Laufsohle bei rahmengenähten Schuh ohne Doppeln „nur“ kleben?

Hallo zusammen,

die Laufsohle meiner Shoe Passion Derby’s ist soweit abgelaufen, dass auch die Doppelnaht vorne weg ist. Aus dem Grund löst sich jetzt in diesem Bereich die Laufsohle vom Rahmen.

Mein lokaler Schuhmacher hat keine Dopplermaschine und schlägt daher vor die alte Laufsohle auf der Länge der abgelaufenen Doppelnaht abzunehmen, die Korkausballung zu erneuern und eine neue Leder Teilsohle ohne zu Doppeln direkt auf den Kork zu kleben.

Daher die Frage:
Ist das eine valide und gängige Reparatur Möglichkeit bei Rahmengenähten? Bisher kenne ich nur den Ersatz der Ledersohle mit setzen einer neuen Doppelnaht.

Hat die teilweise geklebte Teilsohle irgendwelche negativen Auswirkungen auf die zukünftige „ Reparatur Freundlichkeit„ des Schuhs?

Vielen Dank im Voraus
Einsenden an die Shoepassion Werkstatt - die machen das schon: https://www.shoepassion.de/werkstatt
 
Mein Schuhmacher hat leider aufgehört. Er hatte eine solche "Nähmaschine" zum Doppeln.
In meiner Heimatstadt gibt es sogar einen Schuhservice, der wie alle Schnellservices aussieht und ebenso maschinell doppeln kann (vom Erscheinungsbild gar nicht erwartbar).

Das Doppeln von Hand wäre bei meinem Schuh zu teuer geworden (alle Preise vor ca. 4 Jahren): um 119 EUR mit neuer JR, Absatzfleck weiß ich nicht mehr (auch hier nur um 15 EUR), davon riet der Schuhmacher ab und hatte auch keine Lust darauf! Er meinte auch, dass er die ersten 1-2 neuen Sohlen lieber aufklebt, sofern die Naht, wie in diesem Faden, nicht vollends abgelaufen ist.
Das Doppeln mit Maschine würde den Rahmen für weitere Reparaturen schädigen, da die Gefahr bestehe, die vorgebenen Lochabstände nicht zu treffen.

Eine neue Halbsohle von JR hat er direkt verklebt, etwas mit Kork ausgebessert an der aufgetretenen Stelle und weil ich große Füße habe, die Sohle mit Nägeln mittig verstärkt (Sohle hatte sich ohne Nägel leicht gelöst). Des Weiteren an Eisen an die Spitze: Hatte 50 EUR gekostet. Die JR hatte allerdings nicht länger als die Originalausstattung gehalten. Optisch war die Halbsohle wegen der Unterbrechung zur restlichen Sohle in der Schuhmitte suboptimal, aber vertretbar.
 
Sind das Dinkelacker, denn bei denen werden die Sohlen immer genagelt + geklebt?
 
Nein, das waren Primeshoes, die laut ihm sehr gut gefertigt wurden und bestes Leder (selbst für den OVP) aufwiesen (wie alle anderen PS auch - wie die aktuellen Modelle und Qualitäten aussehen, kann ich nicht sagen). Mit PS bin ich sehr zufrieden, für das Geld ohnehin. Kein Vergleich mit SP vor paar Jahren (die alle mangelhaft und dünn waren, damals noch für ~ 180 EUR abzgl. 15 % Rabatt). Habe aber noch etwas teurere Schuhe.

Auf Nachfrage wurde mir von einigen Schuhmachern gesagt, dass die ersten Neubesohlungen geklebt werden, da einfacher und günstiger. Genagelt wurde bei meinen, weil sich diese sobald (leicht) ablöste. Es sollen nahezu alle Sohlen der "besseren" Schuhe geklebt sein und dies täte auch der "Atmung" keinen Abbruch. Ist aber schon etwas her, um den genauen Wortlaut und Aussage zu wiederholen, ob durch den Schuh oder Sohle gemeint war.

