Mein Chef und ich...

Die Funktion einer Unternehmensberatung besteht im Regelfall nicht darin, das Unternehmen zu beraten, sondern die geplanten Massenkündigungen zu rechtfertigen.

Das ist natürlich Unsinn.

Unternehmensberatungen erfüllen im wesentlich zwei Punkte:
- Sie kompensieren Ressourcenengpässe. Dies betrifft insbesondere Tätigkeiten, die nicht regelmässig durchgeführt werden, bspw. grössere IT- oder Reorganisationsmassnahmen oder Strategieprojekte. In Unternehmen ist die Personaldecke heutzutage so straff, dass für so etwas üblicherweise nicht ausreichend eigene Leute verfügbar sind.
- Sie bringen spezifisches Wissen mit. Aus dem o.g. Grund ist es oft nicht sinnvoll, Wissen vorzuhalten, das man nur sporadisch braucht. Also kauft man es bei Bedarf ein. So macht man es ja auch mit dem Architekten, wenn man die Lagerhalle ausbauen will.

Es gibt in der Branche m.E. auch nicht mehr schwarze Schafe und Deppen als anderswo auch.

Allerdings tauchen Berater auch nicht einfach irgendwo auf und entlassen Leute, sondern sie werden eingekauft und beauftragt. Wenn ein Unternehmen blind irgendwen einkauft, okay, sollte man nicht tun. Wenn ein Unternehmen nur bereit ist, Tagessätze für unerfahrene Junioren zu bezahlen, dann wird es auch nur ebensolche bekommen. Es steht jedem Unternehmen völlig frei, auf bestimmten Anforderungen zu bestehen und sich die Leute vorher anzusehen.

Desweiteren haben Berater einen spezifischen Auftrag, der i.d.R. nicht darin besteht, beste Freunde mit der Belegschaft zu werden. Es klingt hart, aber es ist so: Einer der Vorteile von externen Beratern ist, dass sie nicht bis zur Rente mit den Menschen in dem Unternehmen zusammenarbeiten müssen. Das ermöglicht auch mal klare Worte zu sprechen und undiplomatisch zu sein.

Wer glaubt, man könnte als Berater mal eben so einen Auftrag kriegen und die Unternehmen warten nur darauf, einem Geld nachzuwerfen, der soll's mal versuchen... da hat sich schon so mancher gewundert.

Zum Thema Kleidung: Es ist oft ein Spagat zwischen verbindlicher Seriosität und Anpassung an die Gegebenheiten beim Auftraggeber. Aus diesem Grund scheiden allzu exzentrische Outfits i.d.R. Regel aus. Die typische Businessuniform (dunkler Anzug mit weissem oder blauem Hemd) ist da im Zweifelsfall nicht verkehrt, aber es gibt genügend Spielraum. Ich freue mich jedenfalls, einen Beruf zu haben, in dem ich täglich Anzug oder Kombination tragen kann. Die strikten Regeln wie bei McK sind sowieso weitestgehend Vergangenheit.

Herzliche Grüsse,
malte71
 
Unternehmensberatungen erfüllen im wesentlich zwei Punkte:
- Sie kompensieren Ressourcenengpässe. Dies betrifft insbesondere Tätigkeiten, die nicht regelmässig durchgeführt werden, bspw. grössere IT- oder Reorganisationsmassnahmen oder Strategieprojekte. In Unternehmen ist die Personaldecke heutzutage so straff, dass für so etwas üblicherweise nicht ausreichend eigene Leute verfügbar sind.
- Sie bringen spezifisches Wissen mit. Aus dem o.g. Grund ist es oft nicht sinnvoll, Wissen vorzuhalten, das man nur sporadisch braucht. Also kauft man es bei Bedarf ein. So macht man es ja auch mit dem Architekten, wenn man die Lagerhalle ausbauen will.

Es gibt in der Branche m.E. auch nicht mehr schwarze Schafe und Deppen als anderswo auch.

