A. Stötzner
Well-Known Member
Manchmal liegt bei betagten Stücken mehr im Argen als Rühreiflecke und Knitter. Dann stellt sich die Frage, ob die Investition in mühsame Wiederherstellung lohnt. Hier ein Beispiel, wo ich für mich die Frage mit Ja beantwortet habe.

Die Restaurierung der Silbernen Auermann
Diese Vintage-Krawatte war in einem bedauerlichen Zustand: das Gleichgewicht aus Krawatte und Einlage war im Kopfbereich hinüber, die Silhouette war vermurkst und der Knotenbereich zerknautscht und deformiert. Die Nähte waren teils schadhaft. Aber das Material dieser klassisch silbergrauen Krawatte mit einem schlichten, aber wunderschönen Paisley-Muster legte umgehend nahe, daß sie Pflege und eine neue Chance verdiente.
Die samtig-seidige Anmutung des mittelstarken Materials schlägte einen sofort in Bann, hat man erstmal Tuchfühlung mit diesem Stück aufgenommen. Die ungefütterte Konstruktion verweist hier auf einen Entstehungszeitraum vor 1960, wir haben es also mit einer historischen Rarität zu tun.
Die Krawatte wurde zunächst behutsam gereinigt und dann einer sorgfältigen Restaurierung unterzogen. Das bedeutete: eine grundhafte Neukonstruktion. Die Krawatte wurde zunächst komplett aufgetrennt und die ruinierte Einlage wurde entfernt. Danach wurde sie im Dampf entspannt und behutsam mit dem Bügeleisen geglättet.

Die aufgetrennte Krawatte vor und nach dem Glätten
Es war eine vollständig neue Einlage herzustellen. Die Wahl fiel auf ein stabiles Material von moderater Stärke, geringfügig stärker als die ursprüngliche (zu schwache) Einlage, um ein gutes Gleichgewicht zum mittelstarken Krawattenstoff und somit eine solide Stabilität zu erreichen. Im Unterschied zur ursprünglich gerade endenden Einlage wurde nun die Form der Schwalbenschwanz-Einlage gewählt, da diese Form eine etwas bessere Stabilisierung der Kontur im Kopf gewährleistet.
Die neue Einlage wurde zunächst mit einer Papierschablone vorkonstruiert. Besonders der mittlere Abschnitt – der am meisten beanspruchte Knotenbereich – war insofern eine Herausforderung, als hier die verfügbare Breite der Krawatte nur wenig Spielraum für die Neubemessung des Nahtverlaufes ließ. Es war Millimeterarbeit im wörtlichen Sinne gefragt.

Die alte Einlage (re.) und ein erster Versuch für eine neue, diese wurde jedoch wieder verworfen.

Der Konturverlauf war sorgfältig neu zu definieren.

Die neue Einlage (geschwungene Schwalbenschwanzform) wird zunächst mit Papier vorkonstruiert.
Um so genau wie möglich arbeiten zu könne, wurde die Neuvernähung in zwei Schritten realisiert: zuerst wurde die zugeschnittene und mit einer Mittellinienmarkierung versehene Einlage mit der linken Rückseite einfach vernäht. Danach wurde die rechte Rückseite gefalzt vernäht. Die genauen Nahtverläufe wurden vorher auf dem Krawattenstoff akribisch mit Markierungsnähten vorbereitet, damit am Ende eine möglichst optimale Passung zustandekommt. – Dieser gesamte Neuaufbau erfolgte auf Links, danach wurde die Krawatte gewendet und am Ende sorgfältig mit dem Bügeleisen in Form gebracht. Betrachtet man die Rückseite, besonders im Halsbereich, ist teilweise noch der korrigierte Nahtverlauf zu erkennen, der der Krawatte nun eine neue Stabilität verleiht.

Vernähen der Einlage mit der Krawatte.
Das Endergebnis zeigt: die Mühe hat sich gelohnt. Das Gefühl, wie diese solide und zugleich zurückhaltende, zarte Krawatte in der Hand liegt, ist einzigartig. Die Weichheit des Seidenstoffes und die unübertreffliche Klassizität des schlichten Paisley-Musters in Verbindung mit dem vornehmen, leicht ins Bläuliche schimmernden Silbergrauton geben dieser Krawatte in ihrer sanierten Form eine bestechende Aura. Sie ist original etwa 65 Jahre alt – und nun wieder auf der Höhe, um getragen werden zu können.




