Konzept Maßbekleidung

Schrecklich das du immer Recht hast :p

Belvest & Co klebt gar nicht? Leider kenne ich mich mit diesen Marken nich so aus....

Aber das war sicher nicht als Plädoyer speziell für den Klebstoff gemeint....
Sondern eine Feststellung aus Erfahrung das es Stoffe gibt bei denen eine Fixierung sicherlich sinnvoll ist, und das es durchaus hochwertige (wie ich finde Mittelklasse-) Maßkonfektion gibt die fixiert ist.

pS
Kennst dich nicht zufällig auch mit Bettwäsche aus? :D
 
Belvest & Co klebt gar nicht? Leider kenne ich mich mit diesen Marken nich so aus....
Klar kleben die auch bei ihren billig gemachten Einstiegsmarken und als Auftragsarbeiten, aber nicht aus Überzeugung, sondern aus Kostengründen.

Das Thema ist im Forum auch nicht neu. Gerade eben wurde ein alter Thread ausgegraben, in dem schon vor Jahren Deine und meine Argumente ausgetauscht wurden. Florian sagte da z.B.:
Es kann einem wohl niemand einen Strick daraus drehen, wenn die Formulierung etwas pointierter gewählt wird, um, wie ich finde, die Wahrheit etwas deutlicher herauszuarbeiten: Konfektionsanzüge (inkl. fixierter Maßkonfektion) sind, streng genommen nicht anders, sondern nicht ein Anzug im eigentlichen Sinn. Konfektion ist ein Versuch, Leuten, die nicht genügend Geld für einen wirklichen Anzug ausgeben wollen, ein günstigeres Produkt mit deutlichen qualitativen Einbußen anbieten zu können. Damit sich dieses Angebot lohnt, sprich genügende Stückzahlen abgesetzt werden, muß entsprechender Bedarf geschaffen werden --durch Werbung, berühmte Personen, die soetwas tragen usf. Der Geschmack des Kunden wird also absichtlich irritiert, um ihm verhältnismäßig billige Produkte für verhältnismäßig hohe Preise --zumal im Vergleich mit einem Stück vom Schneider-- andrehen zu können. Da mag es doch eigentlich niemanden wundern, daß Lieschen M. und Otto N. solche Fertiggerichte der Kleiderbranche besser gefallen, erfordern sie doch keinerlei Reflexion vor, während oder nach dem Kauf und vermittlen sie doch das Gefühl, "wirklich viel Geld für absolut trendige Ware" ausgegeben zu haben.

Das Argument, der Kunde wolle solche anziehbaren Klebrigkeiten, beißt sich doch selbst in den Schwanz. Der Kunde will meist das, was ihm die Werbung vorlebt und einflößt. Wenn Brad Pitt demnächst Latexbikinis trägt, was dann?
Das ist schon eine krasse Auslegung der Bespoke-Position, aber für mein Gefühl hat er im Kern völlig Recht. Wir sollten in einem Forum von Kleidungsenthusiasten auch die Position des Ideals weitgehend vertreten. Im Grunde ist eine möglichst umfassende lose Verarbeitung von Sakkos bis heute eine Art Forumscredo :), was ich aus eigener Erfahrung auch für richtig halte (und das Du ja selbst für Dich ebenfalls teilst).

Kennst dich nicht zufällig auch mit Bettwäsche aus? :D
Leider nein, davon habe ich keine Ahnung. :)
 
Ich frage mich, wo die ganzen Schneider zu dem Thema bleiben...

ich selber habe beide Methoden gelernt. Die Frontfixierung sowie die Lose Verarbeitung.... komischerweise werden von den Kunden stets die Anzüge als "smarter" oder "schnittiger" betitelt, die fixiert sind. Ist das Auge also so an die Industriesakkos gewöhnt, dass es aus reiner Gewohnheit instinktiv die "geklebten" Sakkos ansprechender findet?

Welchen großen Unterschied seht ihr selber? Ohne sich von anderen Meinungen ablenken zu lassen interessiert mich, wer das von den Laien (Handwerk) direkt erkennen würde und ganz besonders woran?

Das Plack, was der Brustpartie fülle gibt, wird bei beiden Methoden lose verarbeitet.

Was mich an den Industrie und Maßkonfektionssakkos viel eher stört, ist die Verarbeitung der Schulter. Meistens wird nicht auf Hängeschultern eingegangen, ich sehe dauernd Stauchfalten quer über den Schulterblättern. Die Ärmelanlangen mit viel zu tief ausgeschnittenen Armlöchern und meiner Meinung nach hässlichen und steifen übergängen zum Ärmel empfinde ich schlimmer als jede fixierte Front. Ich persönlich mag die alte Einlagentechnik an "alten" bzw. klassischen Stoffen... die hochmodernen und hauchdünnen werden eben mit den unterschlagenden Einlagen brettig und eher diese Anzüge werden steif. Moderne Stoffe benötigen auch eine moderne Verarbeitung.
 
werde mich mal hier reinhängen.