Allerdings tauchen Berater auch nicht einfach irgendwo auf und entlassen Leute, sondern sie werden eingekauft und beauftragt. Wenn ein Unternehmen blind irgendwen einkauft, okay, sollte man nicht tun. Wenn ein Unternehmen nur bereit ist, Tagessätze für unerfahrene Junioren zu bezahlen, dann wird es auch nur ebensolche bekommen. Es steht jedem Unternehmen völlig frei, auf bestimmten Anforderungen zu bestehen und sich die Leute vorher anzusehen.

Desweiteren haben Berater einen spezifischen Auftrag, der i.d.R. nicht darin besteht, beste Freunde mit der Belegschaft zu werden. Es klingt hart, aber es ist so: Einer der Vorteile von externen Beratern ist, dass sie nicht bis zur Rente mit den Menschen in dem Unternehmen zusammenarbeiten müssen. Das ermöglicht auch mal klare Worte zu sprechen und undiplomatisch zu sein.

Danke - hier scheint jemand zu schreiben, der das Geschäft aus erster Hand kennt und nicht nur von irgendwelchen Horrorszenarien, die im Kollegenkreis gerne mal erzählt werden, weil irgend jemand mal ein paar Leute im dunklen Anzug auf dem Flur gesehen hat und dann wurde die Fabrik geschlossen.

Zur (OffTopic-)Diskussion möchte ich außerdem noch hinzufügen, dass die Persönlichkeit des Beraters im Hintergrund zu bleiben hat, wenn es sich um Angestellte eines Beratungsunternehmens handelt. Schon deshalb, weil der Kunde oftmals eben nicht die Persönlichkeiten auswählt, die bei ihm ins Haus kommen, sondern ein personenunspezifisches Beratungspaket beauftragt. Wer dann konkret am ersten Tag auf der Matte steht, steht bei der Beauftragung noch gar nicht fest. Das Beratungsunternehmen hat deshalb ein Interesse daran, dass die Berater (v.a. die Junioren) entsprechend gleichförmig und unauffällig auftreten und ihre (zweifellos vorhandene) Individualität nicht vom ersten Tag an in den Vordergrund stellen.

Wer glaubt, man könnte als Berater mal eben so einen Auftrag kriegen und die Unternehmen warten nur darauf, einem Geld nachzuwerfen, der soll's mal versuchen... da hat sich schon so mancher gewundert.

Oh ja - und wer mal daran beteiligt war, wie so ein Beratungsumfang durch den Kunden mit hohem Druck preislich nachverhandelt wird, dessen Welt rückt wieder gerade.
 
Das ist natürlich Unsinn.

Unternehmensberatungen erfüllen im wesentlich zwei Punkte:
- Sie kompensieren Ressourcenengpässe. Dies betrifft insbesondere Tätigkeiten, die nicht regelmässig durchgeführt werden, bspw. grössere IT- oder Reorganisationsmassnahmen oder Strategieprojekte. In Unternehmen ist die Personaldecke heutzutage so straff, dass für so etwas üblicherweise nicht ausreichend eigene Leute verfügbar sind.
- Sie bringen spezifisches Wissen mit. Aus dem o.g. Grund ist es oft nicht sinnvoll, Wissen vorzuhalten, das man nur sporadisch braucht. Also kauft man es bei Bedarf ein. So macht man es ja auch mit dem Architekten, wenn man die Lagerhalle ausbauen will.

Es gibt in der Branche m.E. auch nicht mehr schwarze Schafe und Deppen als anderswo auch.

Allerdings tauchen Berater auch nicht einfach irgendwo auf und entlassen Leute, sondern sie werden eingekauft und beauftragt. Wenn ein Unternehmen blind irgendwen einkauft, okay, sollte man nicht tun. Wenn ein Unternehmen nur bereit ist, Tagessätze für unerfahrene Junioren zu bezahlen, dann wird es auch nur ebensolche bekommen. Es steht jedem Unternehmen völlig frei, auf bestimmten Anforderungen zu bestehen und sich die Leute vorher anzusehen.

