...
Noch was zum Bezugssystem: Wir hier sind in einem Stilforum. Finden wir vielleicht Olymp/Eterna gut? Inwiefern haben diese in Bezug auf sartoriale Bekleidung eine Berechtigung?
Natürlich kann ich mich mit Olymp zufrieden geben und argumentieren, diese Hemden hätten eine Existenzberechtigung. Haben sie auch. Halt für Leute, die sich nicht in dem Maße für Kleidung interessieren, wie es die Teilnehmer dieses Forums suggerieren zu tun...
Ich sehe, was uns trennt ist die Definition des "Stil" Begriffes. Wir sind hier zwar in einem Stilforum, jedoch mit klarem Schwerpunkt auf Mode. Selbst wenn man den Schwerpunkt nicht so gewichtet, dann stellt sich die Frage in wie weit "Stil" auf den Konsum eines koffeinhaltigen Heißgetränkes anwendbar ist.
Stil definiert für mich nicht das Streben nach allen erdenklichen Superlativen des Möglichen, der dauernde, man verzeihe mir den Ausdruck, "Schwanzvergleich" ist eher Snobistisch. Stil hat man, oder man hat ihn nicht. Völlig unabhängig davon ob man Olymp und Lloyds trägt, und dabei einen Nespresso schlürft. Man ist nicht optimal gekleidet, aber das hat wenig mit Stil zu tun.
Wäre der Schluss "in einem Stilmagazin darf man sich nicht als Nespressotrinker outen, das ist stillos" gültig, dann mögen sich bitte auch alle zurückhalten die keinen Bentley fahren, keine Patek am Handgelenk tragen (Rolex? mieser Emporkömmling!), die nicht drei mal am Tag im Sternelokal speisen und dabei nur feinste Weine schlürfen etc...
Ja, all das sind schöne Dinge. Allerdings würde ich sie unter "Lebensqualität" oder "die schönen Dinge" subsummieren, und nicht unter "Stil". Auch ein russischer Zuhälter kann sich viel Luxus leisten, deswegen hat er nicht unbedingt Stil (Nationalität und Art des Deliktes sind frei austauschbar). Auch kann ein Leben erfüllt und "Qualitätsvoll" sein, ganz ohne Luxusartikel. Selbst in Lloyds!
Konsequenterweise halte ich es für stilvoll seinen eigenen Weg zu beschreiten, die eigenen Prioritäten zu setzen und damit seinen eigenen Stil zu kreieren. Ja, man kann immer nach Besserem streben, das sollte man auch um den Stillstand zu vermeiden. Aber man muss sich nicht von Andersdenkenden durch das Dorf hetzen lassen und jede heilige Kuh anbeten, nur weil man sonst eventuell Gefahr laufen könnte als "stillos" zu gelten.
Zurück zum Kaffee: Ich habe weder die finanziellen Mittel noch die nötige Muße mir Equipment auf Gastronomieniveau zuzulegen, und eine Baristaausbildung zu absolvieren. Dementsprechend schafft es ein gut ausgebildeter Barista an der Topmaschine mehr aus der Bohne zu holen als ich zu Hause. Das freut mich wenn ich in den Genuss des Produktes komme. Trotzdem werde ich nicht gleich depressiv wenn zu Hause eben nur Mittelklasse aus dem Sieb rinnt.