Ich oute mich als Prolet und bitte Dich, es (ebenfalls) volksnaher zu formulieren. So verstehe ich nicht, was Du meinst. Vielen Dank!
Gerne. Ich beobachte zunehmend an mir selbst, daß ich mit den Volksgruppen der Jogginghosen-Träger und Tagesfreizeitler, die zunehmend, mal mehr, mal weniger aufdringlich, den öffentlichen Raum bevölkern, keine Gemeinsamkeiten mehr habe.
In mir erwächst das Bedürfnis, das (auch optisch) auszudrücken. Das ist für mich persönlich neu, weil es eigentlich meinem christlichen Wertebild widerspricht.
Da sich mein Wertebild nicht verändert hat, frage ich mich selbst, was sich verändert hat, der öffentliche Raum selbst, meine Wahrnehmung oder die Bewertung meiner Wahrnehmung.
Was auch immer sich verändert hat, damit einher geht das zunehmende Distinktionsbedürfnis und die schwindende Lust, sich mit denen auseinander zu setzen, mit denen man so gar nichts gemein hat.
Ausdrücklich nicht damit gemeint ist z. B., was mein Nachbar beim gemeinsamen Grillen im Garten trägt.
Viele in meinem Umfeld empfinden ähnlich. Einige reagieren darauf inzwischen mit Vermeidungsverhalten.
In bezug auf die Krawatte bedeutet das folgendes: Ich glaube nicht, daß die Krawatte als Modeaccessoire noch eine Chance hat. Sie wird zwar nicht vollends verschwinden, aber ein Nischendasein fristen.
Wenn die Krawatte überhaupt eine Chance haben kann, dann eben nicht als Modeartikel, sondern nur als Distinktionsmerkmal. Ob sich die Leute ihrer erinnern, halte ich für schwer antizipierbar. Anders formuliert, die Lust, sich volksnah zu geben, wird vergehen. Ob die Krawatte davon profitiert, ist ungewiß.