Desweiteren haben Berater einen spezifischen Auftrag, der i.d.R. nicht darin besteht, beste Freunde mit der Belegschaft zu werden. Es klingt hart, aber es ist so: Einer der Vorteile von externen Beratern ist, dass sie nicht bis zur Rente mit den Menschen in dem Unternehmen zusammenarbeiten müssen. Das ermöglicht auch mal klare Worte zu sprechen und undiplomatisch zu sein.

Wer glaubt, man könnte als Berater mal eben so einen Auftrag kriegen und die Unternehmen warten nur darauf, einem Geld nachzuwerfen, der soll's mal versuchen... da hat sich schon so mancher gewundert.

Zum Thema Kleidung: Es ist oft ein Spagat zwischen verbindlicher Seriosität und Anpassung an die Gegebenheiten beim Auftraggeber. Aus diesem Grund scheiden allzu exzentrische Outfits i.d.R. Regel aus. Die typische Businessuniform (dunkler Anzug mit weissem oder blauem Hemd) ist da im Zweifelsfall nicht verkehrt, aber es gibt genügend Spielraum. Ich freue mich jedenfalls, einen Beruf zu haben, in dem ich täglich Anzug oder Kombination tragen kann. Die strikten Regeln wie bei McK sind sowieso weitestgehend Vergangenheit.

Herzliche Grüsse,
malte71

vielen Dank für Deine ausfühliche Antwort. Was Du über die IT Spezialisten geschrieben hast, kann ich bestätigen. Durch meine Frau habe ich sehr viele, hochspezialisierte IT Fachleute kennengelert. Diese haben auch Auftragsarbeiten für andere Firmen (Mercedes, Bosch usw.) angenommen. Viele von denen hatten bunte Haare, Piercings und kein einziger trug bei der Arbeit Anzug. Niemand, auch der jeweilige Kunde hat sich je daran gestört, weil es nur um den Auftrag ging und im Unternehmen diese Stellen, verständlicherweise nicht dauerhaft besetzt waren und werden. Genauso wie der von Dir erwähnte Architekt wird sich jedes Unternehmen für solche Spezialaufgaben immer Hilfe von außen einkaufen und dagegen ist auch nichts zu sagen.

Mir geht es in meiner, sagen wir skeptischen Haltung, um den reinen Unternehmensberater (Neudeutsch Consultant). Ich komme aus einer Zeit, als man seinen Beruf noch von der Pieke auf gelernt hat. Etwa so: Ausbildung zum Koch oder Kellner, weitere Lehrjahre im 3 Sterne Restaurant, Auslandserfahrung, Oberkellner / Chefkoch, F&B Manager, weitere Stationen im Ausland bis hin zum Hoteldirektor. Dies bitte jetzt nicht auf die Gastronomie alleine beschränken. Ein Direktor, der diesen Weg gegangen ist, kennt jeden Winkel in seinen Betrieben. Was will ein (im schlimmsten Fall junior) Consultant dem erzählen?

Wenn ein Unternehmen eine Armee von Managern beschäftigt und sich für die reine Unternehmensstrategie (hier sind die oben genannten Sonderaufgaben, wie IT, natürlich ausgenommen) eine Beratungsfirma einkauft, dann ist das toll für die Berater, aber in meinen Augen hat das Unternehmen einfach die falschen Manager. Heute heisst ja jeder irgendwie Manager, aber nicht jeder ist ein Manager.

Und wenn die Strategie von Beratungsunternehmen die ist, möglichst unauffällig sprich austauschbar aufzutreten, dann halte ich das auch für überholt. Heutzutage nimmt man Menschen mit, man holt sie ins Boot, kommuniziert offen und mit den Menschen, nicht über sie. Menschen sind keine Spalten in einer Excel Tabelle und auch kein "Human Kapital" (was für ein sch*** Wort). Wenn eine Firma zur Optimierung der Arbeitsabläufe Hilfe von außen braucht, dann liegen die Problem mMn deutlich tiefer.

