Kleiner Reisebericht - London mit Kind

Das gute Leben

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London ist womöglich die einzige Stadt auf der Welt, in der ich mich selbst mit Magen-Darm Infekt wohlfühle. Ich hatte das Schlimmste schon hinter mir, aber auf craft ales, Full English, Fish&Chips und Scones&clotted cream musste ich die ersten Tage leider noch verzichten.

Wir waren mit einem sagenhaft günstigen Pauschalangebot im NH Harrington House untergekommen, einem schönen alten Gebäude in exzellenter Lage (South Kensington, 1 Minute von der Gloucester Road Tube), mit sehr freundlichem (spanischen) Personal und einem großzügigen Zimmer. Leider schließt das Hotel zum 31.10. – kein Wunder, aus dem Gebäude kann man vermutlich drei Dutzend Eigentumswohnungen zu £ 2 Millionen das Stück machen. Habe beim Immobilienmakler ein paar hübsche Angebote gesehen (£ 800 für 56qm – die Woche natürlich)

Ziel war es, Tochter, Ehefrau und mich zu gleichen Teilen zu bespaßen, also einen Mix aus Parks/Spielplätzen, kinderfreundlichen Attraktionen, Kunst&Kultur und Kulinarik zu finden – in London kein Problem. Bis auf einen nassen Tag war das Wetter gut – heiter bis wolkig, trocken und von der Temperatur her recht angenehm.

Die Highlights für Emily waren u.a. die Street shows am Covent Garden und danach STOMP im West End, alles an ihrem Geburtstag und mit ihrer besten Freundin, die auch in London war. Soho (Klein-Mandala ) gefiel ihr auch. Im Anschluss gefiel mir das pre-theatre dinner im Arbutus. Schön waren auch die Coram’s Field Anlage in Bloomsbury (Eintritt für Erwachsene nur in Begleitung von Kindern), wo Emily schon mit 2 Jahren gespielt hat, und der herrlich angelegte Lady Diana Memorial Playground am Nordwestzipfel von Kensington Gardens. Und natürlich die 3-D- Rüttel-Flugsimulatiom im Science Museum und die Emirates Kabinenbahn und der Thames Clipper. Und die leckeren Macarons, und die Food Hall und die Parfümabteilung bei Harrods…

Mit den spannendsten Abend hatten wir beim Friday Late im V&A. DJ, Drinks, Vorträge und Workshops. Während meine Frau bei einer feministischen Guerilla-Art Gruppe war, habe ich mit Emily südamerikanische Arpillera-Puppen gebastelt. Nett mit der chilenischen Kuratorin geplaudert, die aufgrund ihres Wiener Großvaters auch Deutsch sprach.

Natürlich habe ich mich auch an der Arts&Crafts Abteilung im V&A berauscht (während die Damen im Science Museum waren). Und während die Damen den Tower gemacht haben, bin ich auf einem Barclays Bike durch Kensington und Hyde Park geradelt und habe mich in ein paar Thrift Shops umgeschaut. Ertrag: Little Britain Season 1 auf DVD, ein Kamelhaarblazer (passte irgendwie zu mir: Wolle in Schottland gewoben, Blazer in den USA hergestellt, für einen einstmals bekannten Herrenaustatter in Palo Alto), ein Hemd von Emmet und eine wunderschöne silberne Wau Balan-Brosche (malayischer Monddrachen) für die Liebste, den die Oxfams versehentlich zum billigen Modeschmuck gepackt hatten :-D.

Nach einem Besuch in der Saatchi Gallery (tolles Gebäude, gute Ausstellung aktueller amerikanischer Abstract Art und schöner Food Market vor der Tür) hat meine Frau in der Oxfam Boutique auf der King’s Road dann noch einen Paschmina und eine schicke Handtasche gethrifted.

Ich hab es endlich auch mal in die sagenhaft schöne Wallace Collection geschafft, aber ebenso interessant war die Installation eines Cornershops der Künstlerin Lucy Sparrow in Bethnal Green, nahe der Columbia Road, in dem alles aus Filz gemacht war. Wir haben uns als Souvenir eine Tüte Walker’s Salt&Vinegar Crisps aus Filz und für Emily einen Mars-Riegel gekauft .

Um Afternoon Tea hatten wir uns nicht zeitig gekümmert, aber im Brumus dann noch kurzfristig am Samstag einen Tisch bestellen können. Seit wir das letzte Mal hier waren ist das Restaurant von Kit Kemp umgestaltet worden, ganz nett verspielt britisch, ein bisschen so, als wenn William Morris ein Kinderzimmer gestaltet hätte ;-). Es gibt einen klassischen und einen modernen Tea, der Preis liegt im Spektrum der Hotel Teas im unteren Segment (ca. 25 Pfund). Mein Earl Grey war vorbildlich, die Sandwiches interessant und sehr gut (ham hock) bis ganz ordentlich, die Scones leider nur Mittelmaß (Geschmack OK, viel zu krümelig) und die Marmelade scheußlich süß. Insgesamt OK, aber nicht umwerfend, wie noch beim letzten Mal.


Was war sonst noch schön? Little Venice und eine Kanalbootsfahrt (das Waterside Café, auf einem Boot, hat sehr gute Scones und Fentiman Limos), Borough Market (foodie paradise), ein Abschiedspint vorm The Harp, Oriental Food bei Gaby’s Deli, das unschlagbar gute Pistazieneis bei Gelupos, Englisch Einkaufen bei Waitrose, und nicht zuletzt die interkulturell kompetenten Kinder, von denen Emily auf jedem Spielplatz sofort integriert wurde. Und einfach, wie immer, der Puls der Metropole.

Fotos:
Lucy Sparrow, Cornershop (alles aus Filz)
viktorianische Herrengarderobe im V&A
Tower mit der Mohnblumen-Installation zum Gedenken an den 1. Weltkrieg
Apricot Crumble mit Pannacotta im Arbutus
Afternoon Tea im Brumus
Wallace Collection
 

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Noch ein paar Bilder:

Food Market King's Road/Duke of York Sq.
Notting Hill Carnival war natürlich auch.
Picadilly Circus
Rose Garden, Hyde Park
Soho
Tower Bridge, der alte Maschinenpark
 

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Viens voyager à Londres avec moi

Marvellous pics & description, as usual.

Vielen Dank, Tom!


Nachtrag:
Toll. Mußtest Du unbedingt das Bild des Afternoon Teas posten?
Von meiner pawlowschen Sabberproduktion mal völlig ab: da werde ich im Oktober bei mir dahaam nicht anstinken können.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Und zum Churchill Arms kann ich nur sagen WOW! War schon mehr als 5x in London und hab bis jetzt nie davon gehört, sieht super aus. Warst du auch drinnen?

Ja, wir haben früher in der Gegend gewohnt. Ist aber von außen definitiv attraktiver als von innen. Mäßiges Thai-Restaurant statt traditional pub food, und die Biere sind (oder waren zumindest vor einigen Jahren) nur die übliche Fuller-Plörre. In der Nähe gibt es eindeutig bessere Alternativen, allerdings nicht so hübsch geschmückt.
 
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