Mir wurde jetzt von zwei Schneidern unabhängig von einander gesagt das es für mich besser ist, oben zu nähen und unten zu kleben. Das soll angeblich mit meinem Bauch zu tun haben.
Und um gleich vornweg zu nehmen; es handelt sich nicht um Maßkonfektion.

Hab da noch um etwas Bedenkzeit gebeten.

Wie ist Eure Meinung dazu?
Ich bin kein Schneider, aber mir ist nicht klar, wo da der Vorteil liegen soll. Natürlich hat man bei einer Half-Canvas-Konstruktion einen guten Teil der Vorteile der vollständig losen Verarbeitung zu geringeren Kosten. Haben die beiden Schneider denn mal genauer ausgeführt, warum sie das besser finden? Wenn's nur um ein gewünschte Festigkeit der Struktur geht, könnte man ja entsprechende Leinwand verwenden.
 
ich selber habe beide Methoden gelernt. Die Frontfixierung sowie die Lose Verarbeitung.... komischerweise werden von den Kunden stets die Anzüge als "smarter" oder "schnittiger" betitelt, die fixiert sind. Ist das Auge also so an die Industriesakkos gewöhnt, dass es aus reiner Gewohnheit instinktiv die "geklebten" Sakkos ansprechender findet?
Das meinte ich ja.
Viele wollen auch im hochwertigen Bereich dennoch eine Art Ritterrüstung :D
Ich versuche diesem Zahn auch immer zu ziehen^^ Aber eine "glatte Front" ist vielen wichtiger als eine traditionelle Verarbeitung. Und auch wenn ich meinen Job wirklich liebe, der Satz "bei dem Preis darf da keine Falte sein" nervt wirklich immer und immer wieder^^
An der Front sieht es nun mal nicht immer so aus wie in Foren oder Lehrbücher (oft leider).
Ich versuche beide Varianten einfach zu beschreiben und nicht nur aus wirtschaftlicher Seite (für meinen Chef) eine unfixierte Lösung ans Herz zu legen.
Was mich an den Industrie und Maßkonfektionssakkos viel eher stört, ist die Verarbeitung der Schulter. Meistens wird nicht auf Hängeschultern eingegangen, ich sehe dauernd Stauchfalten quer über den Schulterblättern. Die Ärmelanlangen mit viel zu tief ausgeschnittenen Armlöchern und meiner Meinung nach hässlichen und steifen übergängen zum Ärmel empfinde ich schlimmer als jede fixierte Front.
Ist das dann nicht wieder eher das Problem der Vermittlung/Verkaufs/Vermessung?


@bluesman
Auch Florian hat hier mittlerweile mal darauf hingewiesen das selbst bekannte gute Schneider gerne bei leichten Stoffen zu fixiert greifen weil es sinnvoll ist. Wo genau finde ich auf die Schnelle nicht. Sollte ich mich da falsch erinnern bitte ich Florian für die Unterstellung um Entschuldigung.
 
Ist das nicht bemerkenswert? Ich frage mich, warum sich solche Mythen so lange halten. Vielleicht waren die ersten Frontfixierungen damals so schlecht, dass man schlechte Erfahrungen machte...? Gerade in der Schneiderei gibt es ein ganzes Sortiment an Mythen.

Um es nochmal deutlich zu machen: eine lose Verarbeitung der Einlagen ist etwas tolles, sehr handwerklich und ich könnte aus Spaß an der Freude stundenlang meditativ vor mich hin pikieren. Allerdings ist es nicht von der Hand zu weisen, dass diese Verarbeitungsmethode antik ist, aus einer Zeit stammt, in der Stoffe noch so dick und schwer waren, dass man hätte noch dreimal mehr Einlagen unterschlagen können ohne, dass sich nach außen etwas abzeichnen würde. Das ist mit einer Vielzahl der heutigen Stoffe schlichtweg unmöglich.

Was uns durch dich heutigen Stoffe auch nahezu verloren gegangen ist, ist die Dressur bzw. das Formbügeln der Stoffe. Daher brauchen wir gute Schnitte und bei manchen feinen Tuchen komme ich mir bei der Anpassung einer Hose schon wie ein Uhrmacher vor. Da steckt man etwas weg und stellt nachher verwundert fest, dass manchmal 1mm das Wunder vollbrachte. Ich beziehe mich auf die von dir angesprochene Faltenbildung.