Mag sein, dass mein ehemaliger Schuhmacher sehr preiswert war, die Gespräche mit ihm in der Werkstatt waren auch immer sehr schön. Er hat mir sogar Badelatschen etc. an meinen Gang abgeschliffen usw.; er sah etwas und hat's gerichtet: kostenfrei. Er freute sich dermaßen, dass ich mich in meinen besten Jahren für Schuhe und deren Reparatur interessiere und den Schwenk auf "rahmengenähte" Schuhe einschlug. Es ärgerte ihn, ja frustrierte ihn, weil er meist abgelaufene Kunststoffschuhe der Damen auffrischen sollte, meist nicht machbar. Meine Schuhe waren anscheinend schon im oberen Bereich seiner Auftragsarbeiten ;)

Ein Meister der alten Schule, schon sein Vater war Schuhmacher.
 
PS: Eine gewisse Zeit habe ich mich nicht mehr mit Schuhen, außer Tragen und Pflegen, beschäftigt. Gelernt und erfahren habe ich viel in diesem Forum, auch durch dich, Urban. Schrieb ich bereits: Dankeschön!
Ich gehe es insgesamt locker an und kann mehr oder weniger einschätzen, wie gut die Marken und Techniken sind, wobei es immer wieder mehrere Wahrheiten - siehe dieses Thema - zu geben scheint. So tief möchte ich aber nicht einsteigen, weil es zu viel Zeit kosten würde und noch andere Interessen verfolge. Wegen Corona und den ganzen Implikaktionen kam ich bzw. gab es nicht viel Gründe, besonderes Schuhwerk zu tragen. Zur Einfachheit bin ich zurückgekehrt.

Gerne würde mehr Zeit investieren, mich aber nicht immer zw. den vielen Wahrheiten bewegen und abwägen wollen. Eine gewisse Pflege ist sicher wichtig, aber auch das möchte ich nicht übertreiben und wie andere schon berichtet haben und es selbst erfuhr, braucht man es wirklich nicht übertreiben (auch mit der Erstpflege vor dem ersten Tragen etc.). Die Schuhe leben dennoch weiter und nehmen es einen nicht übel. Eine Pflege ist ja vorhanden. Die ersten Schuhe waren zum Reinschnuppern und Ausprobieren, haben aber bis jetzt sehr gut gehalten und haben sich entwickelt. Andere, hochpreisigere Modelle sehen noch wie am ersten Tag aus, wie aus dem Karton, dabei wollte ich ein derbes Aussehen (des Boots) erreichen, aber war zu halbherzig. Grund ist auch die Rotation und Wahrung des Wertes.

Gewisse Käufe habe ich nicht getätigt aufgrund der Informationen aus dem Forum. Zuletzt, obwohl nicht als Kauf geplant, der Alden Indy Boot, der laut Urban (?) und diversen YT-Videos mehr als mangelaft aufgebaut ist und sein Geld nicht wert sein soll.
 
Ich pflichte Dir voll bei, denn für die meisten Leute sind Schuhe nebensächlich.
Daneben ist das Internet prallvoll mit purer Werbung, Halb- und Unwahrheiten.

Die einfachste Methode, das Riesenglück, ist gleich zu Anfang an einen guten Berater zu gelangen
oder einen guten Schuhmacher statt einem Schuster, zu finden, was hierzulande sehr schwierig ist.
In Italien hatte ich das ganz große Glück per Zufall die Schwiegertochter von Basilio Testella kennen zu lernen und an Damiano zu geraten. So etwas ist aber die große Ausnahme...

Zu Blake Rapid möchte ich noch etwas schreiben, da allein schon dieser Begriff oft mit
"minderwertigen Schuhen", speziell im Internet verbunden wird,
da die Schuhgurus ständig und überall Goodyear Welted und "rahmengnäht" in den Himmel loben,
BR dagegen abwerten.
Die simplen Gründe hierfür:
Ihre Werbeeinnahmen + mangelndes Schuhwissen (Macharten + Ausführungen).

Wenn jemand preisgünstige Schuhe haben möchte und der Schuhmacher ihm Blake Rapid mit Rahmen oder Zwischensohle empfiehlt, dann sollte er, sofern ihm die Ersparnis es wert ist
im Schuh eine Naht zu sehen, das Angebot dankend annehmen.
Der Grund - der Schuhmacher erklärt es gerne - ist ganz einfach der, dass Blake Rapid-Schuhe
sich weicher laufen, sie sind schon rein konstruktionsbedingt nicht so steif wie Goodyear Welted
und einfacher zu nähen sind.
 
Nicht einfacher macht es für den Kunden, dass manche Firmen Blake Schuhe als günstigeres Modell anbieten und auch günstigere / schlechtere Oberleder etc. dazu anbieten. Quasi als andere Marktpositionierung in allen Bereichen etwas günstiger. Dann ist der durchgenähte Schuh schlechter als der Goodyear, aber nicht wegen der Machart.
 
