Ich muss ehrlich sagen, dass ich nicht glaube, dass sich Persönlichkeit an der Verwendung von Äußerlichkeiten wie einem Monogramm auf dem Hemd oder der Umschlagmanschette festmacht. Ich mag ersteres gar nicht und letzteres nicht sonderlich, so bin ich halt. Aber dessen ungeachtet gibt es eben Branchen, in denen die Sache vollständig im Vordergrund stehen soll und nicht die Form und wo diesem Sachverhalt auch das persönliche Auftreten bis zu einem gewissen Grad zugunsten einer neutralen Uniformität untergeordnet wird. Dagegen kann man zugunsten der eigenen Äußerlichkeit am Arbeitsplatz Amok laufen oder die Rahmenbedingungen des jeweiligen Berufs akzeptieren. Natürlich kann man sich mit Geduld und Geschick Freiräume schaffen, das weiß ich auch aus eigener Erfahrung in einem nicht sonderlich kleidungsaffinen Berufszweig, aber man sollte dabei nie aus dem Auge verlieren, was die eigenen Primärziele sind. Und nur für die lohnt es in letzter Konsequenz bis zum Ende gegen den Strom zu schwimmen.
Natürlich drückt sich Persönlichkeit nicht über Umschlagmanschette oder das Monogramm aus! Da stimme ich Dir voll zu und soweit sind wir mit unseren Thesen nicht voneinander entfernt. Wenn ich es aber möchte und aus irgendwelchen "Branchenzwängen" darauf verzichte, deute ich es für mich (Vorsicht, nur persönliche Meinung) als mangelnde Persönlichkeit. Aber ich habe ohnehin ein Problem mit den ganzen "Beratern" in der heutigen Zeit. Ich kenne 2 Firmen (1x Konzern, 1x Mittelstand) die nach der Beratung durch eine weltweit operierende Beratungsfirma deutlich schlechter dastehen wie vorher. Von den vielen Personalberatern, mit ihren tollen Unititeln, die ich in den vergangenen 2 Jahren kennenlernen durfte mal ganz zu schweigen...
Etwas anderes sind berufsbedingte Sachzwänge. Mein bester Freund ist Radiologe und er verzichtet, schweren Herzens, auf Ehering, Manschettenknöpfe und Automatikuhr, da er eben am CT arbeitet. Genauso wird ein Bauingenieur / Architekt eher robustes Schuhwerk und waschbare Hosen bei der Arbeit tragen.
So, wie ich eine Frau nicht nach ihrer BH Größe beurteile, sondern nachdem, WER sie ist, so zählt für mich auch bei geschäftlichen Kontakten nur die Substanz.
Ein kleines Beispiel noch zum Abschluss. Ich habe eine Kundin mit extremer Baumwollallergie im Dekolleté Bereich. Sie stört sich nicht daran, dass ich ihr hochgeschlossen und ihren Augen langweilig mit Krawatte gegenüber sitze und ich sehe ihr beim Gespräch nur in die Augen. Zusammen machen wir ein paar Millionen Umsatz im Jahr, weil die Inhalte stimmen.
Ich gebe aber zu, dass diese Einstellung auch eine Frage des Alters ist und mir als Italiener kleine sartoriale Extravaganzen nachgesehen werden.
Liebe Grüße
Sandro
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