Mir ist aber klar, dass die Welt so nicht funtioniert. Deshalb rauche ich jetzt eine, setze meine rosa Brille wieder auf und träume mich ins Wunderland. Dann bestelle ich mir ein Hemd.

Liebe Grüße
Sandro
 
Danke - hier scheint jemand zu schreiben, der das Geschäft aus erster Hand kennt und nicht nur von irgendwelchen Horrorszenarien, die im Kollegenkreis gerne mal erzählt werden, weil irgend jemand mal ein paar Leute im dunklen Anzug auf dem Flur gesehen hat und dann wurde die Fabrik geschlossen.

Zur (OffTopic-)Diskussion möchte ich außerdem noch hinzufügen, dass die Persönlichkeit des Beraters im Hintergrund zu bleiben hat, wenn es sich um Angestellte eines Beratungsunternehmens handelt. Schon deshalb, weil der Kunde oftmals eben nicht die Persönlichkeiten auswählt, die bei ihm ins Haus kommen, sondern ein personenunspezifisches Beratungspaket beauftragt.

Danke Beethovon, Malte und bluesman. Genau so differenziert und sachlich sollte man es sehen.

Leider immer noch OT, aber ich möchte noch als 3. Motiv hinzufügen, dass Unternehmen teilweise auch rechtlich dazu angehalten sind, externe Berater zu konsultieren. Beispielsweise zur Bewertung von Vermögenswerten oder zur Entwicklung einer sicheren IT-Architektur. Seltenst geht es darum, einen kreativen EST-Träger zu engagieren, der dem Management erklärt, wie es die eigenen Produkte und Dienstleistungen stilvoller erstellt.
 
vielen Dank für Deine ausfühliche Antwort. Was Du über die IT Spezialisten geschrieben hast, kann ich bestätigen. Durch meine Frau habe ich sehr viele, hochspezialisierte IT Fachleute kennengelert. Diese haben auch Auftragsarbeiten für andere Firmen (Mercedes, Bosch usw.) angenommen. Viele von denen hatten bunte Haare, Piercings und kein einziger trug bei der Arbeit Anzug. Niemand, auch der jeweilige Kunde hat sich je daran gestört, weil es nur um den Auftrag ging und im Unternehmen diese Stellen, verständlicherweise nicht dauerhaft besetzt waren und werden. Genauso wie der von Dir erwähnte Architekt wird sich jedes Unternehmen für solche Spezialaufgaben immer Hilfe von außen einkaufen und dagegen ist auch nichts zu sagen.

Gerade bei der IT ist es aber so, dass interne IT-Abteilungen in voller Größe schlicht zu teuer und zu unflexibel geworden sind. Es ist sinnlos, als Großkonzern der Metallbranche 200 IT-Kräfte zu halten und damit nach IGM-Tarif die interne IT-Helpline zu betreiben. Und wenn der Hotelkonzern nach Dienstleistungstarif zahlt, kommt kein guter ITler freiwillig an Bord.

Mir geht es in meiner, sagen wir skeptischen Haltung, um den reinen Unternehmensberater (Neudeutsch Consultant). Ich komme aus einer Zeit, als man seinen Beruf noch von der Pieke auf gelernt hat. Etwa so: Ausbildung zum Koch oder Kellner, weitere Lehrjahre im 3 Sterne Restaurant, Auslandserfahrung, Oberkellner / Chefkoch, F&B Manager, weitere Stationen im Ausland bis hin zum Hoteldirektor. Dies bitte jetzt nicht auf die Gastronomie alleine beschränken. Ein Direktor, der diesen Weg gegangen ist, kennt jeden Winkel in seinen Betrieben. Was will ein (im schlimmsten Fall junior) Consultant dem erzählen?

