeit auch bei der Körnung. Eine 800er Körnung ist schon was, eben nach der eigenen Erwartungshaltung.
Mit dieser Grobheit würde Herr D. nur leider sein Messer ruinieren; wäre dies nicht so, gehörte Herr D. ob der Vernachlässigung und des längst Zerstörten abgestraft.

Meine alltäglichen Chroma schleife ich auf 1000. Reicht. Gebrauchsschärfe eben. Die Guten nicht. Sie erhalten auf 6000 ein Finish und werden abschließend mit 8000 poliert.
Natursteine würde ggf. auch nehmen. Das ist dann auch ein Ausdruck von Passion und eine gewisse Hingabe. Finde ich nicht nur gut, sondern verdient auch seine Anerkennung.
Die 800er hat vielleicht einfach nur das Ziel im Auge und will es schnell erledigt wissen. Ebenso gut, und einfach andere Prioritäten.

Beste Grüße,
S. Schneider

PS: Zur Veranschaulichung habe ich noch folgende Seite gefunden: Messer Machen. Hier gibt es auch mal Unterschiede zu sehen :)
 
Mit den letzten beiden Sätzen kann ich leben.
Man kauft sich ja auch keinen Porsche um nur 120km/h zu fahren.

Bei den Messern versuche ich dann halt auch das Maximum an Schärfe herauszuholen, in wieweit das im täglichen Gebrauch Sinn macht, sei mal dahingestellt.
Aber die maximale Schärfe bekomme ich mit einem 800er Stein eben nicht hin.
 
Ich finde diese "übertriebenen" Herangehensweisen immer bewundernswert.
Ich würde das in vielen Bereichen nicht so machen, weil es mir zu viel Aufwand wäre. Diese Leidenschaft kann ich bei vielen Dingen, die mich persönlich weniger interessieren, nicht aufbringen.

Ich finde es aber immer wieder gut, wie manche Leute ein Hobby bis zum Perfektionismus ausreizen, sich mit der Thematik beschäftigen und Freude daran haben.

Jeder hat doch seine Verrücktheiten und Macken, die machen die Persönlichkeit doch aus.

Also, weitermachen mit Heißgetränken, Messern, Grillfleisch, Wein sammeln und den anderen schönen, bereichernden und nicht zwangsläufig Sinn machenden Hobbys.
 
[...]
Auch da halte ich dagegen. Das gelingt mir mit meinen einfachen, aber guten Kohlenstoffstahlmessern, die auf einem 800er geschärft wurden und an einem Wetzstahl abgezogen wurden, ebenfalls.[...]

Werden die Messer auf einen 800er Synthetischen oder Naturstein geschärft?
Beziehen sich die Körnungsangaben auf japanischer Norm (JIS) FEPA (Europa) oder ANSI (USA)?

-Andreas
 
Ahja, die Schönheit des Schleifens. Nicht-Messerliebenden Menschen wird es unbegreiflich bleiben warum man daraus so ein Ritual machen kann, aber um es für dieses Forum zu übersetzten: Es ist die Schuhpflege der Messerwelt :D

Nun habe ich weit mehr gute Messer als Schuhe, und auch eine reiche Auswahl an Schleifmaterialien. Daher klinke ich mich da mal ein:

WENN ich denn mal Zeit und Lust habe es schleiftechnisch so richtig krachen zu lassen, dann nehme ich wahlweise Belgische Brocken, Arkansas Steine oder synthetische Japaner der Körnungen 400, 1000, 4000, 12.000 - das ist dann ein langer und entspannter Nachmittag ;)

Im Alltag steht der Spyderco Sharpmaker mit allen verfügbaren Stäben bereit, also auch mit den Diamond Rods für die grobe Reparatur oder den Grundschliff, und den Ultra-Fine Rods. Dazu ein Leder mit zweierlei Pasten. Da rasiert auch jedes Messer, es dauert keine 2 Minuten um eines meiner Messer "aufzufrischen", und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Ja, die Politur mit den Steinen macht noch schärfer, und ja, ich habe mir das auch schon unter dem Mikroskop angeschaut. Aber die extrem fein ausgeschliffenen und polierten Klingen halten eben jene Maximalschärfe nicht lange, und sind sehr schnell auf dem Niveau das man mit meinem Alltagssetup erreichen kann. Daher zelebriere ich meine Wassersteinsessions gerne, aber selten, und habe dennoch immer rasierscharfe Koch- und Taschenmesser.
 
Hi Woz,
wie genau muss ich mir das Prozedere mit dem Sharpmaker und den Riemen vorstellen? Welche Aufsätze sind wofür?
VG Chris
 
Hallo!

Der Sharpmaker ist ein Schärfsystem des Herstellers Spyderco. Er besteht aus einem Plastiksockel mit mehreren Halterungen für die Stäbe, zwei Messingstäben als Handschutz, zwei braunen dreieckigen Keramikstäben und zwei weißen, sowie dem Deckel des Systems.

Die dreieckigen Stäbe kann man an der Oberseite wahlweise in Halterungen für 30 oder 40 Grad Gesamtwinkel stecken. 30 Grad ergeben eine sehr scharfe Schneide, 40 eine immer noch scharfe, aber robustere. Jeder Stein wird erst einer der Breitseiten genutzt, dann an der Kante die etwas feiner ist. Also erst braun, dann braun Kante, dann weiß, dann weiß Kante. Die Stäbe sind fixiert, man "schneidet" mit einer geraden Schneidebewegung daran entlang. Dadurch kann auch jeder Laie den Winkel einhalten und man hat schnell Erfolgserlebnisse. Ein paar mal pro Seite runterziehen, Stab wechseln, usw. Am Ende steht ein sehr scharfes Messer ohne viel Aufwand.
Das Ergebnis ist sehr gut, weshalb der Sharpmaker eines der bekanntesten und beliebtesten Systeme in der Messer-Fan Szene darstellt.

Im Zubehör gibt es zudem grobe Diamantstäbe für den Vorschliff bereits sehr stumpfer Messer, und extrafeine Stäbe für die Politur. Damit wäre das System vom Grundschliff bis zum Feinabzug geeignet, Standard ist nur der alltägliche Nachschliff.

Besonderheit des Sharpmaker ist, dass neben glatten Messern auch Wellenschliffmesser, Scheren, Werkzeuge, Dartpfeile, Angelhaken etc schärfbar sind. Damit ist man gut ausgerüstet für alle Zwecke.

In der Anschaffung ist das System nicht ganz billig, aber ich habe meinen Sharpmaker nun seit 7 Jahren und immer noch die ersten Stäbe im Einsatz, und das als Sammler der regelmäßig schärft. Bei "normalen" Nutzern hält der wohl ein Leben lang.
 
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