Urban, danke für deinen Kommentar. Gerne würde ich weitere Themen ansprechen und lernen.

Die Frage wäre schließlich, gerade in Deutschland, ob man an einen guten Berater und womöglich Schuhmacher kommen zu vermag. Mir erscheint das für das Gros der Bevölkerung ohne Hintergrundwissen (wozu der Fachmann? nahezu ausichtslos und da spreche ich auch für mich.

Mein Maßschuhmacher hat wegen zu geringem Kundenverkehr zugemacht und genießt nun das Leben. Zu einem Maßschuh kam es bei mir nicht (mehr). Ein weiterer befindet sich weit weg am Heimatort meiner Eltern, hat sich aber nur noch auf die Reparatur eingestellt.

Wo lasse ich nun meine Schuhe reparieren? Schon seit Jahren werden die "Rahmengenähten" durch die ganze Republik geschickt - eigentlich ein Irrsinn.

Mich interessieren Schuhe und Füße; ich möchte dahingehend wissen, gute Schuhe/Passfomen für gesunde Füße zu finden, aber ebenso deren Pflege. Mir erscheint, als sei dieses Forum die einzige Anlaufstelle und zwar ursächlich deiner Person und Expertise wegen. Doch so weit geht der interessierte und zu Ausgaben bereite Mann in den meisten Fällen nicht, auch wenn latentes Interesse an Schuhen vermeintlich besteht. Auch ich habe mich aus diversen Gründen abgewandt, grundlegend erscheint mir die Thematik Schuh und Füße sehr komplex und kaum durchdringbar. Kommt man auf Schuhseiten, die sich an die Lehrlinge des Handwerks wenden (auch eine solche meine ich damit: http://fachgebaerdenlexikon.de/de/berufsfelder/orthopaedieschuhmacher/u/ueberstemme/), werden einem erst Begriffe und Zusammenhänge klar.

Wie sonst soll der gemeine Kunde/Mann wissen, was an einem aufgenähtem Gemband so tragisch ist und dass auch die vermeintlich hochwertigen GYW auch geklebt sind. Nahezu alle "Interessierten" wähnen sich mit falscher Kompetenzen ausgestattet. ... letztich interessiert es doch kaum, hauptsache man trägt teure Schuhe und die bekannten Marken - sei es nur für sich und das Ego.

Weitere Fragen hätte ich, die ich auch an anderer Stelle kommunizieren könnte, was es mit dem vermeintlichen "Fußbett" aufgrund zu dünner Brandsohlen und Korkausballung (im besten Fall) auf sich hat. Inwieweit schädigt dies den eigenen Fuß und dessen Stellung? Weil dieser zu sehr unterstützt wird und verkümmert? Auch ich dachte ans Märchen des "Fußbetts"; wobei: Woher soll ich als "einfacher" Träger wissen, welche Wahrheit nun stimmt? Verstehst Du mich in dieser Sache, Urban?

Auch hattest Du einen SPON-Artikel verlinkt, der leider nicht frei abrufbar ist, in dem die Orthopädie-"Mafia" wohl kritisiert wurde. Selbst trage ich nur in Laufschuhen Einlagen und dies mit guter Unterstützung. Aufgrund von Unmzügen komme ich nicht mehr an das Geschäft heran, die mir sehr gute Einlagen für knapp über der Kassenzuzahlung aus Handarbeit! anfertigten. Seit Jahren sichte ich schon an unters. Standorten die Ausführungen, oftmals 60 bis 90 EUR (und natürlich mehr) in der Zuszahlung, sehe aber meist verarbeitete Rohlinge und eben "Geldmacherei", aber keine Handwerkskunst. Dazu gesellen sich konträre Meinungen und Angaben. Wie gelange ich an die optimale Sporteinlage? Kein Geschäft, bis auf mein erstgenanntes, weil mit Bundesligavereinen arbeitend, gab mir die Anweisung, die Laufschuhe in Neutralform besitzen zu müssen (keine Supinations- oder Pronationsunterstützung). Ich vermute, dass viele Gelenke geschädigt werden. Auch ich hatte einen Marschbruch infolge falscher Schuhe nach einer "Laufbandanalyse"!

Danke für den Austausch!
 
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