Der Consultant "will" dem nichts erzählen, sondern der Hoteldirektor hat ein Problem, das er selbst nicht lösen kann. Zum Beispiel möchte er wissen, weshalb das neue Hotel am Stadtrand ihm schrittweise die Kunden wegnimmt. Oder er möchte wissen, ob er aus der Gesundheitsbranche etwas über die Abläufe bei der Zimmerreinigung lernen kann. Oder er möchte wissen, wie er Online-Buchungen am besten bewerkstelligt, und dafür möchte er auf Erfahrungen der Fluglinien zurückgreifen. Will er nichts wissen, braucht er keine Berater. Dann wäre das aber ein komischer Hoteldirektor. Oder einer mit einer 1a-Glaskugel.

Wenn ein Unternehmen eine Armee von Managern beschäftigt und sich für die reine Unternehmensstrategie (hier sind die oben genannten Sonderaufgaben, wie IT, natürlich ausgenommen) eine Beratungsfirma einkauft, dann ist das toll für die Berater, aber in meinen Augen hat das Unternehmen einfach die falschen Manager. Heute heisst ja jeder irgendwie Manager, aber nicht jeder ist ein Manager.

Woher sollen die Manager einer deutschen Firma plötzlich wissen, wie man ein Produkt für den z.B. russischen Markt gestaltet? Sollen die alle 5 Jahre nach Russland fahren und dann hinterher aufschreiben, wie es da ist?

Und wenn die Strategie von Beratungsunternehmen die ist, möglichst unauffällig sprich austauschbar aufzutreten, dann halte ich das auch für überholt.

Im Gegenteil - es ist moderner denn je geworden. Je höher die Ansprüche an Qualität, Zuverlässigkeit und Regelkonformheim der Berater, desto stärker werden Standards definiert und durchgedrückt.

Heutzutage nimmt man Menschen mit, man holt sie ins Boot, kommuniziert offen und mit den Menschen, nicht über sie.

Das ist die Aufgabe des zitierten Hoteldirektors, nicht die des Beraters. Die Leute würden sich von den Beratern sowieso nichts sagen lassen, ob mit oder ohne buntem Tuch in der Tasche. Müssen sie auch nicht.

Menschen sind keine Spalten in einer Excel Tabelle und auch kein "Human Kapital" (was für ein sch*** Wort). Wenn eine Firma zur Optimierung der Arbeitsabläufe Hilfe von außen braucht, dann liegen die Problem mMn deutlich tiefer.

Wer jemals eine Fabrikplanung betrieben hat und z.B. die Produktionskapazität, den Krankenstand und die Wochenarbeitszeit statistisch bearbeitet, der wird seine Leute ins Excel eintragen. Ob er sie dort "Linie 1" nennt oder "die Maschinen des netten Herrn Meier hinten links", ist nicht die Kernfrage der Mitarbeiterzufriedenheit. Im Zweifel möchte Herr Meier auch gar nicht namentlich auffallen, wenn Linie 1 nicht richtig funktioniert.

Wieso verteidige ich hier eigentlich Berater, obwohl ich keiner bin? Im Gegenteil, ich bin einer der größten Skeptiker von Beratungsbetrieben. Aber gegen unberechtigte Angriffe muss auch diese Branche verteidigt werden, finde ich. Wenn man diese Branche berechtigt in Frage stellen wollte, dann würde man viel tiefer graben und z.B. bestimmte Kalkulationsmethoden in Frage stellen, die angewendet werden. Oder man würde die Mechanismen prüfen, mit dem die Kundenunternehmen die Leistung der Berater messen. Oder man würde die Ausschreibungsmechanismen auf die Probe stellen und Standards bei der Dokumentation der Ergebnisse schaffen, damit Wettbewerb anstelle von Pfadabhängigkeit bei Folgeaufträgen gewährleistet ist. Das führt dann aber in eine ganz andere Richtung.
 
