Männer und Memmen/Dankesrede an MindtheGap

den vom threadstarter verlinkten 2013er-thread fand ich unterhaltsam und seine texte dort auch besser. das thoma, äh, thema, ist auch dasselbe.
 
Zuletzt bearbeitet:
Interessante Reaktionen. Wäre das alles prägnanter und verständlicher formuliert, wäre der Aufschrei größer. So ist es aber natürlich einfach das eigene Susitum zu leugnen und auf der borderline des just gay enough öfters mal abzurutschen.
 
Nachtrag:
Der Gentleman ist eine Erfindung des beschäftigungslosen,
überaus gelangweilten britischen Landlords,
dem seine Untertanen ihm Style und Groom finanzieren:
Der distinguiert und in Muße sein Einstecktüchlein (EST) drapiert
und der als Rentier in seiner eitlen Selbstbespiegelung die Frechheit hat,
sich über den schlechten Stil der Landbevölkerung zu mokieren,
die von ihm selber ausgebeutet wird.

Das hat ihm die Schimpfwörter ‚Snob‘, ‚Geck‘ und ‚Fatzke‘ eingebracht
und jeder gestandene Mann wendet sich angewidert ab von all dem sartorialen Gebräu,
das ihm seitens einer Pseudo-Stilindustrie als Nonplusultra der Herrenkultur angedient wird.

Dein erster Kommentar ist eine durchaus nicht ganz unzutreffende Teilbeschreibung des I-Gent, dieser schillernden Mélange aus social media, Konsumismus, neoliberal überformten, sich in neo-viktorianischer Nostalgie manifestierenden Statusängsten und -hoffnungen und einer individualpsychologischen Portion Eitelkeit und Narzissmus.

Ich möchte für mich gar nicht bestreiten, dass mir ein schöner Anzug ein gewisses Gefühl der Sicherheit und Selbstidentifikation gibt, die mir als hochqualifizierter Akademiker hilft meine ökonomisch brutale Prekarisierung psychisch zu verarbeiten - immerhin besser als AfD wählen oder Salafist werden, sachichjetzmalso, aber natürlich keine Lösung, da hilft nur Paidea, oder mit Foucault gesprochen, Selbstsorge.

Hier schmeißt' jetzt aber eine Menge durcheinander - Gentlemen, Macaronis, Dandys, alles soziokulturell sehr zeit- und ortsspezifisch. Der englische Gentlemen, der sich seit dem 17./18. Jahrhundert als sozialer Typus, Norm und Ideologie zu entwickeln beginnt ist der Versuch in einer zwischen Aristokratie, Gentry und Bürgertum changierenden Gesellschaft Klassenpriviliegien meritokratisch umzudeuten, um es mal sehr knapp und vereinfachend zu formulieren.


Jetzt ist es so: Ich habe zwei ‚Outfits’.
De facto ziehe ich immer das Gleiche an.
Ich habe dieses Gleiche an Oberbekleidung identisch in vierfacher Ausfertigung.
Einen Teil am Leib, einen in der Wäsche, einen in Vorrat und einen in Reserve.
Damit komme ich perfekt hin.

Oh, sagte Herr Keuner und erbleichte....

Ich will Ihnen das Geheimnis verraten.
Wenn mich die Leute sehen, sehen sie nicht meine Kleidung, sondern mich.
Sie gucken nicht auf meine Schuhe, nicht auf mein Revers, nicht auf mein satoriales Knopfloch.
Sie gucken mir in die Augen.
Wissen Sie, wie ich das schaffe?
Es ist ganz einfach,
aber ich verrate es nicht.
T.

Dazu empfehle ich dringend folgendes Gegenargument, was den Bezug zwischen Selbst und Repräsentation angeht:
https://www.youtube.com/watch?v=IRa3la_gZjQ
 
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