Sicher gilt es jegliche Falten zu vermeiden und dem Anzug dadurch jeglicher Lebendigkeit zu berauben :rolleyes: nur darf man nicht vergessen, dass in der Industrie von jeglichen Teilen erst mal zig Prototypen erstellt werden, bis es überhaupt zum Verkauf kommt. Die Schneider haben stets nur eine Chance und gerade Neukunden sind jedesmal aufs Neue eine Herausforderung... den Friseuren wird es ähnlich gehen :D

Meiner Meinung nach ist es absolut verkehrt die Schneiderei auf die Einlagen zu reduzieren... es ist doch weitaus mehr! :cool:
 
Ist das nicht bemerkenswert? Ich frage mich, warum sich solche Mythen so lange halten. Vielleicht waren die ersten Frontfixierungen damals so schlecht, dass man schlechte Erfahrungen machte...?
Was heißt Mythos? Ich kann das natürlich nur als Laie beim Tragen der Kleidung beurteilen und ich bin mit den verklebten Konfektionsprodukten groß geworden. Beim Anfassen und Zusammenknautschen, beim Tragegefühl, sowohl was die Anpassungsfähigkeit an die Körperform angeht als auch das Aussehen in der Bewegung sowie das weiche Rollen des Revers ergibt sich für mich bei der losen Verarbeitung ein deutlicher Unterschied. Den kann man mir nicht wegreden und ich denke, den teilen auch unabhängig voneinander die meisten Leute, die sich mit klassischer Kleidung beschäftigen. :)

Es ist sicher richtig, dass sich die geklebten Exemplare technisch seit den Anfängen verbessert haben. Mag sein, dass das für einen Schneider ähnlich spannend zu handhaben ist, das kann ich nicht beurteilen, es betraf hier ja sowieso die maschinelle Fertigung in der Maßkonfektion. Das ändert aber nichts an ihren Nachteilen beim Gebrauch. Ich würde auf Basis meiner Erfahrungen jedem Einsteiger davon abraten und darum ging es hier ja ursprünglich.

Und mal als direkte Frage, weil's mich interessiert: Gibt es wirklich Menschen, die zu einem Schneider für eine Vollmaßanfertigung eines Sakkos gehen und eine geklebte Frontfixierung erwarten?
 
Gibt es wirklich Menschen, die zu einem Schneider für eine Vollmaßanfertigung eines Sakkos gehen und eine geklebte Frontfixierung erwarten?

Ja sicher, sonst bräuchten wir uns gar nicht über das Thema unterhalten.

Es ist reine Geschmackssache. Ich persönlich mag die brettigen Anzüge, die du vielleicht als hochwertig ansiehst nicht. Aber das hat nichts mit der Qualität zu tun. Das ist einfach nur eine persönliche Meinung. Es gibt genug Kunden, die beide Verarbeitungsmethoden zur Auswahl hatten und sich für die Frontfixierung entschieden haben. Vollmaß ist doch ein Synonym für Passform, nicht für Verarbeitung. Sonst würde das bedeuten, dass ich einem Konfektionssakko mit lose verarbeiteten Einlagen das Prädikat "besonders hochwertig" vergeben könnte.
 
Ich bin kein Schneider, aber mir ist nicht klar, wo da der Vorteil liegen soll. Natürlich hat man bei einer Half-Canvas-Konstruktion einen guten Teil der Vorteile der vollständig losen Verarbeitung zu geringeren Kosten. Haben die beiden Schneider denn mal genauer ausgeführt, warum sie das besser finden? Wenn's nur um ein gewünschte Festigkeit der Struktur geht, könnte man ja entsprechende Leinwand verwenden.

Als Grund wurde mein, schon öfters beschriebener ;), Bauch angeführt. Bei genähter Einlage würde das nicht richtig fallen ab dem Bauch abwärts. So habe ich es jedenfalls verstanden. Dadurch, das es beide unabhängig von einander gesagt haben, finde ich es doch angebrachter darüber nachzudenken. Werde da aber auf jeden Fall bei meinem nächsten Besuch nachfragen.

Das Argument mit den Kosten gilt nicht.
 
Das Argument mit den Kosten gilt nicht.
Ich meinte damit nicht die Kosten, die für Dich anfallen, sondern den unterschiedlichen Aufwand der Herstellung für den Schneider. :) Dass man Dich das gleiche dafür zahlen lässt, habe ich schon angenommen.

Eine leichtere Verklebung im unteren Bereich fällt immer noch genauso gerade herunter, ich verstehe den Einwand der Schneider nach wie vor nicht.
 
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