Zuletzt bearbeitet:
Gerade bei der IT ist es aber so, dass interne IT-Abteilungen in voller Größe schlicht zu teuer und zu unflexibel geworden sind. Es ist sinnlos, als Großkonzern der Metallbranche 200 IT-Kräfte zu halten und damit nach IGM-Tarif die interne IT-Helpline zu betreiben. Und wenn der Hotelkonzern nach Dienstleistungstarif zahlt, kommt kein guter ITler freiwillig an Bord.



Der Consultant "will" dem nichts erzählen, sondern der Hoteldirektor hat ein Problem, das er selbst nicht lösen kann. Zum Beispiel möchte er wissen, weshalb das neue Hotel am Stadtrand ihm schrittweise die Kunden wegnimmt. Oder er möchte wissen, ob er aus der Gesundheitsbranche etwas über die Abläufe bei der Zimmerreinigung lernen kann. Oder er möchte wissen, wie er Online-Buchungen am besten bewerkstelligt, und dafür möchte er auf Erfahrungen der Fluglinien zurückgreifen. Will er nichts wissen, braucht er keine Berater. Dann wäre das aber ein komischer Hoteldirektor. Oder einer mit einer 1a-Glaskugel.



Woher sollen die Manager einer deutschen Firma plötzlich wissen, wie man ein Produkt für den z.B. russischen Markt gestaltet? Sollen die alle 5 Jahre nach Russland fahren und dann hinterher aufschreiben, wie es da ist?



Im Gegenteil - es ist moderner denn je geworden. Je höher die Ansprüche an Qualität, Zuverlässigkeit und Regelkonformheim der Berater, desto stärker werden Standards definiert und durchgedrückt.



Das ist die Aufgabe des zitierten Hoteldirektors, nicht die des Beraters. Die Leute würden sich von den Beratern sowieso nichts sagen lassen, ob mit oder ohne buntem Tuch in der Tasche. Müssen sie auch nicht.



Wer jemals eine Fabrikplanung betrieben hat und z.B. die Produktionskapazität, den Krankenstand und die Wochenarbeitszeit statistisch bearbeitet, der wird seine Leute ins Excel eintragen. Ob er sie dort "Linie 1" nennt oder "die Maschinen des netten Herrn Meier hinten links", ist nicht die Kernfrage der Mitarbeiterzufriedenheit. Im Zweifel möchte Herr Meier auch gar nicht namentlich auffallen, wenn Linie 1 nicht richtig funktioniert.

Wieso verteidige ich hier eigentlich Berater, obwohl ich keiner bin? Im Gegenteil, ich bin einer der größten Skeptiker von Beratungsbetrieben. Aber gegen unberechtigte Angriffe muss auch diese Branche verteidigt werden, finde ich. Wenn man diese Branche berechtigt in Frage stellen wollte, dann würde man viel tiefer graben und z.B. bestimmte Kalkulationsmethoden in Frage stellen, die angewendet werden. Oder man würde die Mechanismen prüfen, mit dem die Kundenunternehmen die Leistung der Berater messen. Oder man würde die Ausschreibungsmechanismen auf die Probe stellen und Standards bei der Dokumentation der Ergebnisse schaffen, damit Wettbewerb anstelle von Pfadabhängigkeit bei Folgeaufträgen gewährleistet ist. Das führt dann aber in eine ganz andere Richtung.

Jetzt hast Du dir soviel Mühe gegeben zu antworten, aber vorher meinen Text leider nicht so genau gelesen...

Die IT und weitere Spezialgebiete hatte ich explizit ausgeschlossen von meiner Kritik. Man will also, um bei Deinem Beispiel zu bleiben, ein Produkt für den russischen Markt herstellen und hat dann keinen Area Manager, der sich mit dem Markt auskennt? Na das ist sicher auch eine Möglichkeit!

Da ich weder Berater bin, noch irgendjemand etwas Böses will, möchte ich es dabei belassen.