Die Restaurierung der Silbernen Auermann
Diese Vintage-Krawatte war in einem bedauerlichen Zustand: das Gleichgewicht aus Krawatte und Einlage war im Kopfbereich hinüber, die Silhouette war vermurkst und der Knotenbereich zerknautscht und deformiert. Die Nähte waren teils schadhaft. Aber das Material dieser klassisch silbergrauen Krawatte mit einem schlichten, aber wunderschönen Paisley-Muster legte umgehend nahe, daß sie Pflege und eine neue Chance verdiente.
Die samtig-seidige Anmutung des mittelstarken Materials schlägte einen sofort in Bann, hat man erstmal Tuchfühlung mit diesem Stück aufgenommen. Die ungefütterte Konstruktion verweist hier auf einen Entstehungszeitraum vor 1960, wir haben es also mit einer historischen Rarität zu tun.
Die Krawatte wurde zunächst behutsam gereinigt und dann einer sorgfältigen Restaurierung unterzogen. Das bedeutete: eine grundhafte Neukonstruktion. Die Krawatte wurde zunächst komplett aufgetrennt und die ruinierte Einlage wurde entfernt. Danach wurde sie im Dampf entspannt und behutsam mit dem Bügeleisen geglättet.

Die aufgetrennte Krawatte vor und nach dem Glätten
Es war eine vollständig neue Einlage herzustellen. Die Wahl fiel auf ein stabiles Material von moderater Stärke, geringfügig stärker als die ursprüngliche (zu schwache) Einlage, um ein gutes Gleichgewicht zum mittelstarken Krawattenstoff und somit eine solide Stabilität zu erreichen. Im Unterschied zur ursprünglich gerade endenden Einlage wurde nun die Form der Schwalbenschwanz-Einlage gewählt, da diese Form eine etwas bessere Stabilisierung der Kontur im Kopf gewährleistet.
Die neue Einlage wurde zunächst mit einer Papierschablone vorkonstruiert. Besonders der mittlere Abschnitt – der am meisten beanspruchte Knotenbereich – war insofern eine Herausforderung, als hier die verfügbare Breite der Krawatte nur wenig Spielraum für die Neubemessung des Nahtverlaufes ließ. Es war Millimeterarbeit im wörtlichen Sinne gefragt.

Die alte Einlage (re.) und ein erster Versuch für eine neue, diese wurde jedoch wieder verworfen.

Der Konturverlauf war sorgfältig neu zu definieren.

Die neue Einlage (geschwungene Schwalbenschwanzform) wird zunächst mit Papier vorkonstruiert.
Um so genau wie möglich arbeiten zu könne, wurde die Neuvernähung in zwei Schritten realisiert: zuerst wurde die zugeschnittene und mit einer Mittellinienmarkierung versehene Einlage mit der linken Rückseite einfach vernäht. Danach wurde die rechte Rückseite gefalzt vernäht. Die genauen Nahtverläufe wurden vorher auf dem Krawattenstoff akribisch mit Markierungsnähten vorbereitet, damit am Ende eine möglichst optimale Passung zustandekommt. – Dieser gesamte Neuaufbau erfolgte auf Links, danach wurde die Krawatte gewendet und am Ende sorgfältig mit dem Bügeleisen in Form gebracht. Betrachtet man die Rückseite, besonders im Halsbereich, ist teilweise noch der korrigierte Nahtverlauf zu erkennen, der der Krawatte nun eine neue Stabilität verleiht.

Vernähen der Einlage mit der Krawatte.
Das Endergebnis zeigt: die Mühe hat sich gelohnt. Das Gefühl, wie diese solide und zugleich zurückhaltende, zarte Krawatte in der Hand liegt, ist einzigartig. Die Weichheit des Seidenstoffes und die unübertreffliche Klassizität des schlichten Paisley-Musters in Verbindung mit dem vornehmen, leicht ins Bläuliche schimmernden Silbergrauton geben dieser Krawatte in ihrer sanierten Form eine bestechende Aura. Sie ist original etwa 65 Jahre alt – und nun wieder auf der Höhe, um getragen werden zu können.


