Kleidungs- und Modeindustrie, Corona und World Economic Forum

jabbadoo

Well-Known Member
Das sieht nach ziemlicher Ratlosigkeit aus:

https://www.weforum.org/agenda/2020/06/retailers-unsold-stock

In der Tat wird es sehr spannend, was mit den aufgelaufenen Lagerbeständen sowie jetzt neuen Sachen passiert. Ich persönlich tippe auf eine wilde Mischung aus Werbedruck, Panikverkäufen hier und da, Hamstern, Rabattschlachten, Produktvernichtung und -verschenken, Verkäufen über die Herstellershops und vieles mehr..

Das dürfte alle Verkaufskanäle betreffen. Vom stationären Handel bis online, vom Hersteller bis Sekundärvermarkter. Und es wird durchschlagen bis in die Herstellungsländer.
 
Die PITTI UOMO in Florenz wurde zuerst von Juni auf September verschoben und vor 2 Tagen abgesagt.
Es wird jede Menge Insolvenzen geben im Bereich Fashion aber auch in allen anderen Wirtschaftsbereichen.
Die Leute haben ihre Sparquote auf mittlerweile 35 % hoch geschraubt.
Arbeitslose wird es jede Menge geben - die sich selbst erfüllende Befürchtung...

Traurig, einfach nur traurig ist das ganze Geschehen zumal die Welle aus den USA noch im Anrollen ist.
Wer da auf Schnäppchen hofft, der hat bloß den Schuss noch nicht gehört.
 
Wie schon gesagt, das wird Chaos. Was man von "normalen", saisonalen Abverkäufen kennt, ist: möglichst lange einen möglichst erträglichen Preis halten, bis der Erste entweder Liquiditätsprobleme oder Lagerprobleme bekommt. Dann irgendwie abverkaufen und gucken, dass man nicht als Letzter auf einem Posten sitzen bleibt.

Nur ist jetzt alles total durcheinander. Stau in der Pipeline, Lager voll, geändertes Käuferverhalten. Selbst solche Trends wie Slim Fit geraten nicht nur wegen "out" durcheinander. Home Office = paar Kilos mehr.

Was das genau wird, keine Ahnung. Die Szenarien reichen von einem Firesale wie im Film Margin Call bis zur Konsolidierung auf nachhaltige Produkte bei weniger Konfektionen im Jahr. Zudem haben sich gerade zig Einkommensverhältnisse umgeschichtet und in der Mittelklassemode gibts eh schon Überkapazität hoch Drei.
 
Wir sind schon seit 3 Monaten mittendrin, viele haben es nur noch nicht bemerkt und sehen nur sich selbst
wie die Rollenpapierhamsterei schon deutlich aufgezeigt hat.
Im Grund genommen müssten jetzt alle, die noch Geld auf ihrem Bankkonto haben, los rennen und
kaufen, egal was, und sei es ein neues Auto zu leasen, damit die Wirtschaft wieder in Schwung kommt
und der €uro rollt.
Was aber will man erwarten wenn selbst die Politiker aus einem Konjunkturprogramm ein Umweltschutzerhöhungsprogramm machen und Autos gefördert werden, die so oder so schon knapp sind
und die lieferbaren die Händler erdrücken, so dass die Produktion heruntergefahren werden muss.
Die 2,52 % Preissenkung durch die MWSt-Absenkung locken niemanden zum Kauf.

Alles zusammen genommen, das, was schon Realität ist, plus die weiter steigende Käuferzurückhaltung
- Warten auf Schnäppchen - :D
wird zu dem führen, was die Käufer befürchten - der in Berlin erhoffte "Wumms" wird ausbleiben.
Sonderangebote wird es geben, aber im überschaubaren Rahmen, denn man darf nicht vergessen,
dass 3 Monate lang so gut wie nichts produziert oder importiert wurde.
Viele Firmen, in UK unter anderem auch CROMBIE, haben schon zu gemacht...
und viele renommierte Hersteller und Handelsketten ebenfalls.
 
Das Problem der Branche ist ohnehin, dass über ein Jahrzehnt hinweg viel zu viel billiger Einwegkram immer schneller wechselnd produziert wurde. Modetrends haben sich so lange ineinander verwischt, dass sie bedeutungslos geworden sind. Eine Absatzkrise wie diese deckt nur auf, dass viel zu lange schon Massen von Einfachkleidung verkauft wurde, die keiner wirklich braucht oder wegen seiner guten Produkteigenschaften unbedingt haben will. Deswegen ist ein großer Teil der Kleidung für jeden Preis zu teuer.

Falls das tatsächlich bei einer genügend großen Gruppe von Konsumenten angekommen sein sollte, wird es keinen Sale der Welt geben, der die aufgelaufenen Warenmengen noch verkaufen kann. Die Folge wäre eine Marktbereinigung und ein Umschwenken auf qualitativ besseren, niederfrequenteren, nachhaltigeren Konsum.

Aber glauben kann ich das nicht. Jetzt wird es einige Marktteilnehmer mit knapper Kapitaldecke erwischen, Mengen von Waren werden verbrannt und dann wird wieder neu mit geringeren Mengen die Winterkollektion vorbereitet. Und wenn die berühmte "neue Normalität" einsetzt, wird alles wieder werden wie zuvor. Dafür sind die Konsummechanismen im Kleidungsbereich schon zu lange entwickelt. Die Menschen wollen es in ihrem Inneren so haben, sie wurden nicht dazu von bösen Marketern überredet.
 
Oben