Liebe Grüße
Sandro


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Mir geht es in meiner, sagen wir skeptischen Haltung, um den reinen Unternehmensberater (Neudeutsch Consultant). Ich komme aus einer Zeit, als man seinen Beruf noch von der Pieke auf gelernt hat. Etwa so: Ausbildung zum Koch oder Kellner, weitere Lehrjahre im 3 Sterne Restaurant, Auslandserfahrung, Oberkellner / Chefkoch, F&B Manager, weitere Stationen im Ausland bis hin zum Hoteldirektor. Dies bitte jetzt nicht auf die Gastronomie alleine beschränken. Ein Direktor, der diesen Weg gegangen ist, kennt jeden Winkel in seinen Betrieben. Was will ein (im schlimmsten Fall junior) Consultant dem erzählen?

Meine Ausführungen bezogen sich allerdings auf den Unternehmensberater im Allgemeinen (der aber in aller Regel eine Spezialisierung hat).

Ihr oben beschriebener Direktor wird vermutlich keinen Berater brauchen. Die über 50% der gastronomischen Betriebe in Deutschland, die chronisch defizitär arbeiten aber vielleicht schon eher (mal Christian Rach im Fernsehen gesehen? - Unternehmensberatung pur!). Wie auch immer - es obliegt dem Management, dies zu entscheiden. Was Sie dann aber in jedem Fall tun sollten wäre, sich einen Berater mit entsprechender Erfahrung und Spezialisierung zu suchen (und zu bezahlen!). Wenn Ihnen ein Junior nicht weiterhilft, dann kaufen Sie sich keinen ein. Sie kaufen ja auch keinen Twingo und beschweren sich nachher, dass Sie Ihre 6-köpfige Familie nicht transportieren können.

Wenn alles gut läuft, haben Sie kein Problem. Wenn es schlecht läuft, müssen Sie Ihre Probleme lösen. Wenn Ihnen das nicht gelingt, sollten Sie sich Hilfe suchen.

Wenn ein Unternehmen eine Armee von Managern beschäftigt und sich für die reine Unternehmensstrategie (hier sind die oben genannten Sonderaufgaben, wie IT, natürlich ausgenommen)

Ganz allgemein gesagt: Ein Unternehmen sollte in den Bereichen seiner Kernkompetenz eigene Leute haben und Wissen unternehmensintern vorhalten. Bei allem anderen drumherum, kann man fallweise überlegen, was sinnvoll ist. IT ist dafür ein klassisches Beispiel, aber keineswegs das einzige. Die Erarbeitung einer neuen Strategie würde man ja auch nicht komplett einem Berater überlassen. Aber was spräche dagegen, einen Berater der Erfahrung aus diversen anderen Hotels oder Ketten hat, zu involvieren - und sei es um die eigenen Arbeitshypothesen kritisch zu hinterfragen. Auch analytische Vorarbeiten, Wettbewerbsanalysen, Benchmarks zu anderen Häusern etc. kann ein Externer eventuell effizienter leisten.

Und noch ein Punkt am Rande: Viele begabte Universitätsabgänger zieht es heute bevorzugt in die grossen Metropolen. Für einen Mittelständler irgendwo ab vom Schuss ist es bei dem heutigen Fachkräftemangel oft gar nicht so leicht, für bestimmte Spezialisierungen gutes Personal zu kriegen. Auch da kann ein Beratereinsatz helfen.

Beste Grüsse,
malte71
 
Darf ich als gänzlich Unbefangener annehmen,
dass das eigentliche Problem mit den Unternehmensberatern darin besteht, dass Unternehmensberaterfirmen selbst Unternehmen sind und folglich deren eigener Unternehmenserfolg höhere Priorität hat als der Unternehmenserfolg des zu beratenden Unternehmens?

Richtig! Deswegen macht der Schuhmacher auch immer absichtlich schlechte Schuhe damit man immer wieder kommt und neue kauft.
 
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