Da kann man sich ernsthaft überlegen, ob es nicht wirklich ethischer ist, bei Luxire direkt zu bestellen (obwohl da das Geld vielleicht auch eher bei der Chefkaste landet und nicht bei den Mitarbeitern). Idealerweise unterstützt man natürlich so kleine Läden wie Vanda (und Shibumi), bei denen relativ transparent ist, wo die "Wertschöpfung" herkommt.
Was soll auch unethisch daran sein, bei Luxire zu bestellen? Auf der Luxire-Homepage sind einige Artikel und Interviews zu Luxire verlinkt. Das Ding ist ja offensichtlich von einem in den USA ausgebildeten Sohn eines indischen Stahlindustriellen aufgezogen, der einen gewissen Anspruch an das hat, was er da macht. Ironischerweise haben die es ja wohl erst mit Konfektion versucht, um dann festzustellen, dass das für sie der schlechtere Deal ist, als ihr jetziges Geschäftsmodell.
Was den Sweatshop-Aspekt betrifft, glaube ich nicht, dass die in die Kategorie passen. Dass deren Näher natürlich keinen neuen deutschen Mindestlohn gezahlt bekommen, ist auch klar, aber Indien ist mE auch nicht der Ort, wo man für Textilproduktion hingeht, wenn man nur Kosten drücken will. Ich habe mE keine einzige Klamotte wo "Made in India" drin steht und in meinem Kleiderschrank ist allein von Ralph Lauren der halbe ferne Osten vertreten. Die sind ja wohl vor allem in Indien, weil's halt die Heimat des Gründers war. Ich würde als Inder auch nicht versuchen, eine Produktion in Bangladesh hochzuziehen, auch wenn's da pro Stunde nochmal 30% billiger ist.
Wenn wir uns mal ein 60 EUR-Markenhemd bei P&C nehmen, werden wir feststellen, dass P&C das mutmaßlich für EUR 30-40 eingekauft hat und der "Hersteller" davor auch nochmal locker 10 EUR für seine Marketing-Kampagnen etc. einsteckt. Das ganze Hemd kostet dann in der Herstellung EUR 25. Davon gehen mindestens 15 EUR ins Material, das im besseren Fall sogar aus Italien (Stoff) und Deutschland (Garn) kommt. Bestenfalls 10 EUR Marge landen also in der eigentlichen Herstellung, wahrscheinlich nur 5 EUR.
Wenn man bei Luxire USD 60 für das günstigste Hemd abdrückt, ist da mangels Vertriebsstufen, die schonmal über 50% des Endverkaufspreises für sich einsacken, selbst bei höheren Einstandskosten fürs Material wegen kleinerer Mengen, deutlich mehr für den Hersteller drin. Wenn man etwas handwerklichen Anspruch hat, wie Luxire ihn haben will, müssen sie ihre Näher jedenfalls besser bezahlen und behandeln, als die T-Shirt-Näher von kik und dafür haben sie auch genug Marge.
Wenn man einheimische Arbeitsplätze für solche Fashion-Business-Zombies wie sie immer in dieser neuen Claudia-Schiffer-Show auftreten sichern will, sollte man natürlich nur die beworbenen Marken kaufen, wenn es einem um die Arbeiter geht, die das zusammennähen, ist Luxire wahrscheinlich die ethisch bessere Wahl. Wenn man will, dass das Zeug hier oder zumindest in der EU genäht wird, muss sich halt damit anfreunden, dass es für ihn kein Hemd unter EUR 100-150 gibt.